Keller fund......

  • Im Rahmen meiner " Geigenrecherche " bin ich auf dieses , sehr Fachkundige Forum gestoßen. Vieleicht kann mir hier jemand etwas zu diesem Erbstück, das erst vor kurzem wieder das Tageslicht erblickt hat ( vermudlich 40-45 Jahre im Keller ) sagen.In der letzten Aufnahme ist das Label zu erkennen "Laurentius Guadagnini Pater & aluranus Antonj Straduarj fecit Placentie anno 1775 , die letzten 2 Ziffern handschriftlich oder gestemmpelt, vermutlich wohl tausendfach kopiert aber vielleicht ein Hinweis.Vorab vielen Dank !







  • schon der Zettel gibt zu denken.
    L. Guadagnini war ein Schüler A. Stradivaris.
    Wäre die echt, wäre das für die Erforschung der Geschichte des Geigenhandwerks rundweg eine Weltsensation, weil man da die Essenzen der Strad. Geigen, was er an Guad. weitergegeben hat, feststellen könnte.
    Pater nannte sich L. erst viel später, als er schon selbstständig war.
    Ich würde sagen, akzeptable sächs. Arbeit Ende 19.Jh bis ~ vor Weltkrieg1.
    ~300?

  • Leider werden auf den Aufnahmen die Farben nicht richtig wiedergegeben, die Geige ist wesendlich mehr " Bernsteinfarben " rötlich.Das Ahorn des Bodens hat ein schönes Feuer. Zu den Zahlen.... es könnte auch 17 (31) od. 17(37) ......leider schlecht zu entziffern. Ich versuche mal das Label komplett zu Fotografieren.

  • Da gehe ich von aus, dass das Zettelchen sicherlich nicht Original ist. Meine intension ist eine andere, Auch Fälscher haben ihre " Markenzeichen " vielleich ist ja eine Zuordnung der Manufraktur möglich.

  • mir scheint, dass die Geige sogar eher eine Stainer Kopie ist, somit dürfte Rainers Annahme, dass der sowieso falsche Zettel ursprünglich nicht mal in dieser Geige drinnen war, zutreffen.
    Somit ist eine Zuordnung zu einer Manufaktur sehr schwierig.

  • Zunächst erst mal vielen Dank für die Antworten. Seit ich mich mit dieser Geige befasse tun sich immer mehr Fragen auf. Zunächst für mich die vordringlichste Frage, also das hier geschulte Augen unterwegs sind, ich bin fastziniert...aber woran wird so eine Aussage Sächsisch Manufaktur / Stainer Kopie festgemacht ?

  • Zitat

    Original von Holzwurm66
    Zunächst erst mal vielen Dank für die Antworten. Seit ich mich mit dieser Geige befasse tun sich immer mehr Fragen auf. Zunächst für mich die vordringlichste Frage, also das hier geschulte Augen unterwegs sind, ich bin fastziniert...aber woran wird so eine Aussage Sächsisch Manufaktur / Stainer Kopie festgemacht ?


    zuerst mal das Banale:
    bei böhm. Manufakturgeigen wurde manchmal der Meister am Boden in Höhe des Oberklotzes schon mal geil raufgedruckt.
    Steht da Stainer, Gusetto, Guarneri etc. dann weißt Du sofort, das ist eine Böhmenkratze
    bei Stainer kommen immer wieder gehäuft dieselben Jahreszahlen vor, manchmal sogar Jahre aus dem 18.Jh, als er schon lange tot war. Derselbe und nicht selten der falsche Zettel wurde zig mal kopiert.
    Stainer hat meist einen Lack, der über die Jahrhunderte sehr schön gelb-honig verblasste verwendet. Dunkelschwarze Lacke kamen so gegen das Biedermeier zuerst in Wien auf, und da Böhmen damals Teil Ö. war, bedienten die Manufakturen den Bedarf.
    Der Lack v.a. böhm. Manufakturen altert meist zu einen grauenhaft diffus matten Ton, oft bildet er eine unansehnliche Kruste. Man sieht sehr oft, dass er zwar peppig mit Koloraturen (auch ein Hinweis auf Billigfälschng!!) aber so 0815 raufgeschmiert wurde.
    Stainer Geigen sind hochgewölbt. Dies herzustellen bedarf eines Talentes. In den böhm. Manufakturen wurde das oft sehr krude gemacht. Die Wölbung wirkt oft hackig, tw. eingefallen. In seltenen Fällen überzeugend.
    Holz altert und bei guter Pflege verschwinden erst ab einem Alter von ca. 300 Jahren die Unterschiede (Dunklungsgrad; das Sommerholz, da weicher schrumpft schneller als das Winterholz -das bildet bei alten Geigen einen sehr schönen Kontrast, der bei jüngeren noch nicht so ausgeprägt ist etc.). Da die böhm. sächs. Manufakturgeigen ihren Höhepunkt so Wende 19. - 20. Jh. hatten, kann man noch daran dessen wahres Alter erkennen.
    Die Sachsen taten sich im Schnitt doch mehr an Qualität an, als wie die Böhmen. Das ging sogar so weit, dass sog. Fortschaffer von den sächs. Manufakturen nach Böhmen geschickt wurden, wenn deren Angebot die Nachfrage dort nicht mehr zu decken schien.
    Last not least, man erkennt durch Erfahrung aus "Instinkt" ob es sich um eine Meistergeige oder Massenware handelt. Ist das Holz einfach zufällig oft vom Holzhändler in Handelsklassen tolerant kategorisiert vorselektiert oder hat sich ein Meister bei der Holzwahl Gedanken gemacht.
    Ist die Schnecke einfach irgendwie zusammengeschnitzt oder hat sie ein Ebenmass höchster Güte. Sind Griffbrett und Sattel einfach so raufgeleimt oder fügen sich ästhetisch an den Hals etc..