Beiträge von MrAranton

    Bei der ersten Geige sollte sich eine Restaurierung für den Eigenbedarf eigentlich schon lohnen. Eine offene Zarge sieht zwar dramatisch aus und klingt auch furchtbar, ist aber eine relativ häufige Routinereparatur, die nicht allzu viel kosten dürfte. Natürlich darf man dabei den Bogen nicht vergessen; je nachdem, wie die Lagerbedingungen waren, dürfte die Bespannung hinüber sein und ersetzt werden müssen.


    Bei der zweiten Geige bin ich skeptischer. Da ist der Reparaturaufwand deutlich größer. Vor allem wenn auch der Lack aufgehübscht werden soll, dürfte man da recht schnell in Bereiche kommen, für die man auch ein ganz brauchbares neues Anfängerinstrument bekommt.


    An Deiner Stelle würde ich beide Geigen dem Geigenbauer zeigen, der die Reparaturen durchführen soll, fragen, was es bei ihm ungefähr kosten würde, die Instrumente wieder spielbereit zu machen
    (nicht im Sinne eines Kostenvoranschlages, sondern im Sinne einer groben Schätzung; für Deine Zwecke genügt das ja) und dann entscheiden, ob es Dir die Sache wert ist.

    Vielleicht war das aber auch Paganinis Papa. Das ist nämlich die Geige auf der Paganini seine ersten Töne zusammengekratzt hat und deshalb tauchte sie auch nicht offiziell in seiner Sammlung, die Streifen waren dem Teufelsgeiger später so peinlich, dass er die Geige auf dem Dachboden der Vorfahren des Arianers versteckt hat, auf dass niemand erfahre, dass auch er ganz klein und mit Hilfsmitteln angefangen hat.

    Abwegig. Die Firma Geipel vertreibt unter den Handelsnamen Paganini ein preiswertes Einsteigerkolophonium. Ich denke, als das auf den Markt kam, war Paganini schon lange tot.
    Was beim Bogen auf Paganini hinweisen soll, weiß ich nicht; aber Instrumente dieser Klasse sind zu begehrt als dass sie jahrzehntelang in unentdeckt in irgendwelchen Kellern liegen oder von ahnungslosen Amateuren gespielt werden.
    Da sie nach der Papieranalyse jetzt mit der zweiten völlig abwegigen Behauptung um die Ecke kommen, muss ich fragen: Erlauben Sie sich einen Scherz?

    Zitat

    Kolophonium war da eig. mit bei aber es ist durchgängig steinhart..
    Könnte da höchstens was abfeilen und mit dem Staub den Bogen bearbeiten....?

    Der Staub würde - wenn das Kolophonium wirklich eingetrocknet ist - gleich wieder aus dem Bogen rausstauben, anstatt an den Haaren (und dann den Saiten) zu haften. Einfaches Kolophonium gibt es für fünf Euro und weniger, das ist also so ziemlich das billigste an Geigenzubehör. Da lohnt sich die Mühe, aus einem alten Klotz noch irgendetwas rausholen zu wollen, einfach nicht.

    Auf der Broschüre steht (wenn ich es richtig entziffert habe): "Moskauer Kombinat zur Herstellung von Musikinstrumenten und Möbeln". Das spricht für eine sehr einfache "Volksgeige". Aber da die gibt es durchaus unterschiedliche Qualitäten, je nachdem, wie der Betrieb im entsprechenden Kombinat organisiert war. In manchen Fällen haben sich die Geigenbauer und die Schreiner nu das Gebäude geteilt, in anderen auch das Holz (was schlecht ist, weil Möbelholz kaum abgelagert wird) zum Teil hat aber auch Personal, dass an einem Tag Regalbretter zugesägt hat, am nächsten Geigenteile gemacht.
    Die Tauglichkeit eines Instrumentes hängt von Faktoren ab, die man nur beurteilen kann, wenn man es in die Hand nimmt, würde ich empfehlen, die Geige einem Lehrer oder sonst jemandem, der schon eine Weile spielt zu zeigen, der prüft, wie gut die Geige sich stimmen und spielen lässt.


    Der Bogen hat allerdings meine besondere Aufmerksamkeit erregt. 1983 war die Sowjetunion schon recht klamm, so dass ich nicht sicher bin, ob in dieser Zeit Brasil- oder Fernambukholz für den Bogenbau importiert werden konnte. Dieser Bogen ist heller, alles anderen Bögen, die ich bisher gesehen habe; daher habe ich den Verdacht, dass da irgendwas, was gerade da war, zu einem Bogen verarbeitet und dann rötlich lackiert wurde, um ein vernünftiges Bogenholz vorzutäuschen. Schwarze Bogenhaare sieht bei Bassbögen recht häufig, bei Geigen sind sie ziemlich exotisch. Ich habe mal gelesen, dass schwarzes Haar griffiger ist als helles. Gut bei den dicken, schweren Saiten eines Basses, nicht so gut bei den Leichtgewichten auf der Geige. Das könnte ein Versuch sein, Schwächen im Holz des Bogen zu kompensieren, aber da schwarze Haar könnte auch gewählt worden sein, weil anderes nicht verfügbar war. Wie gut oder nicht gut der Bogen zum Spielen geeignet ist, muss jemand ausprobieren, der Ahnung hat.

    Wenn diese(r) Kühne vor fast vierzig Jahren eine meisterliche Geige gebaut hat, wäre gut denkbar, dass sie/er in den Ruhestand gegangen ist, bevor es üblich wurde, jeden Furz ins Internet einzutragen. Gut, sie/er hat offensichtlich nicht zur damaligen Prominenz gehört; aber aus dem Fehlen von Informationen im Internet auf einen Phantasienamen oder das Fehlen einer förmlichen Ausbildung zu schließen, scheint mir etwas überzogen.
    Für Sammler mag diese Geige nicht interessant sein, daher wird sie beim Verkauf durch ihre klanglichen Eigenschaften bestechen müssen. Aber die kann man natürlich nur beurteilen, wenn man das Instrument tatsächlich vorliegen hat.

    Die Bilder sind zu schlecht, um zu beurteilen, wie kaputt die Geige wirklich ist. Wenn einfach nur jemand alle Saiten gleichzeitig abgenommen hat, sodass der Saitenhalter vom Endknopf gesprungen ist, lässt sich das - vorausgesetzt, Saitenhalter und Steg sind noch vorhanden - mit etwas Geschick selbst wieder in Ordnung bringen. Das wäre auch günstiger als eine neue zu kaufen. Wenn die Teile aber fehlen, oder der Endknopf (oder was immer bei dem Ding dessen Funktion übernommt) beschädigt ist, dürfte es ein wirtschaftlicher Totalschaden sein.

    Zitat

    Original von anfänger
    Ich verstehe nicht, dass jemand, offensichtlich über lange Zeit, davon überzeugt sein kann, dass er ein so wahnsinnig wertvolles Instrument hat. Denn wer sich nur ganz kurze Zeit damit beschäfigt, dem wird klar, dass ein solches Instrument bereits vor 100 Jahren sehr gefragt und wertvoll war. Wie hätte also sein Großvater an so etwas kommen sollen?.


    Verdammt, jetzt versuche ich zum vierten diesen Beitrag zu ändern, damit nicht nur das Zitat drinsteht:


    Ich schätze, das ist wie beim Lotto. Da weiß auch jeder, das Gewinnchancen nahe 0 liegen. Trotzdem werden Woche um Woche Millionen Tippscheine verkauft.
    Außerdem kennt man Sherlock Holmes, der glaubt, einem unbedarften Trödler billig eine Stradivari abgekauft zu haben. Ich behaupte: Auch der Meisterdetektiv ist in Wahrheit einer Sachsenstradivari auf den Leim gegangen und von einem gewieften Händler über den Tisch gezogen worden.