Alte Geige - versteigern oder zum Geigenbauer?

  • Hallo Leute,


    ich habe eine recht alte Geige, die ich vor Kurzem geschenkt bekommen habe. Meine Frage ist: Könnte sie Wert haben? Soll ich sie zum Geigenbauer bringen, damit er sie mir evtl. abkauft oder einfach auf Ebay verkloppen?
    Auf dem Zettel steht:


    "Georg Tiefenbrunner Mittenwald i. Oberbayern. früher in München"


    Am Hals ist ein "H" eingebrannt, auf den Fotos schlecht erkennbar.


    Danke für eure Auskunft!


    http://imageshack.us/g/805/img3831ho.jpg/

  • sehr schwierig da über Fotos etwas zu sagen: gar nicht mal so eine uninteressante Arbeit. Sie erscheint mir auch typisch Mittenwald.
    Georg Tiefenbrunner war ein angesehener Zithermacher, der nur gelegentlich Geigen machte, die aber dann durchaus von gehobener Qualität.
    Ich würde Ihnen durchaus zuerst den Gang zum Geigenmacher raten.
    Dass die echt ist -oder zumindest aus Mittenwald, halte ich für realistisch. Das einzige, was mich stutzig macht, ist die etwas dunklere Färbung. so etwas ist mir bis dato von nachweislich echten Mittenwalder Arbeiten noch nicht bekannt.
    Aber das mag daran liegen, dass ich vielleicht bis dato noch keine gesehen habe (nur paar böhm. Fälschungen -aber das würde mich bei Ihrem Modell überraschen).

  • sehr schwierig: die Geigenbauer, die ich kenne, fangen mit Dir bei Werten unter 1000€ nicht mal zu reden an.
    Gegeben dem Fall, wäre die echt, dann bräuchten Sie sich keine Sorgen machen, der Preis geht dann locker über die 1000€ Grenze (ich will aber da vie Internet nichts präjudizieren -Omerta eben! Sie Verstehen!). Sagt der aber, dass das nur wieder so eine Böhmenkopie ist, dann verklopfen Sie die seelenruhig über die EBucht.
    Aber warten wir ab, was da andere dazu sagen

  • noch anzumerken ist, dass ich seit gestern auf Fotos von einem Anbieter über ein Geige von Karl Kiendl, einem anderen Schüler seines Vaters, warte. Die hat eine verblüffend ähnliche Farbgebung.
    Entweder ist das reiner Zufall, oder beide Geigen entstammen derselben Werkstatt oder derselben Schule oder... ?(
    Leider darf ich nicht mal das dürftige Foto, was er mir bis dato schickte veröffentlichen. Aber der niedrige Preis (will 75€ dafür) macht mich stutzig. Ich gehe davon aus, dass er die schon anderen angeboten hatte. Wäre die dann echt, wäre das ein Schnäppchen.

  • Und ich vergaß: sie hat 5 restaurierte Risse, aber keinen Stimmriss. Weiß nicht, ob man das auf den Bildern erkennen kann. Aber ich denke, das drückt den Preis ziemlich!
    Der Gedanke mit der böhmischen Fälschung ist mir auch schon gekommen, wegen der Farbe. Allerdings finde ich dafür den Rücken noch zu "gut" ;)

  • nun gut!
    Ich will nur mal illustrieren, wie schwer es sein kann, nur via Fotos bei Nichtangabe bzw. fehlen oder gefälschter Angabe von Signaturen die korrekte Herkunft zu ermitteln.
    das reizt mich zu einem neuen Rätsel:
    Von wo stammt diese Geige her?
    Nur zum Hinweis: vergesst alle Böhmen (als auch Sachsen) -Reflexe. Allerdings deutschsprachiger Raum.
    PS: wer zumindest das Herkunftsgebiet korrekt erratet,vor dem mach ich einen Kotau
    PPS: ich weiss den Herkunftsort auch nur vom Zettel!!


    PPPS: ich will jetzt mit diesem Exkurs aber keineswegs vom Thema ablenken oder den Strang killen!!

  • OK! Ich lüfte das Geheimnis schnell und kurz -ich wollte den Strang wirklich nicht blockieren:
    es ist eine Geige der "Vorarlberger Tonholzverwertungsgesellschaft Bregenz AG" um die 1920iger Jahre.
    Es gäbe gewisse Indizien, die eher auf einen volksmusikalischen Hintergrund schliessen liessen:
    da ist zum einen das komplett abgescheuerte Griffbrett (ein Konzertgeiger liesse niemals sein Instrument derartig sich abnützen!) und das Fehlen einer Einlage an der Decke (kommt bei alpenländ. Geigen sehr oft vor).
    Die Geige ist allerdings, bedenkt man diesen Background, sehr gut gemacht. Dem Besitzer hätte ich 50€ geboten. Der hätte darauf am liebsten Eier aus einem Brutkasten gestohlen und auf schmollende Legehenne gemacht.
    Die ist übrigens noch immer zum Kauf angeboten -aber sollte sich jemand dafür interessieren, geht mit dem Typen sanft um (der glaubt der bekommt weiss der Kuckuck wieviel violette Scheine dafür)