Erbstück, keine Ahnung vom Wert

  • Hallo allerseits. Ich bin neu und stelle mich daher erst einmal kurz vor: Zwar fühle ich mich der Musik verbunden und sie ist Teil meines Daseins, aber ich spiele Gitarre und Mandoline. Gitarre seit ich 14 bin, Mandoline seit ich 49 bin, letzteres fünf Jahre. Damit ist klar, daß ich zu den "Uhus" gehöre.


    Ich bin froh, daß ich dieses Forum gefunden habe, gibt es doch die Gelegenheit, wenigstens einmal eine Vorstellung davon zu gewinnen, was eine Geige, die man so im Haushalt hat, darstellen könnte.


    Und damit bin ich beim Problem: Als Kind hatte ich eine Zeit lang Violinenunterricht und das ist der Grund, warum ich die Geige meines Urgroßvaters besitze. Sie ist - soweit man das mit bloßem Auge sehen kann - nicht gekennzeichnet, zumindest nicht im sichtbaren Innenbereich des Korpus.


    Mein Vater hatte sie schon einmal in den 60ern schätzen lassen, die eventuell einmal dazu erstellen Dokumente sind verschollen, obwohl sich im Hause meines Vaters Korrespondenz aus noch viel früherer Zeit befindet. Naja, seis drum. Ich habe die Geige einmal zu einem Geigenbauer in Suhl gebracht, weil sich die Decke auf einer Länge von vielleicht 10 cm von der Zarge gelöst hatte. Das ist instand gesetzt worden. Der Geigenbauer meinte, die Geige sei seiner Meinung nach Tschechischer Herkunft und auf vielleicht Mitte, zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zu datieren.


    Ich wäre sehr dankbar, wenn das geballte Fachwissen hier im Forum einmal eine Einschätzung geben könnte, um was es sich bei der Geige handelt und wie der Wert sein könnte. Hoffentlich sind die Bilder dafür tauglich, ich habe tewas gewackelt.

  • Meiner Einschätzung dürfte der Herr aus Suhl recht haben.
    Die Materialien sind durchschnittlich: nicht einmal hochgradiges (="Tigerstreifiges") Riegelahorn als Boden,Zargen und Hals und kein Ebenholz als Griffbrett.
    Die Lackierung ist auch 0815 (kein honigfarbener "gemäldeartiger Effekt").
    Aber ein sehr gut erhaltenes Instrument und bei gutem Klang durchaus ~200?.
    Aber IMHO der Rainer wird sich sicher bald melden und er kennt sich da wirklich besser aus.


    PS: vielleicht ist es nur die Perspektive, aber am meisten irritiert mich die etwas überdimensionale Schnecke am Kopf: erinnert eher an die Typen mit der Schmalzlocke aus den Halbstarke Filmen aus den 50iger Jahren :)

  • Ich glaube, die Farben, die die Bilder haben, täuschen etwas, insbesondere, was das Griffbrett angeht. Das ist topfschwarz und auf dem Bild erweckt es eher den Eindruck, als sei es helles Hartholz auf Ebenholz "gequält". Da glaube ich an Ebenholz, wobei ich das deshalb ein wenig glaube einschätzen zu können, weil ich - wie schon angedeutet - Liebhaber und Nutzer hochwertiger Gitarren bin und da kommt man mit Ebenholz als Griffbrett-Material in Berührung.

  • Ich teile die Einschätzung des Geigenbauers. Der Wert dürfte je nach Klang im mittleren bis oberen dreistelligen Eurobereich liegen, bei sehr gutem Klang evtl. sogar noch etwas darüber.
    MfG
    Rainer

  • Vielen Dank an Euch, das ist wirklich sehr hilfreich. Den Klang kann ich nicht einschätzen, aber das ist eine sehr hilfreiche Orientierung. Ich finde die Violine jedenfalls außerordentlich laut.


    Als Laie in diesen Fragen steht man staunend davor, wie es möglich ist, diese subtilen Feinheiten und Unterschiede zu sehen.

  • 100%ig sicher kann man es anhand von Fotos nie sagen. Man kann in den meisten Fällen schon mal eine Vorausselektion machen (ist das eine Meisterarbeit oder nur Massenprodukt).
    Es gibt halt nur Anhaltspunkte, die man durch Erfahrung sammelt -aber auch da ist Gefahr in Verzug.
    Einstweilen gibt es Billigviolinen v.a. chines. Fertigung, die beim ersten Eindruck ein "Wow" hinterlassen, erst bei genauerem Hinsehen wird's aber dann doch ernüchternd.