Joseph Hornsteiner / Geige aus Dachbodenfund

  • Hallo zusammen,


    ich hoffe ihr könnt uns ein wenig weiterhelfen ;) Wir haben eine Geige auf unserem Dachboden, ein altes Familien-Erbstück.


    Die Geige ist von Joseph Hornsteiner, Berlin, Potsdamer Straße 27b.
    So steht es zumindest in dem Holzgeigenkasten. Im Koffer waren auch noch jede Menge Kleinigkeiten wie z.B. eine Dose mit "Echtem Hans Sitt-Kolophon" aus Leipzig von 1909, ein Päckchen mit Nadeln von 1892 und andere Kleinigkeiten. Die Seiten der Geige sind leider gerissen, aber es scheint wohl alles komplett zu sein. Auch der Boden sieht noch intakt aus und steckt im Koffer.


    Anbei einmal ein paar Bilder. Evtl. könnt ihr uns ja sage, was das gute Stück Wert sein könnte, oder ob es doch nur Plunder ist.


    Viele Grüße
    Morph

  • mir erscheint sie eher als durchschnittliche vogtländische Arbeit.
    Das mag kein Widerspruch sein, viele gute Geigenbauer kauften auch Massenware von dort (Böhmen und Sachsen waren damals für den Instrumentenbau das, was heute für uns China und Korea sind) um nicht ihren Kundenstamm an Anfängern und Wirtshausmusikern zu verscherzen bzw. sie für ihre Meisterwerke warm zu halten, falls ihre Ansprüche doch noch wachsen sollten.
    300? würde ich sagen.

  • Der Name Hornsteiner weist eher nach Mittenwald, allerdings könnte der in Berlin tätig gewesene Ludwig H. durchaus auch im näher gelegenen sächsischen Vogtland oder Böhmen eingekauft haben.
    Ich würde gerne noch ein Bild der Rückseite der Geige sehen.
    MfG
    Rainer

  • es stimmt: Hornsteiner waren ein großer Name im Kontragitarrenbau.
    Aber auch aus Mittenwald gilt: nicht alles, was einen großen Namen sogar ungefälscht trägt, ist ein großartiges Produkt.
    Viele namhafte Mittenwalder liesen ihre "Massenware" von einfachen Instrumentenbauern der Region Wettersteingebirge auf Bestellung machen (siehe Rossemeisl, sogar die Familien Klotz & Simon)

  • es wäre gut gewesen, die Rückseite frontal aufzunehmen, so dass man Kiel und Halsunterseite auch sieht. So von der Seite sieht man kaum etwas.
    Die Holzwahl ist OK! Die Lackierung auf der Rückseite gefällt deutlich besser (oder ist's nur der opt. Effekt?).
    Mir kommt sie trotzdem nur wieder als Manufakturgeige vor.
    Hornsteiner hätte sicher, so sie eine Meisterarbeit gewesen wäre, sich mit einem Zettel auf dem Boden oder Brandmarke verewigt.
    Also wenn's geht, doch noch eine Frontalaufnahme.

  • Es gibt im Musikinstrumenten Museum Berlin in Vitrine 15.1 eine Violine von Joseph (IV.) Hornsteiner Berlin, 1890, N. 17 zu sehen, eine Leihgabe von Steffen Werth.
    Hoert oder liest man den Namen "Hornsteiner", denkt man sofort an die Hornsteiner Dynastie in Mittenwald. Die hier gezeigte Geige ist mit Sicherheit keine Arbeit aus Mittenwald. Der C-Bogen der Zargen und die f-Loecher sowie die Lackarbeit passen eher zu einer voigtlaendischen oder saechsischen Geige. Eine echte Joseph Hornsteiner "Musikant" Geige kann man im MIM in Mittenwald bewundern.