Geige geerbt, wer weiß was?

  • Hallo zusammen, ich habe eine Geige bekommen, spiele selber seit einem halben Jahr und bin noch nicht so wirklich der Experte...Wollte mal hören ob jemand was weiß?
    Werde nächste Woche auch meinen Geigenlehrer fragen, bin aber jetzt schon neugierig :)


    Also in der Geige steht : Ludwig Reisinger Wien anno 1903. Bilder kann ich leider gerade nicht hochladen, da meine Kamera defekt ist :(


    Geige ist aber in einigermaßen gutem zustand und an einem F-Loch ist ein kleiner riss, dieser wurde jedoch offensichtlich schonmal geklebt!
    Vielleicht kann ja irgendwer schon was mit Jahr und Hersteller anfangen.


    Vielen Dank schonmal im vorraus!

  • Reisinger war einer der ganz großen im Kontragitarrenbau (aka Schrammelgitarre).
    Seine Geigen sind nicht so berühmt und es ist auch wiederum bekannt, dass er für sein Geschäft für Schüler und weniger begüterte Musiker Geigen und Gitarren aus Böhmen kaufte.
    Für eine weitere Abschätzung wären Fotos unerlässlich!
    Also das übliche: Decke, Boden, mindestens eine Zarge, Schnecke, Griffbrett, Signaturen (Brandzeichen, Zettel, Reparaturmarken etc.)
    M.W. nach gibt es die Firma noch heute, sie handelt aber mit Klavieren und Keyboards.
    Probieren Sie es mal mit dem Handy!

  • Danke schonmal für die schnelle Antwort...habs mit den Fotos doch noch hinbekommen, einfach dem Link folgen. Das Etikett habe ich allerdings nicht belichtet bekommen. Aber steht halt nur Reisinger anno 1903 drin( wie schon gesagt)
    Auch wenn due Geige nicht besonders wertvoll ist würde es mich interessieren ob es sich lohnt sie mal zum Geigenbauer zu bringen, würde sie dann wirklich selbst spielen.


    http://img101.imageshack.us/g/img0109fe.jpg/

  • Was gefällt ist v.a. der Boden mit neudedutsch bookmatched oder in der Fachsprache "nach dem Spiegel geschnittenem" Wellenahorn (oder curly maple). Auch ist die Wölbung sehr gelungen.
    Die Schnecke und Wirbelkasten sind hervorragend gemacht.
    An der Decke wurde mal herumgepfuscht, aber im wesentlichen gefällt die Arbeit.
    Was für Reisinger spricht ist der ungewöhnlich 2 teilige Kiel. Reisinger war hpts. Kontragitarrenmacher und er machte zuerst jeden Hals seaparat mit Kiel und vereinte dann beide Hälse mit den Kielen.
    Es kann sein, dass das so ursprünglich für solche Gitaren gedachte Kiele waren, die aber dann für eine Geige Verwendung fanden -weil ihnen es am "Fleisch" fehlte oder was auch immer.
    Ich würde empfehlen, sie mal gob schätzen zu lassen.
    Aber warten wir ab, was unser Foren-Guru, der Rainer, meint.

  • Ok, da bin ich auch mal gespannt. Also in jedem Fall mal zum Geigenbauer?
    ich finde sie klingt auch nicht schlecht zumindest auf der E-Saite, die anderen sind nicht mehr so wirklich gut bespielbar :)


    Aber deine schnelle hilfe ist echt toll! Vielleicht habe ich da ja doch ein kleines schätzchen. Das würde meine Motivation weiter zu spielen und beser zu werden nochmal deutlich nach vorne treiben ;)

  • erkunden Sie sich aber vorher ums Honorar.
    Ein netter Geigenbauer macht das hoffentlich zum Nulltarif (weil er ja hofft, dann ein tolles Geschäft mit der Reparatur zu machen).
    Über Bilder können wir leider nur grob mal was sagen -für eine Expertise müßte man das Instrument in natura sehen -Sie verstehen!
    Aus meiner Sicht sieht sie interessant aus.
    Aber andere Meinungen sollten wir noch einholen.
    Vielelicht meldet sich der Rainer noch. Wäre auf sein Urteil gespannt.

  • Kann man pauschal sagen was so eine Grund instandsetzung ungefähr kostet? Also nur im ganz groben. Sind es ehr 100 oder 500 ?? Also nicht das mich da jemand übern Tisch zieht. Oder können sie mir zufällig einen GEigenbauer im Großraum Münster empfehlen?

  • sollte das ein Meisterwerk sein -und Reisinger ist kein No Name- dann fangen zumindest die Geigenbauer, die ich in Wien kenne mit Ihnen unter 2000? nicht einmal zu reden an, weil sie dann korrekt argumentieren, so ein Stück kann man nicht reparieren, das muss total wiederhergestellt werden.
    Sie wird zerlegt, Basstab und Stimmstock ausgetauscht, Risse und Lackfehler korrigiert etc..
    Ist es bloss eine Schülergeige, kann man eine einfache Reparatur angehen. Die liegt dann durchaus so im unteren dreistelligen Bereich -je nach schwere der Schäden.
    Daher zuerst schätzen lassen, nicht dass Sie mehr Geld reinbuttern, als was sie wert ist.

  • Das ist schon eine gute und offensichtlich viel gespielte Geige, den Gebrauchsspuren nach zu urteilen allerdings mehr für Unterhaltungsmusik als für Klassik. Zumindest das Alter passt zu dem Zettel und auch die Verarbeitung spricht m. E. für ein Original.
    Tatsächlich kann jeder Geigenbauer schnell den ungefähren Wert schätzen und vor allem den Restaurierungsbedarf abschätzen. Der für die Spielbarkeit unbedingt notwendige Bedarf ist dabei m. E. nicht einmal sehr hoch, und als Studi solltest Du auch durchaus berechtigt auf Deine begrenzten Mittel hinweisen.
    Schreib' uns mal, was Dein Geigenlehrer und der Geigenbauer zu der Geige und den voraussichtlichen Restauriierungskosten (und was für diese genau gemacht werden soll) sagen.
    MfG
    Rainer