Kennt wer Josef Kreuzinger, Markneukirchen DDR Zeit?

  • Hallo liebe Freunde!
    Ich habe heute am Trödel für paar € eine Geige von einem gewissen Josef Kreuzinger, Markneukirchen anno 1973 gekauft. Die war so billig, weil sie leider einen kapitalen Bassbalkenriss hat.
    So in natura erscheint sie mir nicht als besonders meisterlich gemacht, ich habe aber erfahren, dass diese Geigen durchaus gefragt sind.
    Bei meinen Recherchen im Internet habe ich sogar zwei angeblich von ihm gemachte aus dem Jahre 1973 gefunden. Zufall? Oder Fälschung?? Wer soll einen Meister aus der damaligen DDR gefälscht haben. Der Ruhm Markneukirchens war damals durch die Unfähigkeit der SED-Deppen komplett verblasst.
    Ich habe eben neben einer alten Ebay Auktion auch eine Site in Japan gefunden. Diese Geige ist komplett ident mit meiner -auch der Zettel stimmt. Handelt es sich hierbei vielleicht um eine Fälschung aus Japan, da für die Markneukirchen genauso exotisch wie -sagen wir- Mittenwald war?
    http://www.asahi-net.or.jp/~fs7a-nkym/g001.htm

  • Danke nochmal für den verdammt guten Link. Selten, dass man so eine gute Vergleichsmöglichkeit vorfindet. Beide Geigen zeigen sehr viele Übereinstimmungen
    Der hohe Schätzpreis überrascht. Ich denke mir,dass ich trotz des Bassbalknerisses durchaus einiges dafür bekommen würde. Ich wollte ja eigentlich schon weggehen -ich dachte mir das Ding ist ein billiges kaputtes Musima Fabrikat. Die Türkin rief mir nach, was ich dafür zahlen will. Aus humanitären Erwägungen sagte ich halt 60€. Sie rief: "70 ! Da nimm!". Ich gab die ihr (ihr Mann war sehr böse) und ging eigentlich mit dem Gedanken davon, jetzt 70€ verbraten zu haben.
    hm? ?(

  • Eigentlich gefallen mir die beiden Geigen sehr gut. Vielleicht ist die Schnecke der ”Lauritz” ein wenig schöner und tiefer gestochen. Bestimmt waren nicht alle markneukirchener Geigen aus DDR-Zeit schlecht. Ich hatte mal eine Bernhard Wölz-Geige Baujahr 1983 und bereue noch, dass ich diese Geige verkuaft habe.

  • "bestimmt waren nicht alle Markneukirchener Geigen aus DDR-Zeiten schlecht"


    …natürlich nicht! Wieso auch? Es gab natürlich den Massenmarkt und es mussten viele Instrumente "wie am Fliessband" produziert werden, aber dennoch gab es gute Meisterarbeiten (die hat der DDR-Normalbürger aber selten zu Gesicht bekommen…) und kleine Meister, die neben ihrem abzuliefernden Kontingent versuchten, die Traditionen aufrechtzuerhalten. Die Geige sieht auf den ersten Blick wirklich gut aus, Glückwunsch zum Kauf!


    Es gab viele Menschen, die genau auf diese Weise (=nicht nur Kontingent abarbeiten, sondern was Eigenes schaffen, Traditionen und "Firmennamen" bewahren und Meisterschaft weitergeben) subversiven Widerstand leisteten, gerade die Kunsthandwerker, Instrumentenbauer und auch die Spielzeugdrechsler aus dem Erzgebirge… Ein Beispiel aus einem völlig anderen Bereich: Die DDR wollte statt den alten Rassepferden das "Deutsche Reitpferd" züchten, quasi eine klassenfreie (rassenfreie) Tiergesellschaft. Viele Züchter haben aber entgegen dem "sozialistischen Ideal" einfach "rasserein" weitergezüchtet. Man konnte also auch zu DDR Zeiten einen reinrassigen Trakehner kaufen, wenn man wusste, wo. Nach der Wende konnten die Gäule anhand der Stammbäume den alten Rassen zugeordnet werden, und viele alte Blutlinien blieben erhalten…. Genauso sind viele Werkstätten und Traditionsunternehmen wieder auferstanden, einfach weil sie eigentlich nie weg waren….