Geige Sidtler,Gregorius(Gregor) von 1798

  • nun ich habe folgende Geige von meinem Vater erhalten(dieser hat sie ebenfalls von seinem Vater)Etikett im inneren der Geige lautet wie folgt: Gregorius Sidtler fercit Monachii Anno 1798. Gesamtlänge beträgt 59cm und ist äusserlich ohne Schäden(Risse, defekte usw.)weist jedoch Gebrauchsspuren auf. Ist in Koffer mit Bogen und weiteren Teilen.Würde gerne zu einem Geigenbauer gehen und diese begutachten lassen, nur hätte ich vorher gerne ein paar Infos zu der Geige.Will sie nicht unbedingt verkaufen sondern eher ehrlich begutachten und eventuell reinigen und überarbeiten lassen.Hoffe das jemand mir etwas über das Instrument sagen kann,im Netz habe ich nur raus bekommen das der Geigenbauer Sidtler Gregorius am 22 Juni 1755 in Füssen geboren wurde und um 1800 gestorben ist. Wirkungsorte waren München und Wien. Für nähere Infos wäre ich sehr dankbar, auch was den momentanen Wert angeht. Denn wenn ich das Instrument reinigen und ausbessern lassen würde, will ich schon ungefähr wissen was Sie für einen Wert hat. Gruß aus Pyrmont










  • Wenn ich eine alte Geige mit Innenzettel vorgelegt bekomme, interessieren mich insbesondere folgende Fragen:


    1. Passen Erscheinungsbild (Holz, Lack, Verarbeitung) der Geige überhaupt zu dem angeblichen Entstehungsjahr und einer meisterlichen Fertigung, oder handelt es sich offensichtlich nur um eine der zahllosen einfachen Fäschungen?
    Diese Frage lässt sich meist schon anhand von guen Bildern klären.
    Ist die Geige nach der ersten Prüfung (vermutlich) "echt", handelt es sich zumindest schon einmal um ein Sammlerstück i. S. einer "Antiquität", für die es allein schon einen Markt(wert) gibt.


    2. Wie ist der Zustand der Geige, ist sie spielbar, sind erst umfangreiche Restaurationsarbeiten, wie Halsbegradigung, Leimarbeiten, Griffbretterneuerung etc., erforderlich oder liegen sogar gravierende, nur bedingt reparable Beschädigungen (z. B. Stimmriss) vor?
    Es gibt leider auch bei Geigen "wirtschaftliche Totalschäden", die für einen Laien nicht sofort erkennbar sind.


    3. Wenn der Zustand gut ist, wie gut klingt das Instrument?
    Das ist die zentrale Frage für jeden ernsthaften Musiker.
    Die Wiederherstellung eines spielbaren Zustand ist für einen Geigenbauer oder auch einen erfahrenen Spieler häufig schon ohne großen Aufwand erreichbar. Nur wenn ein "echtes" Instrument auch gut klingt, hat es für einen Musiker einen hohen Gebrauchswert. Leider gehen äußeres Erscheinungsbild, zertifizierte "Echtheit" und Klang aber nicht immer parallel, weswegen allgemeine Wertangaben aus Musikersicht ganz relativ sind und selbst Instrumente von ganz namhaften Geigenbauern sehr unterschiedlich bewertet werden.


    4. Wie hoch ist der voraussichtliche Wert der Geige?
    Wenn die Geige aller Voraussicht nach echt und noch gut erhalten ist, kann man sich zumindest in der Größenordnung an die üblichen Streichinstrumententaxen halten, die aber auch nur Größenordnungen mit großen Spannbreiten angeben und m. E. in vielen Fällen mehr dem antiquarischen Wert als den eigentlichen Nutzwert entsprechen. Nur selten sind sogar die Mindestwertangaben tatsächlich auf dem Markt zu erzielen und entsprechen m. E. mehr Anhaltspunkten für eine Instrumentenversicherung bzw. den voraussichtlichen Wiederbeschaffungswert, der nicht dem erzielbaren Verkaufspreis entspricht.
    Bezüglich der betreffenden Geige würde ich unter der Vorausetzung ihrer Echtheit, eines guten restaurierbaren Zustandes und eines guten Klanges die Spannbreite des Wertes vorsichtig zwischen ca. 2.000 bis maximal 10.000 Euro schätzen.

    5. Was will der Besitzer mit dem Instrument anfangen?
    a) Will er oder ein Familienmitglied es selbst nutzen, lohnt sich meist auch eine aufwändige Restauration, die - je nach Aufwand - in der Regel aber schon einge hundert Euro kosten kann.
    b) Will er sie nur als Dekorationsobjekt nutzen, kann er sie meist schon mit geringem Aufwand selbst optisch mit einem handelsüblichen Pflegemittel oder auch nur mit Hilfe eines weichen Mikrofasertuchs wieder in einen ansehnlichen optischen Zustand bringen.
    c) Will er sie verkaufen, sollte die Geige zumindest spielbar sein. Die Kosten für eine aufwändige Restauration (siehe oben) werden beim Verkauf aber in der Regel nicht in entsprechender Höhe wieder erzielt (das ist insofern durchaus mit der Situation bei Gebrauchtwagen vergleichbar).


    MfG
    Rainer

  • habe mal ein paar Bilder von der Geige gemacht, bekomme aber einfach keins hin auf dem der eingeklebte Zettel sichtbar ist. Zustand würde ich schon so beschreiben das die Geige keine Risse usw. aufweist aber dennoch auf jeden Fall zum Geigenbauer sollte zum reinigen und kleine Blessuren ausbessern. Die Geige ist auf jeden Fall noch bespielt worden, nur weiß ich nicht wann das das letzte Mal geschehen ist. Bogen sieht noch gut aus, in dem Geigenkasten liegt noch ein Wachsblock und noch eine Schulterauflage?? (nehme ich mal an das es eine ist).Instrument wird hier in der Familie sicher keiner spielen(mangels Interesse) mir liegt eher der Erhalt und eventuelle Veräusserung im Sinn. Aber ich finde einfach nichts über den Geigenbauer, aber trotzdem erst einmal danke für deine Infos. Gruß aus Pyrmont

  • Zitat

    Original von pyrmonter72
    habe mal ein paar Bilder von der Geige gemacht, bekomme aber einfach keins hin auf dem der eingeklebte Zettel sichtbar ist


    Bei der (Erst-)Beurteilung einer Geige interessiert mich der Zettel nur am Rande, da glaube ich dem Besitzer ganz einfach erst einmal das, was er darauf lesen kann. Bilder von echten Zetteln gibt es nämlich viele - sogar ganze Sammlungen, was das Fälschen natürlich ungemein erleichtert :D


    Statt "fercit" sollte es auf dem Zettel aber schon lateinisch richtig "fecit" (= er hat gemacht) heißen.


    Ein mutmaßlich echter gedruckter Zettel von Sidtler ist folgendermaßen gestaltet:
    1. Zeile: Gregorius Sidtler fecit
    2. Zeile: Monachii Anno 17.. (die letzten beiden Zahlen handschriftlich).


    Nachdem jetzt Bilder der Geige zu sehen sind, würde ich sagen, dass es sich zumindest um ein wahrscheinlich entsprechend altes deutsches Instrument von gehobener Qualität handelt.

    Insgesamt dürfte das Instrument schon mit vertretbarem Aufwand zu restaurieren sein. Zumindest der Steg ist aber dringend erneuerungsbedürftig und droht aufgrund seiner Verbiegung unter der Saitenspannung, akut zu brechen.


    Vielleicht hat der Geigenbauer ja sogar selbst Interesse oder Kunden für das Instrument.


    Es wäre natürlich schon interessant, hier auch seine Meinung zu erfahren.


    MfG
    Rainer

  • Hallo,


    mein Fehler mit "fercit", steht natürlich fecit drinn, ja das mit dem Geigenbauer wäre interessant. Muß ich mal schauen ob es hier in der Gegend etwas in der Art gibt.Zettel ist wie folgt gestaltet: Zeile 1 steht:Gregorius Sidtler fecit, Zeile 2: Monachii Anno 1798( Ziffer 98 handschriftlich) Danke für die bis jetzt genannten Infos,für mich wären auch mehr Infos über den Erbauer wichtig( vergleichbare Instrumente von Ihm, Ruf und Quallität seiner Instrumente usw.) Gruß Mark

  • Wo finde ich die richtige Plattform um ein solches Instrument zu verkaufen. Denke ebay fällt da völlig flach, ist denk ich nicht der richtige Rahmen um ein solches Instrument zu verkaufen. Gibt es gute Händler oder so etwas die solche Geigen aufkaufen?? Ich kann nicht viel damit anfangen, will sie aber auch nicht verramschen.Sollte schon möglichst restauriert werden, denke das Instrument ist als Deko oder ähnliches zu schade. Hat vielleicht jemand gute Adressen an die man sich wenden könnte, Geigenbauer sind hier bei uns überhaupt nicht zu finden :(

  • Eine gute Geige, zu einem fairen Preis zu verkaufen, ist gar nicht so einfach.
    Am Schnellsten geht es natürlich bei ebay, da freut man sich immer über ein Schnäppchen!
    Länger dauert es vermutlich über Annoncen z. B. in diesem Forum, bei vioworld.com oder Zeitungen.
    Ein Angebot an eine örtliche Musikschule, Konservatorium bzw. Musikhochschule wäre auch keine schlechte Idee.
    Dazu sollte man aber schon eine Vorstellung über den erlösbaren Betrag haben.
    Geigenbauer kann man im Internet z. B. über
    http://www.geigenbauerverband.org in vielen deutschen Städten finden.
    MfG
    Rainer



  • Hallo,
    danke für deine Infos. Mit Hilfe der Seite habe ich drei Geigenbauer in nächster Nähe finden können, werde im laufe der nächsten Woche mal bei denen mit der Geige vorbei fahren. Gruß Mark