Beiträge von MrAranton

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    Ich glaub das nicht. Meine Geigen hören sich sofort wieder 100% gut an, sobald der Dämpfer entfernt ist. Da ist viel Mythos im Spiel, es gibt da keine messbare Veränderung des Klanges. Ist vielleicht mehr so ein Gefühl.

    Es kommt darauf an, wie lange der Dämpfer drauf war. Und um was für einen Dämpfer es geht. Eine halbe Stunde mit Dämpfer zu spielen, schadet dem Klang nicht. Aber wenn man über Wochen oder gar Monate fast nur mit Dämpfer spielt, ist der Effekt sehr deutlich. Und so ein schwerer Metalldämpfer hat diesbezüglich sicher größere Auswirkung als ein kleines Modell für die con sordino Passagen.
    Instrumente, die lange nicht gespielt wurden, müssen ja auch erst wieder "eingespielt" werden, damit sich ihr Klang voll entfalten kann. Ich musste meine Geige mal wegen einer Handverletzung für ein Jahr liegen lassen und es war frappierend, wie sehr der Klang unter dieser Spielpause gelitten hat.

    Auch wenn ich Dir die physikalischen Hintergründe nicht erklären kann, weiß ich doch aus Erfahrung, dass es für eine Geige nicht gut ist, wenn sie viel mit Dämpfer benutzt wird. Der Klang wird dadurch dumpfer und verliert an Obertönen. Man kann den Klang zwar wieder herstellen, indem man viel ohne Dämpfer spielt, aber das kann eine ganze Weile dauern und das ist schlecht, wenn man irgendwo vorspielen möchte.
    Ich muss auch auf Nachbarn Rücksicht nehmen aber einen Dämpfer benutze ich nur, wenn sehr schwierige Passagen übe, die noch recht schräg klingen oder ich recht spät am Tag spiele. Ansonsten sage ich mir: Wenn Dir mir ihre Techno-Beatz in die Wohnung schicken (was sie öfter tun) müssen sie auch meine Geigenklänge abkönnen.


    Zum Artino kann ich nichts sagen. Ich benutze einen "Gummi-Kamm" und der dämpft eigentlich ganz gut. Mein direkter Nachbar hört, wenn er sein Radio auf Zimmerlautstärke laufen lässt, nicht, wenn ich nebenan damit übe.

    Nein, so kompliziert ist das nicht. Ich denke nicht, dass da irgendjemand Namensrechte eingetragen hat. Wenn dem so wäre, müsste man in diesem Fall ja für die Zubereitung eines bekannten Rindereintopfes Lizenzgebühren zahlen...
    Vielmehr hat Paypal vermutlich aus Reflex und Unkenntnis im Geigenhandel so agiert, als ginge es um gefälschte Turnschuhe. Und da ergibt die Vorgehensweise auch Sinn, denn wo Markenartikel gefälscht werden, sehen die Gesetze vor, dass die Fälschungen vernichtet werden.
    Bei Geigen ist die Sachlage natürlich vollkommen anders und ich wünsche der Verkäuferin, dass sie mithilfe des Gutachtens, das sie vor dem Verkauf angeblich hat erstellen lassen, wenigstens ihr Geld vor Gericht zurückklagen kann...

    Ich würde an Ihrer Stelle nach einer Geige zum Mieten suchen. Sowas wird von Geigenbauern, Musikschulen und auch Musikgeschäften angeboten. Mietgeigen sind normalerweise recht ordentlich (viel ordentlicher als das, was man für eine Jahresmiete kaufen könnte), werden in spielfertigem Zustand übergeben, meist ist in der Miete eine Versicherung eingeschlossen und es gibt jemanden, an den Sie sich bei Problemen wenden können. Viele Geigenbauer bieten sogenannten Mietkauf an. Das heißt, wenn man ein Instrument mietet und nach Ablauf des Vertrages eines kauft, wird einem die Miete zum Teil (mitunter sogar ganz) auf den Kaufpreis angerechnet. Das ist - wenn die Bedingungen einigermaßen sind - super für Anfänger, die erst noch eine Vorstellung davon entwickeln müssen, wie ihr Instrument denn sein soll.


    Auch und gerade als Anfänger braucht man eine gewisse Mindestqualität und muss sich darauf verlassen können, die auch zu bekommen. Das heißt, man muss bereit sein, ein wenig Geld in die Hand zu nehmen, Internetflohmärkte und -auktionshäuser wie ebay sind meiner Auffassung nach für Sie - zumindest solange sie noch wenig über Geigen wissen - ungeeignet.

    Es gibt noch einen Aspekt, den man bei diesem Thema meiner Meinung nach nicht vergessen sollte: Bogenstangen werden aus Tropenhölzern hergestellt, die erstens mittlerweile vom Aussterben bedroht sind, und zweitens bei deren Ernte im großen Stil andere, wirtschaftlich uninteressante Bäume mit abgeholzt werde und dann ungenutzt vor sich hin verfaulen. Ich finde, es ist eine Schande, wenn dieses Holz zu Wegwerf-Bögen verarbeitet wird, die so billig und schnell produziert werden, dass es gar nicht möglich ist, sie neu zu behaaren (etwa weil die Bespannung der Einfachheit halber verleimt wird anstatt traditionell befestigt zu werden und sich dieser Leim dann nur mit so großem Aufwand entfernen lässt, dass die Neubehaarung tatsächlich mehr kostet, als der Bogen wert ist). Eine Bogenstange kann bei guter Pflege Jahrzehnte, mitunter sogar Jahrhunderte halten. Einen Bogen wegzuschmeißen und durch einen neuen zu ersetzen, nur weil die Bespannung verschlissen ist, wirkt vor diesem Hintergrund auf mich in etwa so wahnsinnig, als würde man ein Auto verschrotten, weil der Tank leer und der Aschenbecher voll ist.
    Von daher sollte sich die Frage "Neu behaaren oder lieber gleich ein neuer Bogen?" höchstens stellen, wenn man es mit einem absoluten Billig-Bogen zu hat.

    Ob diese Bratsche neu lackiert werden muss, traue ich mir anhand dieser Bilder nicht zu beurteilen zu. Außerdem gibt es da unterschiedliche Herangehensweisen. Man könnte alle Reste des alten Lacks entfernen und einen komplett neuen drauf machen, um optisch ein "neues" Instrument zu haben, oder man könnte einfach die vorhandene Optik mit wenigen hellen Lackschichten schützen.
    Eventuell ginge das Rauhe auch durch Polieren weg. Aber wie gesagt, ich denke, um das zu beurteilen, muss das Instrument vor sich haben.
    Die Preise für solche Arbeiten sind nicht überall gleich. Da gibt es nicht nur regionale Unterschiede, sondern auch von Geigenbauer zu Geigenbauer. Diese Bratsche neu lackieren zu lassen, um sie dann zu verkaufen würde sich vermutlich nicht lohnen. Dafür sind Manufakturinstrumente aus Mittenwald schlicht nicht wertvoll genug. Aber wenn Du die Bratsche behalten und spielen willst, spielt das keine so große Rolle. Das ist schon Liebhaberei und Du musst wissen, wie viel die Dir wert ist.
    Mir ist aufgefallen, dass einer der Wirbel fehlt. Wenn der ganz und nicht nur auf den Bildern weg ist, muss sowieso ein neuer eingepasst werden. Bei der Gelegenheit würde ich den Geigenbauer fragen, was von dem Lack hält, ob er Handlungsbedarf und wie viel das ggf. kostet. Wenn Du mehrere Geigenbauer in Schlagdistanz hast, kannst Du Dir auch gut eine Zweit-, Dritt- oder von mir aus Viertmeinung einholen. Dann hast Du konkrete Angebote und weißt viel besser woran Du bist, als wenn Du auf Schätzungen, die im Internet anhand von Bildern abgegen werden.

    Hallo Nadine,


    auf Geigenzettel sollte man bei solchen nicht allzuviel geben. Papier ist geduldig und gerade auf Geigenzetteln wurde enorm geflunkert. Dazu kommt: Wirklich hochwertige Musikinstrumente lässt man nicht jahrzehntelang in irgendwelchen Kirchenkellern liegen.


    Allerding hat der Geldwert alter Geigen nicht unbedingt viel mit ihrer Qualität zu tun. Die Herkunft wird oft viel wichtiger genommen als der Klang. Und gerade wenn die Herkunft unklar ist, rauscht der Preis schnell sehr weit nach unten. für den Eigenbedarf könnte sich eine Restaurierung durchaus rentieren. Aber letztlich kannst nur Du beurteilen, wie viel es Dir wert ist, eine oder beide dieser Geigen wieder spielfertig zu machen.


    Die Geige mit dem "schönen dunklen Rand" (der sich meiner Einschätzung nach allerdings durchaus auch Schmutzschicht entpuppen könnte) hat einige Kratzer ab bekommen, so dass da Lackretuschen notwendig werden dürften. Bei der "Felix Mori Costa" wird das nicht nötig sein, und eine gerissene Leimstelle zu reparieren ist nicht so aufwändig, wie man denkt. Aber anhand mittelprächtiger Photos, kann man nicht seriös abschätzen, wie teuer eine Restaurierung wäre.


    An Deiner Stelle würde ich mit beiden Violinen zu einem (oder mehrere) Geigenbauern gehen und fragen, wie viel die für eine Reparatur haben wollen. Dann weißt Du recht genau woran Du bist und kannst entscheiden, ob es Dir die Sache wert ist.


    Gruß
    MrAranton

    Unabhängig vom Wert würde ich empfehlen, die fehlende Saite vor einem Verkauf zu ersetzen. Ein spielfertiges Instrument, das ein möglicher Käufer auch mal anspielen kann, um sich ein Bild vom Klang zu machen, bringt mehr Geld ein, so dass sich die paar Euro für die Saite locker bezahlt machen.

    Ähm,


    ich habe nicht "Pirastro Evah Pirazzi Gold" gestestet, sondern "Pirastro Gold". Jene hier. Die haben mit dem Metall nichts zu tun, die heißen nur so. Sie haben auch nicht wie Evah Pirazzi Gold einen Synthetikkern sondern einen Darmkern, sind als wirklich eine vollkommen andere Veranstaltung. Und dass sie anfang dumpf klangen, lag nicht am Setup. An dem habe ich nichts geändert; außer dass ich jetzt mehr Kolophonium im Bogen habe als bei den Synthetik-Saiten, die ich vorher benutzt habe. Die Saiten sprechen wohl nicht so leicht an und haben insgesamt nicht die Power und Strahlkraft synthethischer Saiten. Aber zu meinen Anforderungen passt das ganz gut, ich musste mich wohl nur erst auf das ungewohnte Ansprechverhalten einstellen, um diesen "Dämpfer-Klang" loszuwerden.

    Also,


    inzwischen habe ich die Pirastro Gold wohl lange genug auf meiner Geige um einen ersten Erlebnisbericht verfassen zu können.
    Ich muss zugeben: Anfangs war ich von den Saiten entsetzt. Die ersten Töne klangen so dumpf, als hätte ich meine Geige mit Steinwolle ausgestopft. "Wenn die neu schon so mies klingen, wie klingen sie dann erst nach vier, fünf Wochen?" Auch das Verstimmen war anfangs - gemessen an den verschiedenen synthetischen Saiten, die ich in der letzen Zeit gespielt habe, extrem. Die Synthetics haben sich vielleicht eine Sekunde gedehnt und waren dann stabil. Bei den Pirastro Gold machte diese anfängliche Dehnung mindestens eine Quarte aus.
    Inzwischen ist das Entsetzen aber in Freude umgeschlagen. Die Pirastro Gold sprechen anders an als die synthetischen Saiten, darauf musste ich mich erst einstellen. Inzwischen sind es die klanglich schönsten Saiten, die seit langem hatte. Ein runder, aber nicht zu aufdringlicher Klang, der auch in höheren Lagen seine Klarheit behält. Darm ist eben doch etwas anderes als Plastik. Auch in Sachen Stimmstabilität brauchen sie sich nicht vor synthetischen Saiten zu verstecken. Kein Vergleich zu den launischen Stricken, an denen ich Teenager schier verzweifelt bin.
    Die E-Saite überzeugt mich jedoch nicht. Zumindest auf meiner Geige kann sie klanglich mit den anderen Saiten nicht mithalten. Außerdem kommen bei der E-Saite die Obertöne zu schwach, sie "singt" nicht in dem Maße, wie es die anderen Saiten tun. Da muss ich mir was suchen, das etwas mehr Brillianz mitbringt.
    Über die Haltbarkeit kann ich noch nichts sagen, aber ich hoffe, dass sie in einem sinnvollen Verhältnis zum Preis steht, denn dann wäre die Phase des Rumprobierens zumindest für G, D und A beendet.


    Gruß


    MrAranton