Beiträge von j_g_Gütter

    EP Gold gehört sicher zu den besten Saiten auf dem Markt, gerade die Geigen mit hohen Decken können diese Saitenspannungen gut in Klang umwandeln. Das wäre auch für mich eine vernünftige Wahl. Alternativen gibt es natürlich wie Sand am Meer, aber ich hätte von Pirastro Gold, also den Darmsaiten, klar abgeraten, selbst unter den Darmspielern ist das eine sehr spezielle und wenig beliebte Variante.Wie die Geige reagiert und was die richtigen Saiten sind, kann man natürlich erst richtig wissen, wenn man es probiert hat. Geigen, die ich selbst spiele teste ich immer mit vielen Saitensätzen bis ich das Optimum gefunden habe.
    Dass die Gesamtreparatur 4stellig überschreitet wundert mich tasächlich kaum. Was ich vorhin meinte waren allerdings die reinen Materialkosten für das Setup, also Endknopf, Einhängeseite, Saitenhalter und Wirbel. Zum Glück ist selbst hervorragendes Holz für Stege erschwinglich.

    Ich höre tasächlich zum ersten Mal, dass diese Einhängesaiten reißen sollen. ErgoVio und Bois d'harmony sind beides Premiumhersteller für deren Outfit auch schnell mal 1000€ hinlegt, das würde mich tasächlich wundern dass diese auf so etwas setzen.
    Meinten Sie Evah Pirazzi Gold oder Pirastro Gold (Darmsaiten)?
    Ich hätte gedacht, dass man bei der dunklen Geige Ebenholz nimmt, dass ist allerdings natürlich vollständig Geschmack. Palisander kann ich mir auch gut vorstellen. Ein Outfit kann schnell teuer werden, auch vierstellig, wenn man ein wenig vom Standard weggeht.

    Also mein Idealsetup mit Preisdeckel (es gibt NOCH schöneres) ist tatsächlich ErgoVio geprägt. Deren Kevlareinhängeseite ist sehr gut (ich habe keinerlei Erfahrung mit dem Eigenbau in diesem Fall und kann ihn daher nicht kommentieren), zusammen mit einem Komplettset (Kinnhalter, Saitenhalter mit integriertem Feinstimmer für die E- und eventuell A-Saite und schöne englische Wirbel sowie einen schönen Endknopf) kostet dann allerdings schnell mehr als so machen Böhmenfiddel. Ich habe meiner Geige das ganze in Buchsbaum gegönnt, aber auch einige hundert Euro gezahlt.
    Ich gehe immer von dort dann Abstriche machend los bis es in den Geldbeutel passt. Feinstimmwirbel mag ich persönlich nicht, aber Wirbel müssen natülich wirklich gut sein, damit sie gut funktionieren wenn man klassicshe nimmt.

    Die Hälfte der Texte hier beziehen sich auf die Abnutzung oder nicht vorhandene um das Alter zu schätzen. Das ist NIE Zielführend. Man kann eine Geige 300 Jahre wie neu erhalten oder eine Geige nach 5 Jahren bis aufs Holz blankgespielt haben und darunter die Ränder aufgeweicht haben. Natürlich ist das für viele das Offensichtilichste, aber eben auch zwecklos zu untersuchen.
    Was ich anders als an neueren Geigen sehe:
    Zunächst ist es wirklich der typische Schönbach-dieser-Zeit-Gesamteindruck, der schwer in Worte zu fassen ist.
    Dann aber auch Einzelheiten, die ich benennen kann:
    -Die nach unten gezogenen Ecken
    -Die typische Holzwahl, insbesondere der Boden. Geht man weiter zurück, findet man selten Holz mit diesen Sprenkeln, ebenso später wieder seltener.
    -Äußerst typische Proportionen, die klein Wirken, es aber nicht sind.
    -Die Flügel der F-Löcher und der Geringe Abstand an der Stelle
    -typische Schönbachschnecke, die an Ende des Wirbelkastens recht "klein" wirkt
    -geringer Abstand der Randeinlage zum Rand in Kombination mit der trotzdem klar weitergehenden Ecke mit leichter Wulst
    -typischer Lack, insbesondere die Farbe-Krümmung der Außenlinie unter dem Hals, sehr typisch


    Das sind alles sehr typische Merkmale. Alle kann man auch bei neueren Geigen finden, aber seltenst alle gleichzeitig. Wenn sich jemand zum Ziel gesetzt hat, eine SchönbachGeige dieser Zeit zu kopieren, ja dann kann man das wohl so anhand der Bilder nicht sehen, das würde ich allerdings als den unwahrscheinlichen Fall betrachten.
    Sonst empfehle ich tatsächlich mal mit einer kleinen LED-Lampe nah ran zu gehen und ein Bild davon zu machen, dann können wir vielleicht mehr sagen.

    Warum nehmen denn alle den Grad der Abgespieltheit als Alterskriterium? Das ist Wodoo!
    30 Jahre wäre mehr als Verwunderlich, das ist ein ganz typischer Vertreter für Schönbach um 1880-1920. Würde aber eher zu 1910 tendieren, das mehr als Gefühl.
    Alter kann man ohne aufwenige Verfahren (Dentochronologie, Radiocarbon) ausschließlich durch Bauweise bestimmen. Ein Hilfsmittel ist das Scheinen des Holzes bei direkter Besttahlung. Altes Holz dämpft stärker, man bekommt andere Ränder des Lichtflecks. Das ist aber auch nur bedingt quantisierbar.

    Die Spielspuren sind kaum aussagekräftig, aber der Bauweise nach würde ich eindeutig spätes 19tes, frühes 20tes Jahrhundert sehen wollen, alao ähnlich wie Bratsch.
    Keinesfalls eine 200 Jahre alte Geige.

    Alt und nicht aus Ebenholz?
    Jetzt wirds spannend. Buchsbaum, Pflaume, Fernambuk, oder was solls denn sein?
    Ebenholz ist ein absolut hochwertiges Material, das zum Beispiel in Großbritanien dem Geigenbau bald nicht mehr ohne Weiteres zur Verfügung steht. Mit einfach hat das nichts zu tun. Im Gegenteil, diese Wittner Feinstimmhalter sind eher einfach.

    Mit dem Paarverfahren kann man natürlich au die Hälfte der Fälle kommen mit selbem Ergebnis, muss aber entweder die gleiche Menge an Geigen zur Verfügung stellen oder gewährmleisten, dass der Spieler keine Geige mit einer alten Entscheisung verbinden kann, er darf als keinerlei Erinnerungsfähigkeit der Instrumente besitzen.

    Allerdings gibt es zahlreiche Versuche die Studie der Vibrationsentdämpfung nachzustellen, die ohne das erwartete Ergebnis enden. Don Noon zum Beispiel ist einer derer, die solche Messungen ohne Erfolg gemacht hat.
    Braatsch, das ist eine statistische Untersuchung und die Wahrscheinlichkeit eines Treffers wenn es diesen Effekt nicht gibt, liegt bei 50%.
    Man muss also das Experiment für einen Nachweis des Einspieleffekts also so häufig wiederholen, dass der Mittelwert mit statistischem Fehlerbereich nicht mehr bei den 50% liegt (55(5) wäre also noch nicht ausreichend zum Beispiel). Das ist durchaus aufwändig da bei Zählversuchen die Wurzel n Abhängigkeit gilt.