Beiträge von okan

    Falls sie Zeit und Interesse haben hier noch eine kurze Auskunft über die Heide-Meyer Geigen, vorallem nutzen sie bitte die Links zu den sehr Interessanten Zeitungsberichten zu Robert Meyer und den Geigen


    Die Geschichte der Meyer-Heide-Geigen ist eine zweifellos ungewöhnliche Geschichte, wie es sie doch recht viele in Friedrichsfeld gibt. Alles begann mit der Absetzung der Geschäftsführung der damaligen Siedlungsgesellschaft für den Kreis Dinslaken, heute Wohnbau Dinslaken, im Sommer 1933. Die beiden bis dahin verantwortlichen Geschäftsführer wurden im Zuge der Gleichschaltung entlassen. Sie waren nicht so regimetreu, wie es sich die Verantwortlichen des Kreises erwünscht haben. Sie wurden am 08.06.1933 von Friedrich Wilhelm Geldmacher ersetzt, der aber nicht lange blieb, denn sein Nachfolger wurde bereits am 11.04.1935 Robert Meyer.[1]

    Robert Meyer wurde am 06.03.1881 in Mülheim an der Ruhr geboren. Ihm ist es zu verdanken, dass in Friedrichsfeld Geigen gebaut wurden. Über dieses Thema ist nur sehr wenig herauszufinden. Viele Akten der Siedlungsgesellschaft aus der Zeit vor 1945 überstanden den Krieg nicht. Nach schweren Bombenangriffen Mitte Februar 1945 und dem Rheinübergang der Alliierten in der Nacht vom 23. auf den 24. März 1945 wurden wohl viele Akten zerstört. Möglicherweise wurden manche Dokumente auch absichtlich vernichtet, wie es auch in vielen anderen Verwaltungen vorkam, damit diese nicht den Alliierten in die Hände fielen.

    Die Geschichte des Geigenbaus begann mit der Gründung der Heide-GmbH. Die damaligen Lebensumstände in Friedrichsfeld waren katastrophal. Die Weltwirtschaftskrise stürzte die eh schon gebeutelte Friedrichsfelder Bevölkerung in noch größere Nöte. Die meisten im Ort lebenden Menschen waren einfache Arbeiter, die ihr Einkommen beim Bau des Wesel-Datteln-Kanals, damals noch Lippe-Seitenkanal genannt und in der Industrie erwarben. Sie bewohnten die zahlreichen ehemaligen Militärbaracken im Ortskern und die um diese Baracken in den 1920er Jahren errichteten Mietshäuser. Das fehlende Einkommen hatte daher einen hohen negativen Effekt auf die Siedlungsgesellschaft: Sie nahm kaum Mieten ein und konnte ihre Ausgaben nicht gegenfinanzieren.

    Um Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, wurde die Heide-GmbH gegründet. Hier sollten diese eine handwerkliche Ausbildung erlangen können. Neben vielen Nutz- und Deko-Objekten aus Metall und Holz wurden von der Heide-GmbH auch Geigen und andere Streichinstrumente hergestellt und verkauft. Vor 1940 wurden neben Geigen auch Celli gebaut und ab 1940 sollten auch Bratschen gefertigt werden. Hierbei muss man sich aber schnell von der Vorstellung befreien, dass diese Instrumente komplett in Handarbeit in Friedrichsfeld hergestellt wurden. Robert Meyer war selber leidenschaftlicher Geiger und lernte und informierte sich bei damaligen berühmten Geigenbauern wie Otto Möckel (1869-1937) über den Bau eines solchen Instruments. Er studierte hierfür z.B. auch die Stradivarigeige „San Lorenzo“, die sich in der Talbotstiftung in Aachen befand und noch immer befindet. Sie wurde vor einigen Jahren von David Garrett gespielt. Robert Meyer ging als Ingenieur sehr wissenschaftlich an das Geheimnis des wunderbaren Klangs der alten italienischen Meistergeigen heran. Mit einem Geigenbauer aus Markneukirchen, neben Mittenwald einem der bedeutendsten Herstellungsorte des deutschen Geigenbaus, der Martin Dürrschmidt hieß. Er führte den Zuschnitt der Hölzer in dessen eigener Werkstatt durch. Meyer erhielt auch von weiteren Fachleuten Unterstützung. So half ihm der Statiker Hans Krüger aus Düsseldorf beim Bau der Resonanzkörper.

    Die Geigen selbst wurden nicht wie das meist in der Gesellschaft vorherrschende Bild von einem Geigenbauer in seiner Werkstatt gebaut, sondern als Manufakturgeige gefertigt. Seit dem 19. Jahrhundert wurde es üblich, dass eine Geige durch verschiedene Hände ging und jeder Arbeiter einen bestimmten Teil daran fertigstellte. Dadurch konnten deutlich mehr und preisgünstigere Geigen produziert werden. Weil Geigen erst nach dem Einspielen einen guten Klang erhalten können, erfand Robert Meyer ein lautloses Einspielverfahren, das er mithilfe von Elektrizität durchführen konnte. Die Decken bestanden aus Fichten- und die Böden aus Ahornholz. Jedes Instrument erhielt einen Zettel, welcher die Herkunft, den Namen des Erbauers (Robert Meyer) und die Nummer des jeweiligen Herstellungsjahres angab.

    Am 4. Januar 1937 bekam Robert Meyer die erste Gelegenheit seine Instrumente einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Im Kammermusiksaal der Stadthalle von Mülheim a. d. Ruhr fanden sich Künstler, Dirigenten, Musikwissenschaftler, Geigenbauer und Kritiker ein, um sich ein Bild von dem Klang zu machen. Die Geigen überzeugten. Und zwar so sehr, dass die Kreishandwerkerschaft Düsseldorf unter Führung des Geigenbauers Wilhelm Otto (1875-1941) einen Prozess anstrengte wegen unlauteren Wettbewerbs und Betrug. Das von Robert Meyer erfundene Tonsicherungsverfahren sollten gleichklingende hochwertige Geigen versprechen. Der Violinist Walter Schulze-Prisca (1879-1957), der bereits in der Mülheimer Stadthalle gespielt hatte, sollte beim Prozess sowohl auf einer Meyer-Heide-Geige als auch auf einer italienischen Amati spielen. Das Verfahren wurde eingestellt. Der führende klagende Geigenbauer hatte eine Meyer-Geige noch nie gehört und störte sich vor allem and er Formulierung, dass günstig in Serie hergestellte Meistergeigen produziert würden. Da Meyer beteuerte, dass er nur einfache Geigen baue, die für eine breite Masse der Bevölkerung erschwinglich sein sollten, wies das Gericht die Klage ab.

    Der Krieg legte den weiteren Bau der Instrumente bereits nach den Anfangsjahren lahm. Das letzte bisher bekannte Jahr, indem noch Meyer-Heide-Geigen produziert wurden, war 1942. 1943 werden wohl wegen Material- und Personalknappheit keine Instrumente mehr gefertigt worden sein. Ob noch die angedachten Bratschen gebaut werden konnten, ist bislang unklar.

    Direkt nach der Einnahme Friedrichsfelds durch die Alliierten am 24.03.1945 fuhr Meyer mit einem Fahrrad der Siedlungsgesellschaft los und fand in Krefeld bei einem Bekannten eine Unterkunft. Mit der in den Monaten danach betrauten Geschäftsführung verhandelte er schriftlich die Beendigung seines Arbeitsverhältnisses zum 01.08.1945. Die Gründe hierfür gehen aus dem Schriftwechsel nicht hervor. Nach Friedrichsfeld kehrte er nicht mehr zurück. Die kurze Geschichte der Friedrichsfelder Geigen war vorüber.


    Quellen:


    https://land-dinslaken.de/images/heimatkalender-jahrbuecher/1940-1949/1940/Inhalte/093b-095%20Von%20der%20Geige%20und%20den%20Herstellungs-Grundlagen.pdf


    https://land-dinslaken.de/images/heimatkalender-jahrbuecher/1960-1969/1969/Inhalte/HK1969--terbrueggen--die-meyer-heide-geigen--123.pdf


    Zeitungsartikel:


    05.01.1937

    https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/7703389?query=%22meyer%20geige%22


    05.01.1937

    https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/7703382?query=%22meyer%20geige%22


    07.01.1937

    https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/10566192?query=%22robert%20meyer%22


    13.01.1937

    https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/7703490?query=%22meyer%20geige%22


    29.10.1937

    https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/7707504?query=%22meyer%20geige%22


    30.10.1937

    https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/10624979?query=%22robert%20meyer%22


    25.01.1939

    https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/7714144?query=%22robert%20meyer%22




    [1] Wer in der Zwischenzeit die Gesellschaft kommissarisch führte, ist bisher unbekannt.

    Hallo Braatsch,

    Sehr vielen Dank für ihre Informationen. Wie der Pastor an diese Geige kam, ob Georg Kulenkamff mehrere besaß und diese vielleicht wegen Mangel an seine Familie in Bremen hinterlag ist ein Fragezeichen. Aber im Endeffekt sind alle eure Beitraege sehr wertvoll für mich, und falls ich nicht falsch verstanden habe seit Ihr alle bei einem Wert von ca.500 Euro. Ich kenne mich überhaupt nicht aus, und vielleicht ist es auch etwas Schade weil ich diese Geige besitze und nicht jemand der sie spielen kann oder mehr Wissen hat.

    Jedenfalls wird sie in unserem Familienbereich in Besitz bleiben.

    Auf weitere Beitraege die mir entgegenkommen, freue ich mich sehr

    Die Geige ist seit ca. 40 Jahren in unserem Besitz, und leider hat sie keiner gespielt. Am besten ist, ich behalte meine Geige weiterhin und überlasse sie meine Tochter damit die Geige weitere 40 Jahre heil übesteht. Vielleicht hat sie dann mehr Glück als ich,

    Hallo Abalon,

    ich habe die neuen Fotos heute hinzugefügt. Danke für die Informationen. Wir haben kontakt mit Niederrheingeiger und er hat sehr viele und wichtige Informationen, Fotos und Dokumente aus seinem Heimatsort gesammelt und diese mit mir geteilt. Deswegen will ich mich auch hier für seine Hilfe sehr bedanken. Diesbezüglich kann man sagen, dass die eine Meyer-Heide Geige schon etwas an Wert hat. Zwei Luthier in Istanbul haben vom Zustand, vom Klang und allgemein der Handarbeit und des Materials nur positives mitgeteilt. Einer "bewertete die Geige bis zu 6.000 Euro. Der zweite Luthier blieb neutral und meinte das er allgemein keine Wertschaetzung macht. Die Luthier haben die Fotos von Georg Kullenkamff und meiner Geige verglichen, und es ist eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, das er der damalige Besitzer war. Es sieht so aus, das meine Geige einen höheren Wert in der Türkei als in seinem Heimatsland hat. Dies kann auch daran liegen, dass es hier keine grosse Möglichkeit gibt, an solchen Geigen ranzukommen. Es gibt im Internet einen drei seitigen Bericht über die Meyer-Heide Geige von Heinrich Terbrüggen, sehr Interessant.


    Hallo Geigerlein,


    Vielen Dank für ihre Auskunft. Sie haben Recht, leider sind das die altın Fotos von der Geige. Dreck und Staug sind nicht vorhanden. Auch der Steg wurde nach Maße und Richtlinien vom Luthier Eren Sülün in Istanbul eingebaut. Am besten ich mach morgen mal neue Fotos un lade diese hoch. Falls Sie mir Ihre E-Mail geben, kann ich Ihnen Videos sahipken,damit Sie den Jlang auch hören können. Nochmals vielen Dank und Grüsse aus Istanbul