Washaltet Ihr von dieser "Amati-Geige"?

  • Hallo,
    für wie realistisch haltet Ihr die Echtheit der Geige?
    Sie hat in den oberen Ecken keine "Eckklötzchen". Ein Auktionshaus meinte telefonisch, dass dies eine Echtheit nicht grundsätzlich ausschließen würde... Der Lack ist weich und hat sich in die vielen kleinen "Macken" im Holz wieder reingelegt, so dass das Holz die macke hat aber im Lack nicht so stark ausgeprägt ist...
    Für mich sieht sie verdammt echt aus, aber....
    Wie kann ich am einfachsten die Echtheit bestimmen lassen, so dass sie sich auch verkaufen läßt?
    Besten Gruß

  • Warum fragst Du?
    Denen habe ich genau diese Fotos zur Verfügung gestellt... Amati-Modell haben sie bestätigt aber eine genaue Einschätzung geben die nach persönlicher Inaugenscheinnahme... Ich habe hier auf der "Plattform" die Geschichte der Amati-Familie gelesen und die charakteristischen Merkmale einer N. Amati-Geige... Da passt einfach sehr viel zu dieser Geige... (gelber Lack, Wölbung, kleine Schnecke...dazu noch der Gesamteindruck)...
    Tcha, ein Kaufinteressent hat mich an einen Sachverständigen Herrn Köstler in Stuttgart verwiesen... Möchte aber vorher in Eigenregie mehr über die Geige erfahren, da ein Gutachten sehr teuer ist... Dazu wäre Eure Erfahrung und Euer Wissen sicher behilflich...

  • Amati-Modell, Guarneri-Modell etc. besagt primär fast gar nichts. Die berühmtetsen Instrumente der großen Cremoneser sind einstweilen vermessen und es tut mir leid, dies anzuführen, bis zur Selbstverblödung analysiert (von den berühmtesten Strads sogar deren Schwingmuster!!).
    Schon mein Opa, ein einfacher Volksschullehrer in den Tiroler Bergen, hatte ein Amati-Modell für den Musikunterricht.
    zu Ihrem Modell:
    wäre die echt, dann knallten bei Ihnen die Sektkorken. Preise jenseits der 100 000 e' Marke wären Ihnen gewiss. Daher sind via Internet apodiktische Schätzungen so oder so deplatziert.
    Mein Eindruck: sie erscheint mir in vielem trotz toller Holzwahl und ansprechender Lackierung etwas zu krude gemacht. Mag sein, dass dies Folge der mutmasslichen jahrhundertlangen Schrumpfung und Behandlung sein kann. Aber dann wären Trockenrisse im schlimmsten Fall sogar Verziehungen des Korpus als Folge der Spannungen unausweichlich. Von unternommenen Reparaturen erkenne ich an Ihrem Modell zumindest an den Fotos nichts.
    Daher habe ich Zweifel, ob die wirklich so alt ist.
    Aber ich bitte Sie, lassen Sie uns in Kenntnis, was eine etwaige Schätzung in natura ergeben hat. Ich wäre gerne bereit anhand tierfergehender Erkenntnisse meine Meinung zu revidieren.


    PS: ein Lack korrigiert nicht von selber seine Macken. Weiters wäre der so weich, wäre er über die Jahrhunderte abgewetzt worden. Offensichtlich wurde sie später mal abgebeizt und neu lackiert. Dies aber nicht "State of the Art"

  • Für mich macht die geige von den Bildern her einen zu "neuen" Eindruck. Ob die geige gelb ist, die Wölbungen ähnlich sind oder die Schnecke klein ist, sagt nichts aus, Kopien haben eben Ahnlichkeit mit dem Original. Hat die Geige einen Halsanschäfter oder noch den alten Hals? Die Abnutzungen sind für eine etwa 370 jahre alte Geige viel zu gering. Ausserden hat die Geige kaum Reparaturen, ich habe schon eine Amati Geige gesehen und die sah, wesentlich besser aus und von der lackbeschaffenheit wesentlich weicher und edler aus.

  • Das ist eine sehr interessante Geige. Eine Amati scheint es mir nicht zu sein.
    Meiner Meinung nach könnte es eine Geige aus der Mailänder Schule vom Anfang des 18.Jhds sein.
    Ich empfehle Ihnen daher dringend Sie bei einem Experten (Herr Köstler in Stuttgart hat einen recht guten Ruf) begutachten zu lassen.
    Aber vergessen Sie nicht vorher die Bedingungen/Entgelte dafür auszuhandeln.
    Eine mündliche Einschätzung ist aber in der Regel erschwinglich...


    Matthias

  • Daß die Geige "zu gut" aussieht habe ich mir auch gedacht, doch dachte ich eher daran, daß es daran liegen könnte, dass sie super verarbeitet ist, aus edlen Materialien gemacht und entsprechend gepflegt wurde... Der Hals ist angeschäftet. Die zwei Einkehrbungen der Schnecke enden kurz vor dem Wirbelfach und gehen nicht weit unter die endende Rundung drunter... Ich denke nicht, dass sie abgebeitzt wurde... Ich habe einige falsche Zettel gesehen und der sieht mir sehr sehr alt aus... Was soll ich sagen... Ich habe sie neben vielen anderen Geigen liegen gehabt und sie ist einfach wunderschön anzuschauen und bei meinen Streichversuchen klang sie eher hoch-süß, wobei ich wohl nicht drumrum komme, sie mal einem Geigenbauer vorzulegen, der mir dann mehr dazu sagen kann...
    Bin aber für weitere Meinungen und Anregungen dankbar. Wer aus der Nähe von Bonn kommt darf sie gerne mal spielen!!!