Beiträge von frank222

    Ja, das will ich gern tun, aber erst in ein paar Wochen. Ich habe nämlich eine ziemlich minderwertige China-Geige für den Umbau genommen und mich entschlossen, sie erst einmal mit einem besseren Lack zu versehen. Das hat sich als schwieriger erwiesen als gedacht, denn der vorhandene Lack (besser gesagt ein Lackpanzer, der jeglichen Klang, zu dem das Instrument vielleicht noch fähig wäre, erstickte) hat meinem bewährten Ätznatron als Abbeizmittel komplett widerstanden, und nun musste ich alles mit Zieheisen und Schleifpapier mühselig entfernen. Eigentlich zu viel Mühe für so ein Instrument, aber als Bastler rechnet man die Stunden ja nicht... Ich mache vielleicht mal ein paar Bilder von der "Rohfassung", in der sich das Ganze jetzt befindet. Wie das Ganze einmal klingen wird, ist auch für mich eine spannende Sache. Als ich die unlackierte Fidel neulich testweise zusammenbaute und besaitete, klang sie noch ziemlich unausgeglichen und roh (aber immerhin weit besser als mit dem vorigen Lackpanzer). Auch muss ich mir noch passendere Saiten besorgen - man muss Saiten mit geringer Stärke nehmen, wie ich gelesen habe, vor allem wohl für die Resonanzsaiten.
    Der Reiz der Hardanger-Fidel ist, dass sie durch die mitschwingenden Resonanzsaiten einen "singenden" Klang bekommt, der sich aber nur bei der besonderen Spielweise entfaltet, bei der stets 2 (oder bei einem speziellen, flachen Hardangersteg sogar 3) Saiten zusammen angestrichen werden, also meist der Grundton der jeweiligen Harmonie immer mitklingt. Das klappt bei der typischen norwegischen Hardanger-Volksmusik, aber auch z.B. bei amerikanischer u.a. Fiddlemusik sehr gut. Einige interessante Klangbeispiele findet man bei youtube (nach "Hardanger Fiddle" und "Hardingfele" suchen). Großartig finde ich z.B. das "Concerto No. 2 for Hardanger Fiddle" von Geirr Tveitt. Aber auch das, was der wilde Bastler Dennis Havlena auf seinem Eigen-Umbau spielt, klingt nicht schlecht (youtube, nach "Dennis Havlena" suchen).
    Beste Grüße
    Frank

    Da seit einem halben Jahr niemand antwortet, will ich's mal tun.
    Ja, ich bin gerade dabei, dieses Rezept zum Umbau einer Billig-Geige in eine Hardanger-Fidel auszuprobieren. Das Aushöhlen des Halses und Griffbretts für den Resonanzsaiten-Kanal war in der Tat überhaupt kein Problem, auch der Steg war fürs erste einfach durch Ausschneiden einer zusätzlichen mittigen rechteckigen Öffnung in einem Standard-Violinsteg problemlos herzustellen. (Einen stilechten Hardanger-Steg kann ich später immer noch anfertigen.) Allerdings gefiel mir der Vorschlag von Dennis Havlena für den Wirbelkasten (Absägen des alten Wirbelkastens und Ersetzen durch einen einfachen Holzblock, in den 2 Mandolinmechaniken eingesetzt werden) aus ästhetischen Gründen nicht - ich habe den alten Wirbelkasten also durch Einsetzen eines etwa 7 cm langen Holzstückes verlängert, um Platz für die zusätzlichen 4 Wirbel zu bekommen. Vorteil dieser Methode ist nicht nur, dass das Instrument nun immer noch wie eine Geige aussieht, sondern auch, dass man, wenn man das Ganze noch gut 1 cm länger macht, auch noch eine fünfte Resonanzsaite unterbringen könnte. Ein Nachteil scheint mir zu sein, dass gerade die Resonanzsaiten mit traditionellen Wirbeln nur schwer zu stimmen sind. Eine Schraubmechanik dürfte da deutliche Vorteile haben. Und eine befriedigende Lösung, wie man 4 zusätzliche Feinstimmer am Saitenhalter anbringen kann, will mir nicht einfallen. Aber das ewige Stimmen scheint ja wohl zum Hardanger-Fideln dazuzugehören. It's called a Hardanger, because it's dang hard to get it tuned!

    Ja, das ist ja gerade das Merkwürdige: Stahlsaiten klingen normalerweise eher scharf, obertonreich. Diese hier aber eben nicht. Dass es Stahlsaiten sind, schließe ich aus der Tatsache, dass sie sich ohne Feinstimmer nur schwer stimmen lassen, d.h. sie sind kaum dehnbar und die Abstände sind beim Stimmen mit den Wirbeln sehr klein.
    Die Farben an beiden Saitenenden sind violett bei der C-Saite, blau bei G und schwarz bei D. (Die A-Saite wurde schon kürzlich durch eine Larsen ersetzt.) Alle 3 Saiten haben Kugeln am Saitenhalterende, C und D sind umsponnen, bei A bin ich mir nicht sicher.
    Vieles am weichen Klang liegt vermutlich auch am Instrument, das offenbar gut eingestellt ist. Aber das erklärt nicht alles, denn die Bratsche ist ansonsten eher solide Mittelklasse. Sie ist laut Zettel eine deutsche Amati-Kopie und stammt aus der 1. Hälfte des vorigen Jahrhunderts.

    Auf der Bratsche meines Vaters sind Stahlsaiten, die außergewöhnlich weich klingen - also in keiner Weise brillant, wie ich das sonst von Stahlsaiten kenne. Nun sind diese Saiten schon recht alt und müssten mal ersetzt werden. Er weiß aber nicht mehr die Marke. Ich habe schon Obligato probiert, doch die klingen deutlich brillanter.
    Kann mir jemand sagen, ob es solche weich klingenden Stahlsaiten noch gibt und welche Firma sie herstellt?

    Vielen Dank für die Antwort!
    Ich habe die Sache in den letzten Monaten für mich weiter verfolgt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich für mich selbst der Mensur keine so starke Bedeutung mehr zumessen werde. Sehr viele Geiger spielen ja auch Bratsche bzw. umgekehrt, und das Wechseln der Instrumente bereitet normalerweise gar keine Schwierigkeiten - man greift bei der Bratsche eben ein wenig weiter, und nach ein paar Tönen spätestens hat man sich auf die neue Mensur eingestellt. Aber auch das Wechseln von Bratschen unterschiedlicher Größe, wie ich es kürzlich ausprobiert habe, ist eigentlich kein Problem.
    Vielleicht liegt das Ganze aber auch am Spieler und seiner individuellen, sozusagen hirnphysiologischen Ausrichtung? So wie es in vielen Bereichen unterschiedliche Lerntypen unter den Menschen gibt, könnte es doch auch sein, dass der eine unbewusst mehr die relativen Tonabstände auf der Saite, der andere mehr die absoluten Abstände speichert. Der zweite Typ hätte dann mit Mensuränderungen mehr Schwierigkeiten als der erste. Naja, das ist mal so eine Spekulation, aber ich könnte es mir vorstellen.
    - Ganz unproblematisch sehe ich so oder so die Kurzhalsgeigen: Wenn die schwingende Saitenlänge von 32,5 cm stimmt, ist für den Anfänger, der ja ohnehin etliche Jahre nur 1.-3. Lage spielt, alles in Ordnung. Und wenn es in die höheren Lagen geht, ist der Übergang zu einer Standardgeige dann überhaupt kein Problem.

    Aus Interesse am Geigenbau habe ich mir seit gut 1 Jahr einige preisgünstige alte Geigen bei ebay besorgt und sie - so weit ich dazu in der Lage war - übungshalber aufgearbeitet.
    Beim Vermessen der Instrumente bin ich dann über die Mensurverhältnisse ins Grübeln gekommen. In der Literatur (Möckel, Apian-Bennewitz) wird ein Mensurverhältnis von 2:3 (also bei einer 4/4-Geige eine Länge von 13 cm vom Obersattel bis zum Deckenrand, 19,5 cm vom Deckenrand bis zu den inneren f-Loch-Kerben, macht 32,5 cm Gesamtlänge) als Standard angegeben - als Alternative noch die "französische Teilung" von 7:5, vom Äderchen aus gerechnet.
    Meine billig erworbenen Geigen weichen von diesen Maßen allerdings deutlich ab: Bei einer ist das Verhältnis zwar ungefähr 2:3, die Gesamtlänge aber mit 33,6 cm erheblich größer (sie klingt entsprechend ein wenig in Richtung Bratsche), bei einer anderen ist die Gesamt- bzw. Saitenlänge zwar normgerecht, die Teilung mit 12,5 : 20 cm aber nicht, d.h. der Hals ist 5mm kürzer.
    Ich frage mich, ob dies ein Problem ist, d.h. ob ich es verantworten kann, diese Geigen ggf. an Anfänger weiterzugeben, oder ob die sich mit einer solchen "falsch" mensurierten Geige die Spielweise verderben. Ich habe herumgefragt und die unterschiedlichsten Meinungen gehört. Es gab 3 Fraktionen:
    - Einer meinte, man solle unbedingt auf einer Geige mit Standard-Mensur lernen, da sonst später ein richtiges Intonieren auf Standard-Geigen schwierig wäre (so ähnlich steht es auch bei Möckel).
    - Ein professioneller Geigenbauer meinte, die schwingende Saitenlänge wäre egal, solange die relative Halslänge, d.h. das Mensurverhältnis von 2:3 eingehalten werde.
    - Eine andere Meinung war, wichtig wäre allein die Einhaltung der schwingenden Saitenlänge von 32,5 cm, da die nun einmal die Tonabstände auf der Saite definiere.
    - Gehört habe ich aber auch die extreme andere Meinung, dass das alles egal sei: "Die Hand passt sich da schon an!"


    Was gilt denn nun? Ich selbst habe beim Spielen keine Probleme mit den unterschiedlichen Mensuren, aber ich bin auch kein guter Spieler...