Beiträge von Blacky

    Das ist eine interessante Idee mit dem "Bogenschaden". Hätte ich nicht gedacht, eher damit gerechnet, dass eine Beschädigung dann im Bereich neben dem Saitenhalter durch den Frosch passiert (der ja dicker und eckiger ist als die Stange). Aber die ältesten Kästen, die ich kenne, stammen aus den späten 70ern und da waren die Bögen schon im Deckel befestigt, habe also keinerlei Erfahrungen mit den Antikmodellen.


    Die Schnecke ist mir bisher noch gar nicht besonders aufgefallen, für mich sehen die aber auch alle mehr oder weniger gleich aus. Der Endknopf (?) bei meiner ist flacher als bei vielen anderen, aber das hätte ich jetzt nicht als besonders spektakulär bewertet.

    Ganz herzlichen Dank für die Infos! Offensichtlich ist mein gutes Stück also tatsächlich was wirklich ungewöhnliches. Hätte gedacht, dass Leute, denen schon ein paar mehr Geigen begegnet sind als mir, sie vielleicht einschätzen könnten. Aber wenn dem nicht so ist, ist es ja auch eine interssante Erkenntnis.

    Böhmen, ca. 100 Jahre alt hieß es tatsächlich, als sie mir Anfang der 90er von meinem Geigenlehrer vermittelt wurde, das war damals noch nicht per se abwertend. Klanglich ist sie top, dafür nahm man die Schäden in Kauf, außerdem sprach mich damals die ausgefallene Optik durchaus an.
    Innen ist übrigens kein Zettel (schade, wohl keine Stradivari :)), sondern nur eine dreiteilige Bleistiftschrift, lateinische Buchstaben, nicht deutsche, was ja zu Böhmen durchaus passen könnte.
    Wirklich lesbar ist nur die unterste Zeile, da steht "Steelberg" (ein Ort? ein Geigenbauer?). Darüber sind zwei mehr oder weniger unleserliche Worte, das erste könnte "Prof." heißen (das "P" ist klar), es ist aber ziemlich verschrieben. Etwas abgesetzt, knapp unterhalb der Mittelfuge, Steht eine merkwürdige Buchstaben-Zahlen-Kombination, ich lese Moi957. Mai [1]957?
    Fotografieren lässt es sich leider überhaupt nicht.

    Ja, wegen dem sehr dunklen Lack sieht man es auf dem Foto leider nicht so genau, aber es sind schon 3 deutliche Risse. So direkt eingedrückt ist meiner Meinung nach nichts, der Korpus ist allgemein auch sehr flach. Wäre die Decke bei massivem Druck nicht gesplittert? Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen, habe auch keinen Ahnung von Holz oder Geigenbau. Aber wenn ich euch richtig verstehe, vermutet ihr da Gewalteinwirkung, es ist nicht einfach so, dass irgendwie minderwertiges Holz verwendet wurde, das einfach (z.B. bei zu trockener Raumluft) zur Rissbildung neigt?
    Eine klangliche Beinträchtigung besteht übrigens nicht, zumindest keine die ich hören würde.

    Ich sehe da jetzt keinen Widerspruch: Intensives Üben und lange Jahre qualifizierter Unterricht sollten bei jedem Instrument mit egal welchem Ziel eine selbstverständlichkeit sein, sonst wird man längerfristig keine Freude am Musizieren haben. Und nach vier oder fünf Jahren ist die Lernphase ja noch längst nicht abgeschlossen. Ich habe auch 15 Jahre lang glücklich mit meinem Instrument vor mich hin gespielt, umgeben von 30 anderen Schülern meiner Lehrerin. Aber: Ist das eine Perspektive für die nächsten 15/30/45 Jahre, wenn man eben nicht erst mit 60 anfängt? Wir waren zwar eigentlich gut auf unserem Instrument, aber praktisch alle haben spätestens nach dem Ende des Studiums aufgehört - 1h üben pro Tag um das Niveau einigermaßen zu halten hat man irgendwann nicht mehr selbstverständlich übrig, denke ich. Das ist in der Lernphase anders, da sieht man regelmäßig deutliche Fortschritte, die motivieren, es gibt auch noch erreichbare Ziele, deshalb vermute ich, dass meine Vorschreiberinnen die Problematik einfach nicht nachvollziehen können. Müssen sie auch nicht, so lange das Geigen für sich genug Freude macht, ist das doch in Ordnung!


    Ich spiele in Tat erst neuerdings wieder, weil ich durch Zufall eine Kammermusikgruppe gefunden habe. Und die trifft sich absolut nicht in erster Linie zum Saufen oder Klönen, seither ist mein Anspruch an mich wesentlich gewachsen! Aber ich habe auch von frühester Kindheit an im Chor gesungen, daher meine Überzeugung, dass gemeinsames Musizieren (egal auf welchem Niveau) einfach viel viel mehr Spaß macht, als allein. Auch die Möglichkeit, anderen auf kleinen Konzerten damit eine Freude zu machen, gehört für mich zur Musik dazu, ich finde es schade, wenn es nur Selbstzweck ist. Aber das ist eine Erkenntnis, die erst sehr langsam gereift ist.

    Hallo!


    Meine Geige hat Risse - Schon als ich sie vor über 20 Jahren bekommen habe hatte sie die. Allerdings nicht an den Stellen, die hier im Forum als typisch beschrieben werden, sondern rechts oben neben dem Griffbrett, wo in den höheren Lagen die Hand liegt. In diesem Bereich ist an der Zarge auch der Lack komplett weg und die Randeinlage beschädigt, ich vermute also, ein Vorbesitzer hat dort sehr intensiv gespielt. Mich würde einfach interessieren, ob die Risse tatsächlich davon kommen oder ob es andere Gründe gibt? Das Instrument hat noch mehr Macken (aber eher Schönheitsfehler), dürfte also älteren Datums und/oder nicht immer perfekt gepflegt worden sein.

    Ich gebe ehrlich zu, dass ich jedem Erwachsnene davon abraten würde, Geige zu lernen. Es ist ein wunderbares Instrument, keine Frage, und mit ein bisschen Ehrgeiz kann man es auch in höherem Alter prinzipiell noch halbwegs erlernen, da sehe ich gar nicht so das Problem.


    Aber: Im Gegensatz zu Klavier oder Gitarre klingt Geige alleine selten wirklich gut, zumindest auf dem Niveau, das ein Amateur (v.a. wenn berufstätig und damit übetechnisch zeitlich zumeist etwas eingeschränkt) normalerweise erreicht.
    Wenn ich einen toleranten Freundeskreis für Kammermusik habe mag es ja noch Sinn machen, auch wenn da auch das Problem bestehen wird, dass es recht wenig Literatur gibt, in der die Geigenstimme nicht eine führende (und damit automatisch anspruchsvolle) Rolle einnimmt. Mit Bratsche oder Cello hat man es da sicherlich leichter, wenn man als Anfänger das schwache Glied einer Kammermusikgruppe ist. Im Idealfall findet man andere erwachsene Anfänger oder eben sehr rücksichtsvolle Mitspieler, aber meiner Erfahrung nach ist das sehr selten.
    Bleibt das Orchesterspiel... Bei uns im Kreis (großer reicher Kreis im Speckgürtel einer Großstadt) gibt es genau 2 "Laien"-Sinfonieorchester jenseits des Jugendbereiches. Dort spielen im Wesentlichen ehemalige Jugend-Musiziert-Preisträger, und das Repertoire ist eher Debussy als Vivaldi. Klar, nach 10 Jahren sehr gutem Unterricht und viel Üben kann man mal versuchen vorzuspielen, aber sich so lange so massiv zu motivieren stelle ich mir sehr schwer vor, wenn man noch ein zeitraubendes Berufsleben hat. Vermutlich gibt es vereinzelt auch Orchester mit weniger hohem Niveau, aber ich fürchte, da muss man wirklich Glück haben, so was zu finden.


    Bei anderen Instrumenten ist dieses Problem des "ganz oder gar nicht" längst nicht so ausgeprägt, und das finde ich einfach schade. Ich erlebe regelmäßig erwachsene Anfänger, die nach 2 Jahren Unterricht problemlos in einen Blockflötenspielkreis oder ein Blasorchester integriert werden. Solche Orchester gibt es bei uns in jedem Ort, alle Qualitätsstufen zur Auswahl, und wenn am Anfang nur die Hälfte der Töne gespielt werden kann, wird das auch akzeptiert. Ich würde mir jetzt ehrlich gesagt auch überlegen, ob ich nur wegen dem Orchesterspiel unbedingt Tenorhorn lernen würde, aber hätte ich bei der Entscheidung für das so wunderbar klingende Instrument Geige diese Erwägungen schon einbezogen, hätte ich mich vermutlich durchaus auch für Querflöte oder Waldhorn erwärmen können, oder eben ein Soloinstrument wie Gitarre oder Akkordeon gelernt. Denn von einem Instrument, auf dem ich nur für mich im stillen Kämmerlein vor mich hin üben kann, habe ich aus heutiger Sicht nicht viel gehabt.


    Aber vielleicht sehen andere das ja ganz anders?