Habe 2 Geigen geschenk bekommen...

  • Hallo alle zusammen,


    Ich habe heute 2 Erbstücke von meiner Sachbearbeiterin für Wohngeld bekommen. Der Besitzer ist im Alter von 86 Jahren gestorben und war sein Leben lang Musiker (ab 40 spielte er im WDR Orchester).


    Meine Sachbearbeiterin hat mir 2 seiner alten Geigen anvertraut.


    Eine davon hat er seit seiner Studienzeit gehabt (Also ca. 66 Jahre alt). Dementsprechend ist sie auch schon sehr mitgenommen.


    Die andere muss er sich im späteren Verlauf seines Lebens zugelegt haben. Sie ist noch im guten Zustand und sieht relativ schlicht aus.


    EDIT:


    Ich habe die Bilder jetzt eben in eine Zip. Datei verpackt und hochgeladen. Einfach schnell downloaden:


    http://www.sendmefile.com/00645263




    Ich würde gern die 2 Geigen Restaurieren lassen und dann für den Eigenbedarf behalten, aber eine UNGEFÄHRE Wertschätzung kann trotzdem nicht schaden.


    Wofür ich sehr dankbar wäre, wären ein paar Tipps für die Restauration. Gibt es bestimmte Pflegemittel? , Welche Saitensätze sind gut? , gibt es eine Empfehlung für einen Bogen? , etc.


    Ich will kein Virtuose werden, sondern ledeglich ein größeres Verständniss für dieses Instrument bekommen. Ich arbeite mit Streichern in der Produktion der Musik. Allerdings bisher nur über Computer und Instrumenten PlugIns. Viele Komponisten des modern Orchestra benutzen für ihre Arrangements häufig einfach Gesamplete Streicher um an ihr ziel zu kommen . Von dem würde ich mich gern etwas abheben. Ich werde den Computer nach wie vor benutzen, aber ich möchte die ein oder andere Kleinigkeit gern selbst einspielen und sei es nur Pizz, Stacc oder ein paar Flächen.


    Ich danke schonmal im Vorraus.


    Gruß
    Sascha



  • Meinst du das ernst?


    Hast du bemerkt das am Ende des Halses der 66j Geige ein Bruch ist? Ich glaube das kann man trotz der schlechten Bildqualität gut erkennen. Aber meine Logik sagt mir, das es relativ unerheblich ist, weil der Korpus davon ja nicht betroffen ist, daher ja auch keine Auswirkungen auf den Klang. Ich habe leider keine Digicam hier also könntest du mir sagen, welche Details dir besonders wichtig sind? Ich möchte ja nur eine Prognose haben...


    Ich wäre bereit die Instrumente auch mal zum Geigenbauer zur Bewertung geben, aber vorher müsste ich nur wissen ob es sich lohnt, denn das kostet mich für beide Geigen ca. 50,00?.


    Ich danke dir schonmal für die erste Einschätzung...


    Gruß
    Sascha



    P.S
    Kurz zu den Instrumenten:


    66j Geige: - Bruch am oberen Halsende - Keine Saiten - Keine Signierung oder Marke zu erkennen - Das Objekt zum Spannen der Saiten fehlt am Kinnende (weiß leider nicht wie es heist) - In dem Case war ein sehr Veralteter Saitensatz von der Marke "Pirastro" (Aufschrift: Violine E, Stahl m/Kugel) - SEHR SEHR Altes Case - 2 bögen - 1 Gebrochen und 1 Bogen hat seine Spannung verloren
    Andere Geige: - Etwas neueres Case - Keine Signierung zu vernehmen - 1 Bogen - Meiner meinung nach mit verlorener Spannung - Sonst Markellos

  • Die ältere ist eine 100-150 Jahre alte Maggini-Kopie und in repariertem Zustand tonlich wahrschenilich deutlich besser als die neuere relativ einfache Schülergeige. Allerdings ist auch der Restaurationsaufwand für die Maggini sicher nicht ganz klein. Der Geigenbauer sollte letztlich entscheiden, ob sich der Aufwand (schätzungsweise mindestens ca. 350 Euro) lohnt. Er kann auch am Besten beurteilen, welche Saiten passen. Pirastro-Tonica-Saiten oder Thomastik-Dominant-Saiten für ca. 30 Euro po Satz sind meist schon eine gute Wahl. Ein Standard-Pflegemittel, auf das man aber auch gut verzichten kann (!), ist Viol.
    Als brauchbare und preisgünstige Bögen kommen heute auch welche aus Kunststoff, wie z. B. Carbondix, in Betracht. Für wenig mehr Geld gibt es aber auch schon "klassische" aus Brasil- oder sogar Fernambuck-Holz. Für einfache Aufgaben muss es kein extrem teurer Bogen sein.
    MfG
    Rainer

  • Zitat

    Original von Rainer
    Die ältere ist eine 100-150 Jahre alte Maggini-Kopie und in repariertem Zustand tonlich wahrschenilich deutlich besser als die neuere relativ einfache Schülergeige. Allerdings ist auch der Restaurationsaufwand für die Maggini sicher nicht ganz klein. Der Geigenbauer sollte letztlich entscheiden, ob sich der Aufwand (schätzungsweise mindestens ca. 350 Euro) lohnt. Er kann auch am Besten beurteilen, welche Saiten passen. Pirastro-Tonica-Saiten oder Thomastik-Dominant-Saiten für ca. 30 Euro po Satz sind meist schon eine gute Wahl. Ein Standard-Pflegemittel, auf das man aber auch gut verzichten kann (!), ist Viol.
    Als brauchbare und preisgünstige Bögen kommen heute auch welche aus Kunststoff, wie z. B. Carbondix, in Betracht. Für wenig mehr Geld gibt es aber auch schon "klassische" aus Brasil- oder sogar Fernambuck-Holz. Für einfache Aufgaben muss es kein extrem teurer Bogen sein.
    MfG
    Rainer


    Vielan Dank für die Bewertung. Ich wäre durchaus bereit über eine Restauration nachzudenken, da ich dieses Instrument wahrscheinlich mit ins Grab nehmen möchte. Ich wüsste nicht weshalb ich es weggeben sollte.


    Was ist denn Viol?


    Ich habe z.B bemerkt, das mein jetziger Bogen schon sehr lang nicht mehr benutzt wurde, und so kommt es zustande, das häufig ein quietschen / geschmiere zu vernehmen ist (Sicher tragen die Uhralten Saiten auch ihren Teil dazu bei). Die schlaffe Spannung der Haare bewirkt zusätzlich, das man hin und wieder schonmal ungewollt ins "Wippen" kommt. Ich müsste mich als Laie schon sehr konzentrieren um einen "sauberen" Ton zu bekommen und ich denke mal, das ist nicht im Interesse des Erfinders.


    Ich habe mir zwar nicht vorgenommen Profi zu werden, aber das was ich mache, würde ich gern richtig machen, also bin ich für alle Tipps dankbar.


    Die Geigen haben schon teilweise von ihrem schönen Glanz verloren. Gibt es ein Mittel um sie wieder schön glänzend zu machen?



    Gruß
    Sascha

  • Hi Saschcha
    Viol ist so ein (nicht ganz unumstrittenes) öliges Lackpflegemittel
    für die Lackreinigung, Politur und Konservierung mit einem heftigen Preis von ca. 7-8 Euro für 20 ml.
    Sofern keine offenen Risse am Instrument sind, kann man damit aber auch nicht viel falsch machen. Meist sieht der Lack nach einer Anwendung mit einem weichen Tuch doch schon wesentlich schöner aus, aber auflösen sollte er sich natürlich auch nicht (passiert aber nicht häufig und kann man durch vorsichtige Anwendung auch weitgehend vermeiden)!
    Die Schülergeige mit ihrem harten Spirituslack könntest Du alternativ auch mit Salatöl oder Autowachs wieder auf Glanz bekommen. Für empfindliche Öllacke verwende ich z. B. Jojobaöl aus dem Kosmetikbereich..
    Damit der Bogen auf den Saiten "greift" und einen Ton erzeugen kann müssen die Haare gut mit Kolophonium eingestrichen sein. Sind die Haare zu alt bzw. fettig geworden, klappt das häufig nicht mehr. Aufgrund ihrer notwendigen Elastizität "wippen" bzw. hüpfen Bögen
    beim Streichen am Anfang praktisch immer. Erst mit Übung der richtigen Bogentechnik bekommt man darüber eine Kontrolle.
    MfG
    Rainer

  • OK Ich würde fast schon sagen das mein Bogen zu sehr hüpft ^^ Die Haare können in diesem Zustand auch nicht optimal gespannt sein, da sie beim blosen auflegen schon fast das Holzstück des Bogens berühren. Momentan spiele ich auch mehr Provisorisch, da ich mit einem systematischen Lernbetrieb warte, bis die Geige wieder in einem guten Zustand ist.


    Den Tipp mit dem Jojobaöl werde ich wohl ausprobieren und auch in zukuft weiter verfolgen. Der effekt von Öl ist klar und ganz nebenbei scheint das auch noch die schonenste Methode zu sein.


    Kolophonium ist scheinbar der kleine braune Klotz der im Geigenkasten zu finden ist. Ich werds mal probieren.


    ;)