A. Osmanek

  • Hallo zusammen,


    wie sicher viele Andere auch habe ich mich wegen einer Wertschätzung einer Geige angemeldet.
    Die Geige hat den Aufkleber A. Osmanek -- Schönbach Boheme
    Daher gingen wir alle davon aus, dass es sich um eine böhmische Industriegeige handelt. Da sie mich klanglich überzeugt hat war das für mich immer irrelevant.
    1993 sollte die Geige versichert werden und der Geigenbauer bescheinigte der Geige einen Wert von 6000DM und nannte sie ein Meisterinstrument. 8o Leider können meine Eltern, die zum damaligen Zeitpunkt die Schätzung in Auftrag gegeben haben das entsprechende Gutachten nicht mehr finden.
    Nun habe ich eine wunderschöne Geige von Johann Gottlob Gütter gefunden, die diese für mich ersetzt. Die Osmanek will ich daher verkaufen, sollte sich der Verkauf lohnen.
    Letzte Woche hatte ich die Geige bei der hiesigen Geigenbauerin, da sich der Steg verzogen hatte. Diese konnte den Wert leider nicht schätzen. Sie meinte der Klang sei überzeugend, der Lack benötige aber eine kleine Ausbesserung (damit hat sie vollkommen recht), das sei allerdings keine große Sache. Einen Wert wollte sie mir wie gesagt nicht nennen. Den alten Versicherungswert hat sie kommentarlos hingenommen. Ich denke nicht, dass sie mich schonen wollte, ich habe ihr offen gesagt, dass ich auch einen eher geringen Wert für realistisch gehalten hätte. Für mich persönlich ist sie modernen Meisterinstrumenten, wie ich eines gesucht habe, klanglich nicht unterlegen, das mag aber auch Geschmackssache sein.


    Für mich stellt sich nun die Frage:
    Kann diese Geige, bei ihrem Zettel überhaupt einen Wert haben? Das mit der Meistergeige ist Humbuck, oder? Wenn nein, was für einen Inflationsausgleich müsste ich annehmen.


    Viele Grüße

  • Aus der Geschichte würde ich folgern, dass es sich schon um eine recht ordentliche Geige handelt. Auf die frühere Schätzung des Versicherungswertes würde ich allerdings nicht viel geben. Diese sind häufig viel zu hoch ausgefallen.
    Entscheidend ist, was man jetzt am Markt realiistisch erzielen kann. Da der Sammler-/Liebhaberwert bei diesem Instrument wohl nicht besonders hoch ist, kommt es vor allem auf den Klang an.
    Mein grobe Vermutung ist, dass auch ein Geigenbauer kaum mehr als 1.500 ?
    dafür bekäme, eine Privatperson deutlich weniger.
    Vielleicht könnten uns aber auch noch ein paar gute Bilder helfen, die handwerkliche Qualität besser einzuschätzen.
    MfG
    Rainer

  • Danke für die Antwort. Ich habe den Verdacht, dass es sich handwerklich um ein eher einfaches Instrument handelt. Die Geige hat auch einige heftige Gebrauchsspuren, ohne aber Risse oder ähnliches zu haben.
    Ich werde heute Nachmittag ein paar Bilder einstellen, vielleicht könnt ihr ja was daran erkennen. Was mir schon immer aufgefallen ist, ist das eher ungeöhnliche Verhältniss zwischen oberer und unterer Korpusbreite.


    Viele Grüße

  • So, hier nun die Bilder. Ich habe mich bemüht die Kratzer und Ecken gut zu zeigen. Der Lack, rechts neben dem Griffbrett wird die nächsten Wochen hier bei der Geigenbauerin neu gemacht. Sie meinte, dass sei bei dieser Geige nicht allzu schwer, da ihr üblicher Lack diesem wohl recht ähnlich sei.


    Keine der Macken geht durch die Decke.


    Edit: Auf Anfrage habe ich auch noch hochauflösende und geringer komprimierte Versionen der Bilder. Ich könnte diese in einer Nachricht versenden, wenn das bei einer genaueren Beurteilung hilft.

  • eine nette etwas bessere böhm. Manufakturarbeit aus der Wende 19-20.Jh.. Die Schätzung von 6000DM mag damals durchaus angemessen gewesen sein. Der Preisverfall v.a. für böhm. Instrumente setzte erst durch den Internetboom ein.
    Auf Ebay bekämen Sie dafür in diesem guten Zustand mag sein 300?

  • Schoene Geige! Ich wuerde mich den anderen anschliessen: Bei Ebay sind böhmische Instrumente preislich im freien Fall (auch wenn sie gut sind), beim Geigenbauer werden Sie vermutlich noch 1000-1500 Euro dafür bekommen, vor allem, wenn die Violine klanglich überzeugt.


    Das ist ja immer das Traurige mit diesen Instrumenten: Böhmen hat Qualitäten von Brennholz bis "Sehr gut" geliefert, aber leider orientiert sich der Ruf eher nach unten. Es gibt fantastische Meisterinstrumente aus Markneukirchen, die man -mit etwas Glueck- für schon nahezu unverschämt niedrige Preise ergattern kann. Ein sächsisch-boehmisches Etikett weckt -leider- bei potenziellen Käufern die Assoziation zur Brennholzkategorie, für (gefälschte) Italiener gilt das Gegenteil. Böhmen hat den Markt damals mit furchtbaren Instrumenten überschwemmt, Italien hat seine grossen Meister...


    Mir gefällt Ihre Geige ausserordentlich gut, ich hoffe, Sie bekommen einen fairen Preis dafür.

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen.
    Das hatte ich mir fast gedacht. Für 300? werde ich sie nicht verkaufen. Wenn ich nicht einmal einen ordentlichen Bogen dafür bekomme, behalte ich sie lieber.
    Ich würde diese Geige sicher auch weiterhin viel spielen, wenn ich nicht diese Probleme beim Wechsel meiner Instrumente hätte. Der Saitenabstand ist ein wenig unterschiedlich, vor allem aber die unterschiedlichen Dicken der beiden Hälse macht mir zu schaffen, sodass meine Intonation leider darunter leidet, wenn ich versuche beide Instrumente zu spielen.


    Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.


    Viele Grüße