Ungefähres Alter abschätzbar?

  • Hallo miteinander :)


    Dieses Instrument hab ich vor über 10Jahren von meiner Großmutter bekommen, zuvor gehörte es entw. ihrem Bruder oder Onkel, das hab ich leider nie so genau herausbekommen. Angeblich hat der ehemalige Besitzer es auch schon recht lang gehabt, und regelmäßig beim Heurigen gespielt (bin Wiener ;) )
    Von Wert wird wohl kaum zu reden sein :D vor allem so geschunden wie sie aussieht, aber das ist auch Nebensache für mich. Interessieren würd mich aber ob man allein an ihrem Aussehen erkennen kann wie alt sie in etwa ist bzw wo sie wohl gebaut wurde?
    Wirbel sinds verschiedene, die Saiten hab ich sehr lausig aufgespannt ich weiß, ich weiß, Zettel ist keiner drin, nur ein abgefressenes Stück Schnur.






    Hab sie bis jetzt erst einmal vorgezeigt in einem ganz guten Wiener Musikgeschäft, dort riet man mir sie als Wanddekoration zu nutzen :) dafür ist sie mir aber dann doch zu schade.


    Würd mich freuen wenn jemand was zu ihr sagen könnte, Danke schonmal vorab!


    Nico

  • Ich vermute mal, dass es sich um ein ca. 100-150 Jahre altes Instrument aus einer böhmischen Manufaktur handelt.
    Die Geige wurde offensichtlich gerne und viel gespielt, was durchaus auf einen brauchbaren Klang hinweist. Auch der - dem Bild nach zu urteilen - einteilige(?) Boden ist schon als ein relatives Qualitätsmerkmal anzusehen.
    Die intensiven "Gebrauchsspuren" speziell im Bereich der Stegfüße stammen allerdings von einer laienhaften Behandlung (unnötiges Verschieben des Stegs bei gespannten Saiten).
    Ein dekoratives Stück ist sie auf jeden Fall. Auch eine Restauration zu Spielzwecken, die natürlich nicht ganz billig wäre, könnte sich m. E. durchaus lohnen. Ein Geigenbauer kann darüber sicher kompetenter Auskunft geben als eine Musikalienhandlung.
    Mit freundlichen Grüßen
    Rainer

  • Hallo,
    auch meine Geige hat einen einteiligen Boden. Bei Meisterinstrumenten sehe ich aber eigentlich immer zweiteilige Böden (also wenn ich das so richtig verstehe -> erkennt man an dem "Strich" in der Mitte?).
    Bei welchen Geigen wurde denn dann aus welchen Gründen ein einteiliger Boden gefertigt??? Was hat das mit der Qualität zu tun? Welche Eigenschaften resultieren daraus?

    • Offizieller Beitrag

    Einteilige Böden weisen eher bei Manufakturgeigen auf eine höhere Qualität hin. Da Tonholz sehr teuer ist braucht man für einen einteiligen Boden ein größeres Stück Baum, bzw. der Verschnitt kann höher sein. Wenn man dann bei einer Manufakturgeige ein einteiliges Stück verwendet, kann dies darauf hindeuten, dass man hier eine bessere Geige bauen wollte. Noch extremer ist die Situation bei Cello. Dort braucht man dann für einen einteiligen Boden schon ein riesen Stück Tonholz.


    Bei Meistergeigen ist die Einteiligkeit nicht oder nur selten ein Zeichen für die Qualität und Auswirkungen auf den Klang sind nur minimal wenn überhaupt vorhanden. Stradivaris gibt es auch mit ein- oder zweiteiligem Boden.


    Manchmal kann ein zweiteiliger Boden optisch sogar reizvoller sein, wenn die Flammung dann gespiegelt verläuft.


    Im Übrigen ist die Decke bei Streichinstrumenten (fast) immer zweiteilig.

  • Danke :) als ungefährer Richtwert ist das ja schonmal was.
    Dann werd ich mir mal einen Geigenbauer in der Umgebung raussuchen und ihm einen Besuch abstatten.
    Mich wunderts ja das sie überhaupt noch in einem Stück bzw bespielbar (wenn auch nicht unbedingt von mir :D ) ist, gut behandelt wurde sie bis jetzt wirklich nicht. Aber ihr Koffer sieht wesentlich schlimmer aus ;) auch wenns bei dem wohl wurscht ist.
    Jetzt bekommt sie erstmal einen Satz Feinstimmer und neue Saiten spendiert, und ich eine Schulterstütze damit ich sie mal gscheit spielen lern


    Also Danke nochmals & ich berichte wenn ich weiteres herausfinde