Frage zu Geige

  • so fern ich weiss, wird nur wenn der alte Hals durchgescheuert ist, einfach ein neuer "angeschäftet". D.h. er muss sich in die verbliebene Struktur des alten Halses und Wirbelkastens anpassen.
    Mir wurden aber auch schon mal Billig-Geigen angeboten, da wurde so etwas willkürlich gemacht, um der Geige einen vielgespielten Eindruck zu vermitteln.

  • "Angeschäftet" heißt in diesem Zusammenhang normalerweise, dass Schnecke und Hals nicht aus einem Stück, sondern zusammengesetzt sind (nur, damit wir vom Selben reden).
    Diese "Operation" führt man aus, wenn der Hals zu kurz gebaut wurde, irreparabel beschädigt ist oder die Neigung des Halses (und damit auch der Winkel der Saiten über dem Steg) nicht stimmt und sich das nicht auf andere Weise korrigieren lässt.

    Die alten italienischen Geigen wurden ursprünglich als "Barockgeigen" (wie man das heute bezeichnet) gebaut und weitaus die meisten der heute noch im Konzertbetrieb verwendeten Instrumente sind in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (aber auch noch später) "geköpft" und angeschäftet worden. Damals setzte sich ein längerer und stärker geneigten Hals (neben anderen Änderungen, wie einem massiveren und längeren Bassbalken) durch, u.a. weil die Instrumente dadurch lauter wurden und man hat auch die alten, wertvollen Instrumente entsprechend umgebaut. (Es ist übrigens sehr lehrreich, mal an einem Foto zu kennzeichnen, welche Teile einer Stradivari oder Guarneri noch orginal sind.)


    Als EIN Indiz für ein altes Instrument wird es daher angesehen, wenn es mal "geköpft" wurde. Imitatoren wussten und wissen das auch und deuten manchmal die "Narben" des Anschäftens durch feiner Messerschnitte im Wirbelkasten an. Solche Linien finden Sie auf vielen böhmischen Geigen.