womit bekomme ich klarlack/kleister weg?

  • hallo, ich habe eine alte holländische geige um 1900, die der vorbesitzer mit klarlack oder kleisterartigem zeug lackiert hat. könnt ihr mir ein "sanftes" lösungsmittel empfehlen, womit ich es abwischen kann? ich schätze das instrument nicht teuer ein und würde es gern selbst probieren, ohne damit zum geigenbauer zu müssen. vorab vielen dank und ein angenehmen sonntagabend


    gruß alber

  • Heikle Frage, denn was Klarlack oder Kleister lösen kann, mag unter Umständen auch den originalen unterliegenden Lack lösen. Ich würde ganz vorsichtig mit Reinigungsbenzin auf einem kleinen unauffälligen Fleck versuchen. Als Alternative könnte man - ich wage es kaum zu schreiben - Lackpolitur einsetzen.

  • danke vorerst. wäre reinigungsbenzin nicht zu aggressiv? den originallack wollte ich gern behalten. es gibt ein mittel, welches man bei der apotheke auch bekommt. ich hab den namen vergessen und gehofft, das mir einer dieses mettel nennen kann:-(

  • Das Problem ist dass handelsüblicher Klarlack wesentlich widerstandsfähiger ist als feiner Geigenlack, und dass man da schon ein Lösungsmittel braucht welches stark genug ist. Leider kann man dem Lösungsmittel nicht sagen, wo es "stoppen" soll. ;) Ein Terpentinlack hat sich -da er wie Geigenlack auch auf flüchtigen Ölen/Harzen/Terpenen/Spiritus basiert- wahrscheinlich teilweise mit dem darunter liegenden Originallack verbunden (indem die enthaltenen Lösungsmittel den Originallack während der Trocknungszeit mit angelöst haben), sodass man den höchstwahrscheinlich nicht wegbekommt ohne zumindest die obere Originallackschicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Das ist dann wie bei einem Ölgemälde sehr schwierig einzelne Lackschichten zu entfernen. Wenn es gelingt, zumindest die Beize zu erhalten und möglichst viel vom Originallack, kann man schon froh sein.


    Sollte das ein Acryllack sein, der da drauf gepinselt wurde, dann ist Abschleifen wohl unvermeidlich. Das wäre aber meiner Meinung nach im Sinne von "Originallack retten" zumindest theoretisch möglich, wenn man es ganz vorsichtig macht, da sich der Acryllack nicht mit dem Geigenlack verbindet (Grundsatz Ölmalerei: fett auf mager damit es hält, hier wäre es mager (Acryl) auf fett= verbindet sich nicht).


    Wenn es eine wertvolle Geige ist, würde ich mich mal an eine städtische Galerie, Abteilung Gemälderestauration wenden, und fragen, welche Mittel die verwenden um Ölbilder zu restaurieren (da muss nämlich auch gelegentlich alte Firniss runter... ;) ...ich glaube die nehmen da ganz spezielle Terpene und lösen das behutsam an-eine alte Gemäldefirniss ist aber weniger spröde und weniger hartnäckig als Klarlack..). Oder mal einen Möbelrestaurator befragen, was die so nehmen (aber ich glaube die nehmen wirklich aggressives Zeug..


    Ansonsten fallen mir nur Aceton und alle Sorten Alkohole ein (wie das bereits beschriebene Waschbenzin oder auch Spiritus). Kleister löst sich mit Wasser.

  • Vielleicht Propylalkohol (Propanol), aber ich glaube nicht, dass Propylalkohol weniger aggressiv ist als Reinigungsbenzin, insbesondere wenn der unterliegende Originallack ein Spirituslack sein sollte. Azeton würde ich ausschliessen, denn das löst wahrscheinlich sehr schnell sowohl Kleister als Originallack. Im übrigen schliesse ich mich Braaatsch an.

  • hier habe ich nun fotós meiner beiden geigen mit dieser schlechten überlackierung geschossen, nun kriege ich zweifel, ob ich nicht doch damit zum geigenbauer gehen soll, der sicherlich aber ordentlich geld verlangén wird. zudem habe ich folgendes mittel gekauft und würde um euer rat bitten, ob ich es vorsichtig damit wagen soll
    gruß








  • Das ist so eine preiswerte Lackverdünnung aus "Terpentinersatz", stinkt furchtbar und ist auch nicht sonderlich gesund. Probiere es aus- ich denke das wird eh schwer...vermutlich ist es wirklich einfach ein Klarlack.


    Ich will dir a nicht alle Hoffnung nehmen, aber ich denke das wird wirklich schwierig. Ich glaube nicht, dass man vom Originallack alles erhalten kann. Vielleicht noch die untersten Schichten, da sollte man dann schon froh sein. Nimm ein fusselfreies Tuch (FUSSELFREI!!! Die Dinger bekommst du ganz schlecht wieder runter wenn du dann einen "Kleb" aus angelöstem Lack und Fusseln auf dem Holz hast...), ein bisschen was von dem Zeugs, und teste es mal (z.B. an einer Zarge, wo es nicht ganz so schlimm ist wenn etwas mehr Lack runterkommt...).


    Alternative ist wirklich vorsichtig abschleifen, ich halte das für besser. Es kann (=wahrscheinlich!) passieren, dass sich mit dem Lösungsmittel der gesamte Lack verselbstständigt, bzw. sich erst recht miteinander vermengt. Vorsichtig mit Bimsstein oder allerfeinster Stahlwolle abgeschliffen kannst du zumindest die unteren Lackschichten erhalten. Wenn eine neue Geige lackiert wird, werden die Lackschichten zwischendurch eh immer vorsichtig abgeschliffen für die nächste Schicht, insofern halte ich das in diesem Fall für wesentlich besser, handwerklich "sauberer". Du würdest dann eine "End-Geigenlackschicht" auf eine vorgeschliffene Geigenlackschicht aufbringen, und das ist genau das handwerkliche Vorgehen beim Lackieren einer Neugeige.

  • Die Klarlackschicht ist wirklich nicht gut gelungen.
    Mit so einer aggressiven Universal-Verdünnung an eine Geige heranzugehen würde aber an Mord grenzen, es sei denn, dass man eine Neulackierung anstrebt, die dieser Geige aber nicht gut täte.

    Wenn man viel Glück hat, kann man Klarlack mit Alkohol (Spiritus) separat ablösen, ohne den restlichen Lack stark anzugreifen. Im vorliegenden Fall gehe ich allerdings eher davon aus, dass sich auch der alte originale Öllack mit Alkohol ablösen wird.


    Das feine Schleifen ist leider eine sehr mühsame und auch nicht ganz einfache Verrichtung, da man es nur schwer gleichmäßig auf die wirklich notwendigen Stellen dosieren kann. Hoffentlich gelingt das Werk!


    MfG
    Rainer