Beiträge von MrAranton

    Ich bin auch der Ansicht, dass es besser ist, Geigen in Kindergrößen zu mieten, als sie zu kaufen. Aber wenn jemandem Mieten - warum auch immer - grundsätzlich unsympathisch ist, kann ich das respektieren.
    Deshalb möchte ich auf einen Aspekt der Ausgangsfrage hinweisen, der meiner Ansicht nach nicht ausreichend beleuchtet wurde. Nämlich, dass 100 Euro gebraucht in puncto Qualität etwas ganz anderes sein kann als 100 neu. Geigensets in Kindergrößen sind bekanntermaßen sehr schwer zu verkaufen, was sich natürlich auf den Verkaufspreis auswirkt, sodass der nur noch bedingt mit der Qualität des Instrumentes zusammenhängt. Deshalb besteht - vor allem, wenn das gebrauchte Set von privat verkauft wird - die Möglichkeit, dass der Verkäufer erhebliche Verluste hinnimmt, um das Instrument überhaupt los zu werden. So nach dem Kalkül: "100 Euro sind zwar nur Bruchteil dessen, was ich bezahlt habe, aber ehe die Geige auf dem Müll landet akzeptiere ich den Preis halt." Wenn der Verkäufer diese Haltung hat, kann (muss aber natürlich nicht) das Instrument deutlich besser sein, als der Preis von 100 Euro vermuten lässt. Von daher würde ich mir eine 1/4-Geige, die gebraucht für 100 Euro angeboten wird, zumindest mal anschauen, ehe ich sie zu unbrauchbarem Schrott erkläre.

    Anhand der Bilder lässt sich das Daumenleder natürlich nicht so gut beurteilen, wie in natura. Deshalb habe ich ja nicht geschrieben "das ist bestimmt kein Eidechsenleder" sondern vorsichtiger, dass ich es auf einem Bogen dieser Machart nicht erwarten würde. Allerdings gibt es neben Alterungsprozessen gibt es ja auch eine Menge Tricks um die Optik von Leder gezielt zu verändern. Der Umstand, dass auf eine Metallumwicklung verzichtet und stattdessen ein längeres Daumenleder angebracht wurde, ist einer der Gründe, warum ich von einem Bogen der unteren Preisklasse ausgehe: Das wurde häufig gemacht, um Produktionskosten zu drücken; denn es spart einen Arbeitsschritt und ein vergleichsweise hochpreisiges Material wird durch ein (wenn nicht gerade Eidechenleder verwendet wird) viel billigeres ersetzt.
    Aber ich muss einräumen: Einige Bestandteile von Neusilber sind auch die Waffenproduktion interessant, so dass da in Kriegs- und Krisenzeiten durchaus mal Engpässe geben konnte, derentwegen z.T. auch alte Bögen jenseits der Billigklasse, ohne Umwicklung daher kommen.

    Die Frage "echt oder nicht echt?" spielt eigentlich nur dann ein Rolle, wenn ein Bogen oder eine Geige vorgeben, aus einer renommierten Meisterwerkstatt zu kommen, die mit großer Sorgfalt hochwertige Einzelstücke produziert hat. Laberte war aber - wenn nicht sehr irre - eine Großmanufaktur und Handelsgesellschaft, die auf den Massenmarkt abgezielt und dort Segmente von "recht einfach" bis "durchaus gehoben bedient" hat. Von daher ist ein "echter Laberte-Bogen" nicht unbedingt beeindruckender als ein "echtes Olymp-Hemd" oder eine "echte Bodum-Teekanne". Bögen wie dieser werden nach Qualität und Zustand bewertet, nicht nach Namen und Echtheit.


    Ich halte den Bogen auch für eine eher einfache Ausfertigung. In Bezug auf eine Restaurierung halte ich diesen Bogen für einen Fall von "Zum selbst benutzen ja, zum Weiterverkaufen nein" - vorausgesetzt, der Bogen hat nicht irgendwelche Schäden, die anhand der Bilder nicht zu erkennen sind.


    Und schließlich zum Daumenleder: Eidechsenleder ist doch deutlich teurer als die sonst benutzten Leder, sodass ich es auf einem Bogen dieser Machart nicht erwarten würde. Von daher würde ich sagen, dass es sich um ein einfacheres Leder handelt, das im Verlauf der Zeit eingetrocknet, verhärtet und aufgesprungen ist und deshalb eine reptilige Optik angenommen ist. Ein Geigenbauer, der diesen Bogen wieder herrichtet, würde dieses Leder ziemlich sicher als verschlissen einstufen und ersetzen.

    Ergänzend zu dem, was violaine geschrieben hat, sollte man noch hinzufügen, dass die Stahlsaiten, die man auf den Instrumenten von Anfängern oft findet, tatsächlich viel Druck erfordern und deshalb alles andere als fingerkuppenschonend sind. Das ist ein Nachteil dieser Art von Saiten, aber andererseits profitieren Anfänger sehr davon, dass Stahlsaiten sehr stimmstabil sind und sehr viel weniger auf wechselnde Umweltbedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit etc.) reagieren als Saiten aus anderen Materialien.
    Ergänzend zu dem Rat, das Stimmgerät zu ignorieren und egal was es sagt, weniger stark drücken und mehr auf die Bogenführung zu achten, würde ich das auch im Hinterkopf behalten und - sollten die Fingerkuppen zu sehr leiden - mit der Lehrerin darüber reden, zu günstigen Synthetiksaiten zu wechseln.

    Dem Zettel nach handelt es sich bei diesem Instrument um eine Frankreich hergestellte Manufakturgeige (weshalb den Zettel nicht anzweifele, denn warum sollte jemand so einen Zettel fälschen?). Da waren ziemlich blumige Produktbezeichungen üblich, die einen viel höheren Wert suggerieren sollten, als das Instrument tatsächlich hat. Und weil es Anfang des 20. Jahrhunderts noch kein Markenrecht gab, wurden Namen munter geklaut. Jérôme Thibouville-Lamy war ein recht ronnomierter Geigenbauer, dessen Name - weil in der Normandy ein Dorf namen Thibouville gibt, gleich von mehreren Firmen verwendet wurde. (Ich bin auf einen alten Prospekt gestoßen, in dem darauf hingewiesen wird, und gesagt wird, woran man die Originalinstrumente erkennt. Dass der Name nicht ausgeschrieben sondern abgekürzt wird, lässt mich skeptisch werden. Auch die Tatsache, dass in dem Prospekt weder die Bezeichung 'orchestre' nocht 'dulcis et fortis' verwendet werden, deutet meiner Ansicht auf eine dieser 'Nachahmerfirmen hin.). Die Bezeichnung "orchestre" deutet auf ein im Preisrahmen der herstellenden Manufaktur nieder- bis mittelpreisiges Instrument hin - obwohl es da einen gewissen Unsicherheitsfaktor gibt. Wie gesagt: Die Bezeichnungen waren sehr phantasievoll und alles andere als einheitlich. Vom Finanziellen her dürfte eine Versicherung - auch wegen des Risses - nicht allzu viel Sinn ergeben. Und den ideellen Wert, den diese Geige durch ihre Familiengeschichte hat, erfassen Versicherungen sowieso nicht. Allerdings solltest Du berücksichtigen: Anhand von Photos sind solche Einschätzungen sehr schwierig; gesicherte Aussagen kann nur jemand machen, der das Instrument in natura begutachten kann. Leider können Wertgutachten ziemlich ins Geld gehen - mehrere hundert Euro sind keine Seltenheit - aber vielleicht gibt es in der Nähe ja einen Geigenbauer, der zu einer unverbindlichen, "über den Daumen gepeilten" Schätzung bereit ist, anhand derer man entscheiden kann, ob sich es lohnt, wegen Versicherung ein richtiges Gutachten in Auftrag zu geben.


    Zum Feinstimmer möchte ich noch etwas ergänzen: Bei Geigen mit stark ausgeprägter Deckenwölbung können sich herkömmlich Feinstimmer recht schnell ins Holz drücken. Da könnte es eine Überlegung wert sein, ob man nicht stattdessen einen 'englischen Feinstimmer' montiert. Die sind zwar etwas schwergängiger, aber dafür besteht aufgrund ihrer Bauweise absolut keinerlei Gefahr, dass sie sich ins Holz drücken.

    Den Wert von Musikinstrumenten anhand von Fotos zu beurteilen, ist immer mit einem gewissen Risiko, sich zu irren behaftet. Und wenn jemand Interesse hat, könnte dieser Jemand auf die Idee kommen, den Preis durch die Behauptung, dass das Instrument eigentlich kaum etwas wert sei, zu drücken...
    Es geht ja offensichtlich nicht nur um eine Geige, sondern auch um andere Musikinstrumente. Nur weil die Geige nicht viel wert ist, die ganze Sammlung für wertlos zu halten, wäre verfrüht. Von wertvollen Flöten, Glockenspielen und Akkordeons hört man zwar nicht so oft wie von wertvollen Geigen, aber trotzdem könnte da durchaus Musik drin sein - preislich gesehen. Weniger aufwändig als die Instrumente einzeln zu bewerten und verkaufen zu wollen wäre es, die ganze Sammlung einem Antiquitätengeschäft oder einem auf alte Musikinstrumente spezialisiertem Händler anzubieten. Je nachdem, von welcher Qualität und in welchem Zustand die anderen Instrumente sind, könnte (Garantien kann ich aber natürlich nicht geben, schon weil ich von Flöten, Akkordeonen und Glockenspielen nicht allzuviel verstehe) da schon ein erkleckliches Sümmchen zusammen kommen, für das es sich lohnt, einen Nachmittag zu investieren. Wenn man wüsste, in welcher Region gesucht wird, fände sich vielleicht jemand, der dort seriöse Aufkäufer nennen kann.

    Ich hätte da an Deiner Stelle nicht allzu hohe Erwartungen. Der Frosch ist doch sehr viel einfacher als man an einem silbermontierten Bogen erwarten würde. Außerdem deutet die Form des Frosches (die abgerundete Kante am hinteren Ende) darauf hin, dass es sich nicht um einen Geigen- sondern und um einen Bratschenbogen handelt.
    Bei H. Vigneron könnte es sich um ein Nachfahren handeln, es könnte aber auch eine Modellbezeichnung sein, die hofft, von dem gutes Ruf des Vorbildes zu profitieren.
    Generell sind auf Flohmärkten kaum "Schätzchen" zu erwarten. Die meisten Stände werden nämlich nicht von Privatpersonen betrieben, sondern von gewieften Profis, die recht genau wissen, wie viel die Sachen, die sie im Angebot haben wert sind. Die verticken Musikinstrumente nur dann für einen Appel und Ei auf einem Flohmarkt, wenn es keine bessere Möglichkeit gibt, sie zu Geld zu machen. Das heißt nicht, dass es sich nicht lohnen kann, ein Flohmarktinstrument für den Eigengebrauch wieder herrichten zu lassen, aber dass sich der Aufwand einer Restaurierung für den Weiterverkauf nicht lohnt, hat auch etwas zu sagen.

    Geh doch in das Musikgeschäft, bei dem Du mit den Saiten so schlecht behandelt worden bist, marschiere schnurstracks in die Notenabteilung, suche ein Exemplar der Dofleinschule raus und blättere darin. Den ersten Band sollte jedes halbwegs gut sortierte Musikgeschäft vorrätig haben. Und falls Du Dich zum Kauf entschließt, geh' raus und bestelle es online. Das ist zwar nur eine kleine Rache, aber immerhin ... und so weißt Du im Voraus, was Du orderst und kannst besser entscheiden, ob Du nun Band eins oder Band zwei besorgst.

    Béla Bartók hat eine ganze Menge didaktische Stücke geschrieben, die in diese Richtung gehen. Einfache Stücke von ihm sind - wenn ich mich richtig erinnere - in den ersten Bänden Geigenschule von Erich und Elma Doflein recht zahlreich vertreten; und zwar in Bearbeitungen, die sehr anfängergerecht sind. Wie sehr sie in dieser Form dem entsprechen, was Du Dir unter ungarisch bzw. zigeunerisch vorstellst, kann ich nicht beurteilen, aber vielleicht magst Du reingucken

    Ja, das unterste Glied des Zeigefingers darf am Hals anliegen. Das schränkt zwar die Bewegungsmöglichkeiten ein wenig ein, aber für Anfänger, die das saubere Intonieren noch lernen müssen, ist das ganz hilfreich. Wenn später Lagenwechsel und Vibrato für Dich normal werden, wird sich die linke Hand ganz von allein vom Hals der Geige lösen. Aber das dürfte für Dich noch ziemliche Zukunftsmusik sein. Insofern schau erst mal, dass die Basics funktionieren. Wenn Du weiter fortschreitest, ist immer noch Zeit für Tipps von Profis ;)