Beiträge von CarloF

    Hallo Fiddler - vielen Dank für den Hinweis auf die Lage der F-Löcher! ...nun habe ich das liebe Stück seit 50 Jahren regelmäßig vor Augen und das ist mir noch nie Aufgefallen! Allerdings hatte ich auch noch nie das Bedürfnis, einen optischen Vergleich mit anderen Instrumenten zu machen. Der sehr warme Klang und das Spielgefühl waren mir als Vergleichsgröße immer näher, wenn ich mal ein anderes Instrument probierte. -Vielen Dank nochmal! - ...das ist ja vielleich auch mit ein Grund für den tollen Klang... - Besten Gruß

    Das Cello als einzigartiges Kunstwerk zu betrachten ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Wie heißt es so schön: "Kunst hat keinen Preis" und "über Geschmack lässt sich nicht streiten"...


    Im Überfluss vergleichbarer Gegenstände suchen wir das Unvergleichliche, um uns abzugrenzen und das ansonsten völlig sinnfrei. Ein Cello ist nicht nur das Werkzeug eines Musikers und das Investment eines Händlers oder Sammlers, es ist auch ein einzigartiges Kunstwerk (nicht jedes, aber die meisten alten schon). Das hatte ich noch nicht zu Ende gedacht: "Das Instrument gefällt einfach, z.B. wegen seiner Einzigartigkeit oder wegen seiner Gestalt...". Darin liegt ein völlig eigener Markt oder wenigstens Marktfaktor. Die Betrachter des Objekts "Cello" sind nicht nur Musiker oder Händler, sie sind auch Ästheten, vielleicht sogar in Personalunion, sie sind Kunstliebhaber mit ganz individuellen Bewertungsmaßstäben, die sich nicht am Klang, am Spielgefühl oder am Geld orientieren.


    Leute! Ich bin begeistert über die differenzierten Beiträge, die mir tatsächlich geholfen haben, mich weniger verloren zu fühlen. Wenn ich den Instrumente-Markt als Kunstmarkt begreife, dann sind mir seine Mechanismen eingängiger...! Es ist tatsächlich auch hier so: Die Spekulanten zerstören den Markt der Handwerker.


    Die schönste und beste Geige ist ein Investitionsobjekt, dass von keinem Musiker mehr gespielt werden kann, weil sie in einem Panzerschrank liegen muss...


    Eigentlich ganz schön traurig.


    Vielen Dank für alle Beiträge und Eure Zeit, die Ihr investiert habt, Euch auf meine "Ergüsse" einzulassen.


    Unter allen diesen Erwägungen bin ich gesannt, zu welchem Ergebnis der Geigenbauer kommen wird, der mein geliebtes Cello gerade begutachtet.

    Ich besitze ein Cello mit bewegter Geschichte, dass ich 10 Jahre selbst spielte, bis es 25 Jahre lang, aus beruflichen Gründen, im Wohnzimmer meiner Eltern verstaubte. Das Cello hat eine ungewöhnliche Erscheinung und einen ebenso ungewöhnlichen, sehr warmen Klang. Ich war deshalb unter den Streichern immer sehr gerne gesehen/gehört. Der Wert des Instruments hat mich eigentlich nie interessiert. Es wurde von meinem Vater 1950 aus einem Nachlass gekauft und mir 1975 geschenkt. Anfang der 80er Jahre habe wir es dann von einem sehr bekannten Geigenbauer in Westberlin überarbeiten lassen. Der sagte damals, es wäre wahrscheinlich der Nachbau von einem sehr bekannten Vorbild und zwischen 1830 und 1870 entstanden. Damals schätzte er den Wert auf ca. 6000,- DM ein.


    Nun habe ich mich einmal intensiver mit dem Wert des Instruments beschäftigt. Ich fand im Inneren ein völlig lediertes Schild mit dem Inhalt "Carlo Tononi Bolognese Fece in Venecia 17xx" (siehe Bild, ist digital aufbereitet) und habe ein wenig im Netz recherchiert. Wäre das Schild echt, wäre mein Cello aus einer Zeit zwischen 1730 und 1780 und von einer sehr bekannten (und hoch geschätzten) Geigenbauer-Familie aus Italien.


    Wie stellt man nun die "Echtheit" des Instruments fest? Viele Geigenbauer und Händler haben sich wohl durch falsche Etikettierung einen Preisvorteil erschlichen. Es heißt in Fachkreisen: "Ein Etikett sagt meistens, was es mit Sicherheit nicht ist".


    Sind die Instrumente jener Zeit tatsächlich Etikettiert worden? Gibt es irgendwo eine Datenbank, die wenigstens die Gestaltung der "echten" Etiketten zeigt? Damit hätte man ja wenigstens einen ersten Anhaltspunkt. Was macht ein Gutachter, um die "Echtheit" festzustellen? Die C14-Radiokarbonmethode wird ja sicher nicht angewendet werden.


    Das Etikett hat für mich einen ungewöhnlichen Zustand, da es nicht sauber beschnitten ist und eher schief angebracht. Es erscheint dadurch eher nachträglich angebracht. Aus der bekannten Geschichte des Instruments lässt sich rekonstruieren, dass es sicher vor 1920 hergestellt wurde.


    Was macht den realen Marktwert eines Instrumentes aus? Sind es nicht die Klang- und Spieleigenschaften? Diese wären, wenn sie einem Nachbau entspringen, nicht anders zu beurteilen, als kämen sie von einem 100 Jahre älteren Instrument. - Nun geben viele den berühmten schwarzen Punkt auf einer weißen Leinwand mit der Unterschrift, ich glaube, von Pablo Picasso, als Beispiel dafür, dass eine Unterschrift allein schon werthaltig sein kann... - Das sollte aber nur für Spekulanten und nutzlose Spekulationsobjekte zutreffen. - Aber sicher: Der Eine macht mit diesem Instrument Musik und der Andere Geld. Am Ende teilen sich beide den selben Markt... Das ist das gleiche Problem, das wir auch im Devisenhandel der Börsen beobachten können...


    Ein Cello aber ist ein Werkzeug. Sollte da nicht der reale Nutzen im Vordergrund stehen? Die Klangfarbe, die Zahl der Wolftöne, die Dimensionen, das Erscheinungsbild, ... sind diese Kriterien nicht wichtiger, als der Name Tononi? Wenn die Radiokarbonmethode oder eine andere physikalische Testmethode nicht zur Anwendung kommt, dann bleibt ja nur die vergleichende Analyse der Konstruktionseigenschaften. Da aber sollte ein guter Nachbau so gut (und wertvoll) abschneiden, wie das Original, - wenn nicht sogar besser...


    Jede Idee und Anregung, sich dem "realen" und/oder dem Marktwert zu nähern, ist willkommen! - Gesucht sind die Argumente für oder gegen einen Wert, der sich an einem Nutzen orientiert, für oder gegen eine Wertangabe, die sich an einem Herstellernamen orientiert. Wer zahlt welchen Preis für welche Eigenschaft... - Bei einem Auto ist das viel einfacher zu beurteilen, als bei einem Musikinstrument...


    [Über "Markt macht Wert" bin ich hinaus. Das ist eine Ausrede von Börsianern, die die Marktmechnismen nicht vollständig durchdrungen haben... - Die meisten Handelsobjekte werden in der Überflussgesellschaft wertvoll oder wertlos geredet. Ein Geldschein wird allein durch den Glauben an seinen Wert wertvoll. Wenn wir dann Gold gegen Geld tauschen, tauschen wir reale Werte? (usw.) ]