Jacobus Stainer 1954?

  • Hallo Zusammen,


    ich habe eine Geige und würde gerne mal wissen ob diese echt oder eine Kopie ist.


    Wahrscheinlich ist sie eine Kopie, aber dafür verstehe ich zu wenig davon.


    MfG


    Gerorgie :)


    P.S.: Wenn Fotos von besserer Qualität benötigt werden bitte bescheid sagen.

  • Danke :)



    Lack ist aber erst ca. 10 Jahre alt. Die Geige war ein Speicherfund und es war im Grunde nichts mehr dran. Alles wurde vor ca zehn Jahren erneuert. Geige war voller Kratzer und wurde so gut es ging restauriert.


    MfG


    Georgie

  • 1. Stainer so weit mir bekannt, verwendete einen honigbraunen Lack. Diese schwarzbraunen Lacke kamen erst so gegen das Biedermeier in Ö. zu dem damals Böhmen gehörte auf.
    2. Stainer wurde bis zum Exzess v.a. in Böhmen so mit Beginn der Industrialisierung kopiert (ich möchte mich jetzt nicht darüber auslassen, was mir schon alles an Stainer-Geigen als Original zu unterschieben probiert wurde).
    Vermutlich ist er nach Stradivari der meist kopierte und damit gefälschte Geigenbauer aller Zeiten.
    3. seine Zettel sind meist handgeschrieben. Viele dieser Zettel sind daher Faksimilies oder später fototechn. kopiert, heutzutage einfach sogar downgeloadet.
    Aber es gibt auch Meisterfälscher, die mit Hilfe eines Diaprojektors und Fotos von Originalzettel händisch diese nachzeichnen können. Diese sind aber selten.
    4. die Wölbung am Boden generell aber v.a.auf der Basseite in etwa auf Höhe der Brücke erscheint mir etwas amateurhaft gemacht.
    Nun gut, wer Ahorn kennt, weiss, dass v.a an Stellen in denen die Maserung aprupt sich ändert (v.a. von liegend zu stehend) "Sollbruchstellen" entstehen können, und das scheint mir hier der Fall zu sein.
    Das ist oft ein Anzeichen dafür, dass hier kein Meister sorgfaltig ein Holz selektiert hat. Zugegeben hatte ich auch mal Meistergitarren von Hamberger und Ostrizek (ihm zur Entschuldigung: er verwendete dazu für den Geigenbau durchgefallenes Holz), die trotzdem denselben Defekt zeigten.
    Hingegen war Stainer bekannt, dass er das Holz sehr pingelig auswählte. Ihm wäre das sicherlich nicht passiert. Er hätte die Wölbung überhaupt besser hinbekommen.

  • Ich wollte keinesfalls den Eindruck vermitteln, dass ich Ihre Meinungen anzweifle. Lediglich wollte ich mich bei Leuten erkundigen die um einiges mehr vom Geigenbau verstehen als ich selbst. Unter anderem hat mich auch interessiert wie man "Kopien" erkennen kann und welche Merkmale ausschlaggebend sind um eine als solche zu erkennen.


    Mein Onkel selbst ist Gitarrenlehrer auf der Musikschule in München und hatte mir vor einigen Jahren geraten die Geige einmal schätzen zu lassen, hat mich aber direkt darauf hingewiesen das es höchst wahrscheinlich eine Kopie sei.


    MfG


    Georgie

  • das hat Dir auch keiner unterstellt.
    Was macht eine Meistergeige aus?
    1. die ganz großen Meister sind fast immer gefälscht. Stradivaris Werk ist seit über 100 Jahren komplett erfasst. Jede Neuentdeckung wäre eine Weltsensation.
    Bei Stainer ist's ein bisschen diffiziler. Von ihm gibt es -so mein Wissensstand, aber vieleicht hat sich das in den letzten Jahren geändert- noch immer kein Gesamtverzeichnis. Dass da eine unerkannte mal auftaucht wäre gar nicht einmal so unwahrscheinlich wie bei Strad. Nur auch bei ihm suchen schon seit über hundert Jahren gierig Sammler, Spieler und Händler nach ihm. Dass da eine durch deren Suchraster bis dato gefallen wäre, ist sehr zweifelhaft, aber möglich.
    2. bei den meisten Industriegeigen sieht man nach wenigen Sekunden ihre Natur an: Hölzer mit einer Maserung ohne auffallender Zeichnung (ACHTUNG: es gibt auch Meistergeigen mit mittelmäßiger Holzwahl); ein monotoner Lack (vermutlich sogar nur aufgesprüht), der sehr schnell korrodiert und matt ausschaut; die Schnecke aus einer Schablone geschnitten mit manchmal sogar gefrästen Kanten etc.
    3. es gibt aber auch nette Kopien. Da muss man genau hinschauen, und eben auf solche "Fehler", wie z.B. die -mir erscheint es zumindest so- unschöne Wölbung Deiner "Stainer", oder Ungereimtheiten wie z.B. der russige Lack, sein Augenmerk richten.
    4. es gibt aber auch echte Zweifelsfälle. Wir hatten mal eine mutmassliche Stoss, und die war echt gut. Nur der lächerliche Zettel, der ihre Entstehung 15 Jahre nach seinem Tode datierte, brachte den Waagbalken zum Kippen. Ironsicher Weise wären Zettel von Stoss leicht zu fälschen.
    5. derzeit überschwemmen chines. Fälschungen den Markt und einige schauen auf Fotos umwerfend aus. Sollte ein Anfrager das verheimlichen bzw. nicht wissen, dann kann man nur aus ihrem zu schönen Zustand (ein moderner Top-Restaurator hätte sich sicherlich mit Reparaturmarke verewigt) auf eine Fälschung schliessen.