Joseph Guarnerius 1744

  • Ich finde absolut nicht, dass es sich hier um eine Sachsen-Geige handelt. Vieles, vor allem der Ahornboden deutet stark auf eine französische Meisterkopie Guarneris hin! Ich möchte hier die Kenntnis einiger Geigen-Kenner nicht strittig machen, aber was in aller Güte deutet hier auf eine Sachsenarbeit hin? Dass es sich hier um eine Meisterarbeit handelt, ist wohl offensichtlich. Dann stellt sich die Frage doch, welcher aus der Klingenthaler/ Markneukirchner Schule könnte hier in Frage kommen??? Mit fällt keiner ein. Vor allem die hammer geilen ff-Löcher, für mich eindeutig Frankreich. Es gab einen deutschen Erbauer Namens Louis Noebe aus Bad Homburg, da im ähnlichen Stil gearbeitet hat. Wirklich feines Instrument. Wenn Interesse an einem Verkauf bestünde, würde ich mich auf Kontaktaufnahme des Besitzers freuen. Ich zahle keine Ebay-Preise:-)

  • Den Enstehungszeitraum tippe ich auf 1870-1900. Die Guarneri/Stradivari Modelle aus dieser Zeit haben ein sehr Voluminösen, tragenden Klang und sind daher auch gern für größere Räumlichkeiten geeignet.

  • Auf Luis Noebe würde ich nicht Tippen , der hatte stehts eine Brandmarke in den Geigen angebracht. Ich denke auch nicht Frankreich , da die ecken mich irritieren. Ich denke wirklich ,das ein alter Sächsicher Meister oder ähnliches am Werk war ... Auf jeden Fall deutsch ;) Das ist meine MEINUNG man kann sich natürlich auch Irren ...

  • Ich tue mich hier unglaubliich schwer, überhaupt eine Einschätzung zu machen.
    Ich hatte diesbezüglich eine PN mit folgendem Inhalt geschrieben. Ich sehe nun doch keinen Grund, das hier nicht öffentlich schreiben.


    Ich kann Ihnen leider nicht sagen, was das Instrument wert sein könnte. Es handelt sich nicht um eine "echte" Guarnerie. Das wäre auch wirklich ein kleines Wunder gewesen.
    Es könnte aber durchaus ein ordentliches Instrument sein, dass daher auch einen Wert hat. Ich hätte die Geige auf etwa 100-150 Jahre alt geschätzt, aber mehr traue ich mir anhand der Bilder nicht zu.
    Ich kann weder über Qualität noch Wert eine reelle Aussage treffen. Vielleicht könnte ich das, wenn ich das Instrument in der Hand hätte, aber es gibt in jeder größeren Stadt einen Geigenbauer, der das besser kann.
    Es tut mir leid, ihnen keine bessere Auskunft geben zu können. Villeicht können Rainer und Konsorten noch weiterhelfen.


    Freundliche Grüße

  • ich hätte halt wegen der leichten rötlich-gelblichen Färbung ("Cherry Sunburst") eher auf Sachsen getippt, obwohl zugeben das verwendete Ahorn von besserer Qualität als der Durchschnitt ist. Das etwas günstigere "Manufakturahorn" hat diese markante Stichelung, was diesem "Meisterholz" fehlt.
    Französisch täte ich mir schwer, da die Franzosen eher zu überzogener Farbgebung neigten: entweder alles deftig in Karamelbraun oder grauenhaften pink-rötlich, oder deftige honigfarben etc..
    Aber wie schon gesagt, alles nur Vermutungen anhand von Schwerpunkten.
    Übrigens oft haben sich Meister, wenn sie schon einen falschen Zettel reinklebten mit einer Bleistiftsignatur unterhalb der Decke oder auf einer Zarge verewigt. Vielleicht könnte man mal mit einem Endoskop hineinschauen.

  • Manchmal reicht dazu auch schon ein Zahnarztspiegel.... Für mich passt das Instrument auch nicht typischerweise nach Sachsen, aber dort gab und gibt es hervorragende Meister, die durchaus imstande wären, eine solche Geige zu bauen (z.B. Louis Otto, wobei ich die nicht für eine Otto-Geige halte). Sachsen besteht aber nicht nur aus der Manufaktur, und nicht nur aus dem Vogtland oder Markneukirchen. Der Lack ist für einen "Durchschnittssachsen" zu "gut" und hat irgendwie einen anderen Farbton als das normale "Sunburst". Auch die Form der Ecken und die Ausarbeitung der Hohlkehle sind für mich auf den ersten Blick nicht unbedingt typisch, erst recht nicht die F-Loecher und der Halsansatz mit dem sehr schmalen Blättchen.... Und Bodenholz sowie das sehr feine Deckenholz. Das spricht für mich erstmal gegen Markneukirchen und Umgebung. Aber. Die Art der Lackierung(also diese gelb-rötliche Schattierung ohne das Instrument im Lack zu ertränken spricht wiederum für Sachsen, auch die Schnecke erinnert mich eher an Sachsen als an Frankreich. Da es sich offensichtlich nicht um ein Fabrikinstrument handelt, kann das Instrument überall zwischen Norditalien und Dänemark, Paris und Warschau gebaut worden sein. Geigenbauer gingen auf Wanderschaft, und die Meister welche viel herumgekommen sind haben natürlich verschiedene Einflüsse vereinigt, und bei diesem Instrument sieht mir das ganz danach aus.

  • Noebe würe ich natürlich auch ausschließen. ich habe eine noebe geige. er verwende sehr breitjährige fichtendecken, was hier ja nicht der fall ist. dafür umso mehr die flammung des ahornbodens. Eine deutsche arbeit könnte sein, allerdings nicht von den Hochburgen wie Sachsen oder Mittenwald. Wenn Ein deutscher, dann tippe ich auch auf jemandem, der viel rum kam und großen einfluss aus frankreich/benelux hieinfließen ließ. aber durchaus eine wirklich gute arbeit, was sich bestimmt (wenn sie denn richtig eingestellt ist) im klang wiederspiegelt.