Ich glaube, die Verhältnisse in der Familie Seidel und mit dem Brandstempel ist sehr viel komplizierter. Es gibt mindestens 15 Geigenbauer aus der Familie Seidel.
1.) Christian Wilhelm (der von 1815-1900, es gibt nämlich mehrere Christian Wilhelms 😉) hatte mehrere Stempel, manche mit einer Art Sternchen.
2.) wie in allen großen Werkstätten ist es schwierig „aus der Werkstatt“ und „Meistergeige in allen Teilen nur aus der Hand des Meisters“ zu unterscheiden.
3.) wichtiger als der Brandstempel ist das spezielle sehr individuelle Modell und der Lack. ( und die Holzwahl)
4.) Ab 1871 war er Obermeister in Markneukirchen was sich auch auf die Produktion auswirkt.
5.) Ist eine Violine nicht von der Hand des Meisters aber nach seinem Modell (Eventuell aus seiner Werkstatt oder aber aus der Werkstatt eines Familien Mitgliedes)
eine Fälschung, eine Kopie, oder eine autorisierte oder nicht autorisierte Lizenzproduktion?
6.) es gibt nach gleichem Modell eine „Kleinserie“ mit Fünfspäniger Einlage aus der Zeit, auch mit sehr gutem Holz und Lack die eher mit 10.000.-€ -12.000.-€ bewertet wird und die dann sehr sauber gearbeitet sind.
7.) Meines Wissens nach gibt es bei den Seidels leider nur „Stilzuordnungen“ und keine reinrassigen „Provenienznachweis“.
8.) Es gibt Brandstempel aus verschiedenen Materialien.
9.) Es gibt verschiedene Möglichkeiten Brandstempel zu erhitzen:
a) elektrisch (Modern oder bei Fälschung)
b) Spiritusflamme - mit Ruß/ ohne Ruß
c) einfache Gasflamme
d) reduzierende Gasflamme
10.) es gibt verschiedene Techniken des „Druckens“ die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Praxistipp: fragt mal eueren/einen Bogenbauer was man beim Brandstempel/Prägestempel beachten muss. Wenn er Zeit und Lust hat hält er Euch einen Stundenlangen Vortrag😉.
.....und ich habe sicherlich noch etliche wichtige Aspekte vergessen.