Beiträge von chrisp

    Auf jeden Fall sind beide eher schlicht ;) aber selbst die erste halte ich nicht für unverkäuflich, wenn ihr Klang ok ist, wenigstens für Schülerzwecke. Wenn der Vater der Mutter der Freundin sie gebaut hat und keinen komplett unbekannten oder schändlichen Namen führte, kann die auch dreistellig wert sein. Wer weiß, wer weiß ...


    Das sind aber keine 4/4-Geigen, oder? Auf jeden Fall messen vor dem Verkauf ;)

    In meinen Augen ist das eine Hopf-Geige - also eine nach dem sog. Hopf-Modell gebaute Geige aus irgendeiner Werkstatt im sächs. Klingenthal. Der Brandstempel ist mir nicht bekannt und ich finde ihn in der Literatur nicht, die ich gerade zur Hand habe - ist mir aber schon mal über den Weg gelaufen. Am Ende heißt er einfach "Hopf Werkstatt" ;) Nein, das glaube ich nicht wirklich. Einen Markneukirchener würde ich eher nicht dahinter vermuten, yxyxyx. Das spezielle Holz ist m. E. gerade für eine Hopf ziemlich ungewöhnlich, und um so interessanter.


    Von den Fotos her würde ich sie schon ins 19. Jahrhundert stecken, wie tief hinein wage ich aber nicht zu sagen. Auch der Wert kann alles mögliche sein, nicht zuletzt kommt es auch auf den Zustand an, der fotografisch nur schlecht einzuschätzen ist.

    Zitat

    Original von lucky
    Also wird man nie richtig zuordnen können wo die Geige wirklich her ist.


    Na das kann man so nun auch nicht sagen. Sie stammt aus der Region um Graslitz-Klingenthal-Markneukirchen, dem sog. Musikwinkel. Sie wurde von einem Geigenmacher gebaut, dessen Namen man nicht mehr feststellen kann - wahrscheinlich sogar von mehreren ;) und wenn sie gut klingt, ist sie ein erhaltenswertes Stückchen Musikgeschichte. Schön, dass Du sie gerettet hast! Ob sich die Reparatur lohnt, kann Dir ein Geigenbauer Deines Vertrauens nach Inaugenscheinnahme sagen.


    yxyxyx: Die Verleger kauften nicht nur bei Manufakturen ein, sondern beschäftigten primär zahllose "selbständige" Geigenmacher, Schachtelmacher, Schneckenschnitzer usw. usw. Oft heimische Mini-Werkstätten, Einzel-Familienunternehmer, heute würde man dazu wahrscheinlich Geigenmacher-Prekariat sagen. Ich erwähne das zur Ehrenrettung dieser Schrötter-Geige ;) Möge ihr Klang meine Sozialromantik rechtfertigen.

    Weiß nicht, ich habe diese Geige nicht in der Hand gehabt. Die Klangprobe finde ich ganz vielversprechend, und mit dem Preis-/Leistungsverhältnis bei Corilon habe ich gute Erfahrungen gemacht. Aber jetzt kommen wir vom Thema weg. Letztes Jahr habe ich mir in Leipzig auf dem großen Trödelmarkt auch mal ne "geschminkte Französin" angesehen ;) das war ein Instrument, bei dem ich dem Händler nicht sehr viel von den 800 Euro abgeschwatzt hätte, die er verlangte. Mir fehlten die Taler :( aber seitdem schaue ich bei gemalten Rändern nicht mehr automatisch weg.

    Zitat

    Original von Fiddler
    Gab es das tatsächlich mal? Gut. Ausnahmen bestätigen die Regel :D


    Hier ein Beispiel, wobei da vermutlich auch eine Rille gezogen und ausgemalt wurde. Man sieht´s nicht richtig. Aber ein nettes Geigchen, ohne korrekte Einlage!


    Zitat

    Original von Fiddler
    Wie gesagt, heute ist mir derlei nicht mehr bekannt... nur die Kindergeigen
    für 50-80 EUR haben gemalte Einlagen.


    Das stimmt ja auch, ich hätte sagen sollen, dass ich von alten Geigen spreche, nicht von zeitgenössischem Billigkram.

    Die Einlage ist wirklich ein interessantes Thema - für die Physik des Instruments ist sie einerseits nicht irrelevant, andererseits aber auch nicht entscheidend. Ich kenne Geigenbauer, die winken nur ab und halten das alles für eitlen Spielkram, auf den man nicht zu viel Energie verschwenden sollte. Für andere ist es eine Art Ehrensache bzw. Visitenkarte.


    Technisch gesehen ist die Einlage eine Intarsie, und wer das ernst nimmt, produziert manchmal ganz erstaunliche Dinge, wie hier der gute alte da Salò. ;)


    Generell kann man festhalten (wie Rainer ja auch schon gesagt hat) dass die Einlage ein Zeichen für einen gewissen handwerklichen Aufwand ist, den sich der Geigenbauer gegönnt hat. Es gibt aber Geigen mit wunderschöner Einlage, die sind musikalisch Mist; und ebenso ganz einfache Manufakturinstrumente mit aufgemaltem Strichlein, die als Instrument ganz prima sind. Wenn Du seit zwei Jahren spielst und kein kleiner Garrett bist, kommen auch solche Geigen sicher in Frage, zumal sie oft sehr günstig sind für das was sie leisten.

    Zitat

    Original von yxyxyx ... Randeinlage ...


    ist korrekt, oder auch schlicht "Einlage". Aber bei Geigen ist es doch eigenlich kein "binding" sondern ein "purfling", meine ich?


    Ich bilde mir ein, an ein paar Stellen einen Strich zu sehen, es könnte auch sein, dass es eine aufgemalte (und nur noch schwach vorhandene) Einlage ist.


    Insgesamt aber sicher eher "grobe Hobel" ;) und die Schäden gerade bei der dunkleren sind immens.