Nachbarsaite berühren beim Greifen

  • Hallo an alle...ich bin neu hier und hab auch gleich eine Frage.


    Ich spiel jetzt 2 Jahre Geige, davon bis vor 2 Monaten mit Unterricht.
    Mir ist neulich, als ich mich mit einer Bekannten unterhalten hab, die Bratsche spielt, erst so richtig bewusst geworden, dass ich beim Greifen immer die Saite rechts daneben mit dem Finger ganz leicht mit berühre, beim g die d-saite, beim d die a-saite, beim a die e-saite.
    Ist das schlimm? Man soll es ja eigentlich nicht. Es stört soweit beim Spielen auch nicht. Bei Doppelgriffen passiert das nicht, da ich dann ja die Saite daneben "herunterdrücke" und dieser Millimeter reicht dann, dass ich die Saite nicht mehr berühre. Ich hab schon versucht so zu spielen, um die Nachbarsaite nicht mehr zu berühren, aber es scheint unmöglich zu sein :/
    Bekomm ich daduch vielleicht später, bei schwereren Spieltechniken irgendwelche Probleme oder macht das nichts?


    Liebe Grüße und danke

  • Es wäre schon besser, wenn Du Dir das abgewöhnen könntest. Die Berührung der Nachbarsaite dämpft die mitschwingenden Obertöne, so dass der Klang "dünner" und weniger komplex wird.
    Ohne zu sehen, wie Du die Finger setzt, ist es schwer, Dir Hinweise zu geben, wie sich das Berühren der Nachbarsaite vermeiden lässt, aber so in Blaue hinein habe ich zwei Tipps:
    1. Nimm die linke Hand etwas höher und knicke sie im Handgelenk ein wenig in Richtung G-Saite ab, so wird es leichter, die Finger senkrecht von oben auf die Saiten zu setzen.
    2. Setze die Finger etwas weiter in Richtung Bassseite auf die Saiten. Nicht so weit, dass Du anstelle der höheren Saite die tiefere berührst, aber halt etwas mittiger.

  • Danke schonmal für die Antworten.
    Etwas besser klappt es, wenn ich die Hand etwas höher nehme, aber fühlt sich irgendwie alles krampfig an...vielleicht schaff ich es ja mir das abzugewöhnen, ich werd mein bestes geben. :D
    Über die Obertöne hab ich gar nicht nachgedacht (und mein damaliger Lehrer scheinbar auch nicht -.-). Die Nachbarsaite schwingt ja aber auch nur mit, wenn ich den Ton der Nachbarsaite spiele oder? Also z.B auf der a-saite mit dem vierten Finger das e, dann schwingt die e-Saite mit, richtig? Dann werd ich zumindest da besonders drauf achten, dass ich da dann die e-saite nicht mitberühre. Da hab ich mir ja was angewöhnt.... ;)
    Und ich hab ja als Frau sicherlich noch kleine Finger, wie macht ihr Männer das denn, wenn ihr große Hände habt? :-O

  • Nein, ganz so einfach ist das mit den Obertönen nicht. Saiten können nicht nur auf ihrer gesamten Länge schwingen, sondern auch mit "Knoten", an denen sich die Schwingung in mehrere kleine Teilschwingungen zerlegt. Beim Spielen von Flageolett-Tönen erzeugt man diesen Effekt bewusst.
    Außerdem können neben der Eigenfrequenz auch andere Frequenzen eine Saite zum Schwingen anregen, wenn auch nicht so stark. Wenn die Geige wirklich gut auf reine Quinten gestimmt ist, kann man das sogar sehen. Wenn man auf der g-Saite ein fff spielt, fängt die d-Saite an, sichtbar mit zu schwingen, z.T. sogar so stark, dass sie ihrerseits die a-Saite zum sichtbaren Schwingen anregt.
    Was die Spieltechnik betrifft, versuche keine Heldentaten. Das Handgelenk und die Finger müssen sich an die Bewegungsabläufe beim Geigen gewöhnen. Die entsprechende Beweglichkeit hat man nicht von Anfang an, sie muss antrainiert werden. Von daher denke ich nicht, dass Dein Lehrer nicht darüber nachgedacht hat, sondern es als Fernziel gesehen hat, das er in Angriff nehmen wollte, wenn Dein Handgelenk und Deine Finger fit genug sind.


    Ich bin ein Mann. Ich habe zwar nicht unbedingt Pranken wie ein Bär, aber meine Finger sind recht kräfig. Mit der hochgezogenen Hand und dem leicht abgeknicktem Handgelenk ist es für mich kein Problem, meine Finger so senkrecht aufs Griffbrett zu setzen, dass ich die Nachbarsaiten nicht berühre. Aber ich kenne auch jemanden, der, nachdem seine Finger für die Geige zu wuchtig wurden, erst zur Bratsche und dann zum Cello gewechselt ist.