Gustav Lütschg, Bj. 1910, Nr. 88

  • Lieber Fiddler,


    Lackierte Blechinstrumente können das Gehör beschädigen? Oder die Haut reizen?


    Ja, lackierte können das Gehör beschädigen. Unlackierte sogar noch ein Mü mehr. Haut reizen? Nö. Offenbar hat gemäss Ausagen hier der Lack auf Geigen keinen nennenswerten Einfluss auf den Klang, was aber beim Blech doch noch relevant ist.

  • mir erscheint sie als nett aufgepimpte böhm. Manufaktur. Ich würde sie vom Stil her etwas älter ansetzen (~1900)
    Leider nicht besonders wertvoll. Zusätzlich wertmindernd sind der Stimmstockriss (zwar top repariert); und sehe ich da auch noch einen Riss am Bassbalken?
    Über Ebay oder Ricardo würde ich sie keinesfalls verkaufen, sondern am besten über dem Geigenbauer Ihres Vertrauens.
    Geignebauer und Internet sind zwei komplett verschiedene Preiswelten.

  • Also ich sehe da gar keine Risse.... Der "Bassbalkenriss" ist m.E. die Saite, die sich in dem polierten Lack spiegelt... Aber ich kann mich täuschen.


    Ansonsten stimme ich der Einschätzung Böhmen/Sachsen 1900-1920 zu. Der Wert wird wohl wesentlich vom Klang abhängen. Leider werden -zumindest bei Ebay- auch für schöne und wohlklingende Instrumente Spottpreise bezahlt. Wenn man dies zugrundelegt, ist die Geige nicht sonderlich "wertvoll". Trotzdem halte ich sie schon für ein vernünftiges Instrument.

  • Vielen Dank für eure Beurteilungen. Der angebliche Riss am Bassbalken ist eine Täuschung von der Spiegelung der Saite durch den Blitz. Dass ein Riss beim Stimmstock rausgebügelt wurde, könnte eher stimmen, umso erfreulicher, dass es gut gemacht wurde. Wir haben nicht im Sinn die Geige zu verkaufen. Aber jetzt wissen wir inetwa, um was es sich handelt. Die Reparaturkosten waren so hoch, dass man glaube ich 2 neue Geigen ähnlicher Qualität hätte kaufen können. Aber es ist ein Liebhaberstück meiner Frau und der Sound gefällt sehr, schön warm.


    Zu der Gustav Lütschg-Geige. Die ist noch in Revision. Sobald die zurück ist, werde ich wieder meine Kamera zücken und Bilder davon reinstellen.


    Beste Grüsse und herzlichen Dank
    Eric (ein Blechbläser)

  • mein grossvater hat für die jüngste tochter in bern bei gustav lütschg eine neue geige ca um 1924 gekauft.vor 50 jahren habe ich sie eine weile gespielt,und nach dem tod der tante vor etwa 10 jahren haben sie mit ihre töchter geschenkt.sie wurde neben aarau,wo ich jetzt seit jahrzehnten wohne, instand gestellt und ich spiele fast täglich tonleitern und doppelgriffe,mehr kann ich altershalber nicht mehr,ich bin kein milstein,nur ein amateur. nach meiner meinung wurde die grösse des handwerklich excellenten erbauers gustav auch noch nach dessen tod noch lange nicht erkannt.seinen jüngeren bruder gerhard habe ich mehrmals besucht.dessen lacke sind offenbar nicht selten gesprungen,ich weiss von einem besuch bei baumgartner in basel,dass er einmal ein instrument von gerhard neu lackiert hat und deshalb vom erbauer gescholten wurde! daneben spiele ich auch ein 100 jahre älteres instrument eines renommierten meisters aus torino.das rallye der preise der alten instrumente widert mich an,ich bevorzuge heute meine lütschg.

  • an E.A.S.:"...Wir haben nicht im Sinn die Geige zu verkaufen. Aber jetzt wissen wir in etwa, um was es sich handelt. Die Reparaturkosten waren so hoch, dass man glaube ich 2 neue Geigen ähnlicher Qualität hätte kaufen können. Aber es ist ein Liebhaberstück meiner Frau und der Sound gefällt sehr, schön warm..."
    vor 50 jahren hat ein mitschüler den ersten satz und die kadenz von joachim des mozart a-dur kv 219 in einem saal gespielt die zuhörer und ich auf distanz meinten, das instrument sei ein grosser italiener,nein es war die gustav lütschg meines grossvaters.vor einem jahr spielten in der kirche cunter gr eine ehepaar aus der welschen schweiz, frau geige, mann gitarre,zuletzt romanza andaluza von sarasate, nach dem konzert war ich erstaunt,die geige stammte "nur" aus dem 20.jahrhundert.

  • es gibt in brienz kanton bern schweiz eine streichinstrumentenbauschule,die eine lütschg seriös beurteilen kann,allein im internet ist das nicht möglich.die lacke der gebrüderr lütschg waren schon vor jahrzehnten gegenstand von diskussionen unter fachleuten. in meinen augen war gustav ein verkannter meister.vor 90 jahren verkaufte er meinem grossvater ein schönes exemplar,welches ich selber jetzt in fortgeschrittenem alter noch fast täglich mit freude spiele,gut, dass fast niemand meinen erloschenen künsten zuhören muss.