Wert einer Friedrich August Glass Geige?

  • Hallo,


    vielleicht möchten sich die Experten mal an meiner Geige versuchen:
    Zettel drin mit "Friedrich August Glass verfertigt nach Jacobus Stainer, bla bla bla 1632"
    Also ich glaube sie ist gute 100 Jahre alt.
    Farbe ist etwas dunkler als auf den Fotos und der Lack, wo er noch nicht abgewetzt ist, erstaunlich dick.


    Das gute Stück hat keine Mängel und ist frisch vom Geigenbauer für 660€ überholt. Er hat den Halswinkel gerichtet und den ehemals zu dicken Boden innen abgeflacht. Jetzt klingt sie RICHTIG laut und voll und ist was für Rampensäue, also eher nicht für mich.


    Freue mich über Eure Urteile.
    Daniela


    PS: wie kann man hier größere Fotos reinstellen?

  • Guten Abend,


    Die Glass-Familie war im 18. und 19. Jhr. in Klingenthal und Markneukirchen Im Geigen- und Bogenbau aktiv. Sie arbeiteten tatsächlich häufig nach Stainer-Modellen in unterschiedlichsten Quallitäten. Daher ist eine allgemeine Wertermittlung recht schwer. Ihre scheint mir eine ordentliche, aber keine herausragende Arbeit zu sein. Die Klingenthaler/Markneukirchner Instrumente werden oft unterschätzt, deshalb glaube ich Ihnen mit den dominanten Klangeigenschaften.Trotz dem sind säsische Instrumente momentan leider nicht gefragt, weil der Markt durch den internethandel überschwemmt ist. Zu DM Zeiten hätte man ohne Weiteres für ein durchscnittliches Klingenthaler Instrument, welches individeull gefertigt wurde 1000-2000DM als Privatmann (Geigenbauer wesentlich mehr) bekommen. Heute gehen Meistergeigen (erst kürzlich eine Gläsel-geige für lächerliche 250,- Euro) für sehr wenig Geld weg. Ich würde Ihnen ehrlich gesagt vom Verkauf abraten. Es sei denn, sie verkehren als Musiker in entsprechenden Kreisen und können Sie nach dem Klang verkaufen. Internet Inserate, wie Ebay oder Kleinanzeigen werden Sie kaum über die 500,- Euro Grenze kommen

  • Hallo Alber-Fuchs,
    vielen Dank für deine ausführliche Einschätzung.
    Ist sehr interessant, wenn auch nicht ganz das was man hören wollte ;)
    Habe die Geige beim Musikalienhänder vor 7 Jahren für 2,000 Euro gekauft - ok, da geht noch die MwSt ab und der Gewinn des Händlers, aber ich hatte gehofft, noch 1,500 dafür zu bekommen.
    Naja, dann halte ich's mit deinem Vorschlag und sie darf unterm Bett bleiben - frisst ja kein Brot.
    Viele Grüße
    Daniela

  • Hallo Daniela,


    tut mir leid, dass ich Dir nur diese ernüchternde Antwort gab.
    Wenn du Musikerin bist und auf ein klanglich für deine Ansprüche geignetes Instrument angewiesen bist, solltest du vielleicht mit einem Geigenhändler/Geigenbauer deines Vertrauens das Instrument als Anzahlung anbieten. Geigenhändler haben immernoch ganz andere Möglichkeiten Instrumente für weit mehr Geld an den Mann zu bringen.


    Wünsche dir noch weiterhin viel Erfolg beim Verkauf



    LG
    Fuchs

  • Hallo,
    also ich habe auch eine authentische Friedrich August Glass, die 6000 Euro kostete und ihr Geld wert ist ! Wie das mit seinen Stainer Modellen aussieht - keine Ahnung ! aber es ist ein gutes Instrument, sicher ist es eine Manufaktur und es giebt 3 !! F.A. Glass und alle 3 haben gute Instrumente gemacht. Das der Boden nachträglich abgeflacht wurde ist super schade und sicher auch irgendwo wertmindernd. Ich würd sie nicht bei Ebay einstellen, da kriegt man nichts für... lieber Geigenbauer in Komission - aber da braucht es Geduld.
    Viel Erfolg beim Verkauf !


    Chrissy

  • Eine Geige ist immer genau so viel wert wie jemand bereit ist dafür zu bezahlen. Ganz einfach ;)
    Leider gibt es derzeit so viele Geigen in diesem Preissegment, dass ein Verkauf nicht ganz einfach ist. Ich persönlich hätte keine 6000 für eine Glass-Geige ausgegeben, aber ich bezweifle nicht, dass Ihnen Ihr Instrument so viel wert ist, und ich bezweifle auch nicht, dass sie wie 6000 Euro klingt. Ob Sie bei einem Wiederverkauf 6000 Euro bekommen, steht auf einem ganz anderen Blatt.


    Manufakturinstrumente müssen nicht schlecht sein, und können fantastisch klingen. Aber nicht jedes Manufakurinstrument tut das. Und bei der Beurteilung nur von Bildern kann man eben nur danach gehen, was für Instrumente dieses Geigenbauers, dieser Qualität und dieser Epoche augenblicklich durchschnittlich (wie gesagt: durchschnittlich, das kann im Einzelfall also nach oben und unten abweichen) zu erzielen ist. Und das sind augenblicks leider keine 6000 Euro, und auch leider keine 2000. Die Tatsache, dass die Geige nun nachbearbeitet ist spricht dafür, dass sie eben vorher -im Originalzustand- nicht so überzeugend war.


    Hier im Forum hatten wir auch schon mal eine Winter-Geige zur Diskussion, deren Besitzer 8000 Euro dafür wollte, mit Zertifikaten und allem. Bei Ebay wurde eine Winterbratsche, welche für 1500 Euro zu haben war, nicht verkauft, und eine Wintergeige ging für irgendwas bei 300 weg. Der Markt bestimmt die Preise. Leider.

  • Wie der Braatsch es schon richtig andeutet: es gibt in Sachen Geigenverkauf zwei Welten, fast möchte ich sagen zwei Planeten.
    Da ist zum einen der "Katze im Sack" Kauf durchs Internet und nach wie vor der Verkauf über dem guten alten Ladentisch durch die Geigenmacher. Letztere bedienen halt noch irgendwie das traditionelle Klientel, die halt eine Geige noch gesehen und angespielt haben müssen, bevor sie die überhaupt zu kaufen gedenken. Selbstverständlich ist für die dann Geld keine Frage und die zahlen dann dafür mehr, und das in einem Preisniveau jenseits von Gut und Böse.
    NUR: das traditionelle Klientel wird irgendwann sich wirklich ins Nirvana der Geigen auf Cremoneser Sphären endgültig vertschüssen, der Internethandel wird das Massenbusiness übernehmen, und da wird's für einige Nachfahren von Geigenspielern der alten Schule ein böses Erwachen geben. In den 1990iger Jahren bekam man noch für die schäbigsten Böhmenkratzen via Geigenmacher so etwa 1000€ (~15000 ATS) aufwärts, heute oft nicht mal mehr 100€. Bevor jemand den einen "Märchenprinz" um 6000€ kauft, steigt sie noch immer günstiger aus, auf gut Glück paar Frösche für -Hausnummer- 150 € über Ebay zu besorgen, mit der Hoffnung eine davon zum MÄrchenprinzen wachküssen zu können.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von yxyxyx
    Wie der Braatsch es schon richtig andeutet: es gibt in Sachen Geigenverkauf zwei Welten, fast möchte ich sagen zwei Planeten.
    Da ist zum einen der "Katze im Sack" Kauf durchs Internet und nach wie vor der Verkauf über dem guten alten Ladentisch durch die Geigenmacher.


    So Pauschal kann ich das nicht stehen lassen: Bei einem Internet-HÄNDLER kauft man keineswegs die Katze im Sack. Bei uns, bei Geige24 z.B. hat man ein 30-tägiges Rückgaberecht. Jeder kann also bis zu 30 Tage das Instrument in seiner gewohnten Umgebung auf Herz und Nieren prüfen. Die gesetzliche Widerrufsfrist für einen Internet - Geigenkauf bei einem Händler beträgt immer 2 Wochen.


    Die Katze im Sack kauft man allenfalls von einem Privatverkäufer z. B. in der E-Bucht, wenn dieser nicht freiwillig -was sehr selten der Fall ist - ein Rückgaberecht einräumt.


    Diesen Sachverhalt wollte ich nur unterschieden wissen. 8)

  • meine Glass hab ich von ****** aus Konstanz bezogen ebenso wie mein Hill Bogen. Ich bezweifele das ich über den Tisch gezogen worden bin ! Dieser Händler ist absolut seriös ! Es ist ein Instrument für Solisten und hat einen sehr edlen,reifen Ton, ist ihr Geld absolut Wert. Ausserdem kann man die Instrumente in Zahlung geben.Schade das die Vogtländer einen so schlechten Ruf haben...warum nur ? nur wegen der Herkunft ? darauf sollte es einem Musiker nicht ankommen !
    viele Grüsse