Beiträge von j_g_Gütter

    Dazu müsste man allerdings eine extrem große Anzahl solcher Geigen untersuchen, da die Begründung ja immer ist, dass sie einfach besser klängen, nicht unbedingt charakteristisch anders. Das könnte in Folge heißen eine neue gute Geige klingt etwa wie eine eingespielte schlechte (vereinfacht ausgedrückt). Das zu wiederlegen ist recht aufwendig, da Geigen nicht reproduzierbar hergestellt werden können. Also muss man so eine große Menge untersuchen dass man den statistischen Fehler dieser Streuung der Grundqualität überwinden kann.

    Doch, eingelassene Sattel kann man Regionen zuordnen, Ausnahmen gibt es immer.
    Wie gesagt, ich sehe Vogtland in der Geige.
    Warum denke ich einen Laien? Weil das Holz zu gut im Verhältnis zur Verarbeitung ist und die Verarbeitung an ungewöhnlichen Stellen Mängel hat. Zum Beispiel die Decke im Bereich des Halsansatzes oder der etwas schlecht eingeschlagene Ebenholzstift der Decke.

    Ermüdung von Holz ist eine gute Frage.
    Es ist natürlich so, Holz altert und zerfällt. Eine Grenzfallbetrachtung wird zeigen, irgendwann ist keines der Moleküle der Geige mehr in seinem Ursprungszustand.
    Was machen Schwingungen dabei aus ist natürlich eine interessante Frage. Nun, einen Teil habe ich denke ich mit der Versteifung beantwortet, also dem Komprimieren kleiner Zellulosezellen (nicht unbedingt den Zellen der Holzstrucktur entsprechend).
    Was die Beschleunigung des Zerfalls de Holzes angeht würde ich erwarten, dass geordnete Bewegung nicht wesentlich mehr Einfluss als zufällige (Wärme) hat.
    Es gibt hier viele Theorien und wenige wissenschaftlich untersuchte. Die Langzeitauswirkungen von Spielen sind kaum zu bewerten. Das Problem ist, dass viel gespielte Geigen auch immer anderweitig stärker in Mitleidenschaft gezogen werden (herumgetragen, angeschlagen, fallengelassen, durch unterschiedliche Klimata gebracht). Geigen die wiederum Jahrzehnte unangefasst liegen haben keine vergleichbare Belastung, deshalb ist ein Vergleich nur sehr bedingt sinnvoll um den reinen Spieleinfluss zu beurteilen. So bringt es also wenig eine vielgespielte Amati mit einer wenig gespielten zu vergleichen.
    Das gleich könnte man natürlich jetzt mit einer Studie klären. Also eine Studie die das unter Laborbedingungen untersucht, diese Studie würde allerdings viele Jahrzehnte dauern müssen.

    Natürlich ist die wissenschaftliche Seite dieser Studien im einzelnen sehr wackelig, in der Summe geben sie dennoch ein Gesamtbild, das ich zumindest als Hinweis zählen möchte.
    Von einer Genauigkeit im Bereich 2sigma sind diese natürlich um Welten entfernt.

    Er hat sie also einem Meister zugeordnet? Das verwundert mich doch, da er das Instrument in der Hand hatte nehme ich das allerdings so hin.
    Manufakturgeigen sind nicht per se schlecht oder von minderer Qualität. Es gab auch da immer eine Topline, die ordentliche Geigen gebaut hat.
    Die Klötzchen sind letztendlich eigentlich egal, die Geige scheint lange so gehalten zu haben, deshalb hätte ich auch keine Bedenken, wären nur Blenden drin.


    Viel Spaß mit der Geige.

    Man kann sich einmal fragen, was macht Einspielen theoretisch.
    Nun, eine Geige hat ein Kräftegleichgewicht inne, das erst einmal erreicht werden muss, bis die Änderungen sehr langsam werden und man von einem stabilen Zusatnd sprechen kann.
    Spannt man Saiten auf eine komplett neue Geige oder eine, die eben lange keine Saitenspannung erfahren hat, wird diese Gleichgewicht empfindlich geändert und die Geige braucht, bis sie sich wieder in einem stabilen Zustand befindet.
    Was ist der Unterschied zischen Spielen und einfach bespannt haben? Kaum einer. Die Vibrationen können einen metastabilen Zustand überwinden, dass das häufig passiert und Geigen daher schneller das Gleichgewicht finden durch Spielen ist eigentlich nicht zu erwarten. Diese metastabilen Zustände sind recht unwahrscheinlich. Das Spielen den Resonanzkasten merklich ändert ist also nicht zu erwarten. Eine "Gewöhnung" gibt es in diesem Sinne nicht.
    Was machen nun Resonanzen im Holz selbst?
    Nun, man kennt es vom Metall biegen. Je öfters man es biegt, desto fester wird es. Das gleiche passiert mit der Zellulose Struktur des Holzes, häufig gebogenes Holz wird härter (interessant bei alten Bögen). Auf makroskopischer Skala ändert sich die Eigenschaft einer Geige dadurch aber kaum, und die mikroskopischen Änderungen würde man eher als von geringer Relevanz einstufen, zumal eben nur in sehr geringem Maße gebogen wird, die Amplituden der Schwingungen sind in der Regel unter einem Millimeter.
    Das gleiche zeigt diese Zusammenfassung mehrerer Studien experimentell.
    Die alten Erwartungen an das Einspielen sind eigentlich kaum haltbar in einer theoretischen Überlegung.
    Allerdings ist es tatsächlich ein oft durch Messung nachgewießener Fakt (siehe zum Beispiles Schleskes Messungen), dass Geigen sich beim ersten Bespannen recht schnell ändern.
    Die Konsequenz? Kommt man wenig zum Spielen seiner Geige lohnt es sich trotzdem sie ab und an durchzustimmen. So wird gewährleistet dass das Kräftegleichgewicht stabil bleibt was mindestens fast eventuell sogar gleich gut wie Spielen ist.