Beiträge von Fedele

    Liebe Leute,

    ich habe mir eine ganz billige Geige gekauft und wäre nun interessiert, woher sie kommt. Vom Verkäufer war nichts genaueres in Erfahrung zu bringen.

    Zum einen sieht sie aus wie neu, Zettel ist keiner drin, dafür aber anscheinend Polierpaste.

    Ein bisserl sieht sie aus wie die Geigen aus Anfänger-Sets, dabei hat sie aber einen für meinen Geschmack ausgesprochen schönen Klang.

    Vielleicht wurde sie aber auch aufgearbeitet und daher die Flecken von der Polierpaste?

    Was denkt ihr?

    so schade, es geht nichts weiter - bis ende November muss ich andere Projekte abschließen und die Geige will ich erst öffnen wenn ich auch wirklich dazukomm, sie zu reparieren.

    Einstweilen einfach ein paar Überlegungen dazu, was ich an der ungeöffnetetn Geige so machen könnte, was meint ihr?

    An der Ungarin würde ich mich zum Beispiel sehr gerne am Öllack versuchen...

    an ihrer Oberfläche sieht man noch grobe Schleifspuren, etc. - ich würde sie gerne etwas verfeinern.

    Dabei gilt es sicherlich darauf acht zu geben, dass die Gecke nicht viel dünner wird - Student meinte, sie könnte nach volksmusikalischer Tradition schon sehr dünn gearbeitet sein.

    Würde es Sinn machen, den Lack vorm Öffnen der Geige zu entfernen?

    Oder würde es Sinn machen, die Geige einfach mal zu öffnen und dann zur Sicherheit in einer Gipsform zu stabilisieren, da sie zum einen sehr viele Risse hat und zum anderen ich mir dann für die Reparatur viel mehr Zeit lassen kann?

    Hab mir einstweilen eine superbillige gebrauchte Geige gekauft und riesen Freude an ihrem Klang - werd Bilder unter "Was ist meine Geige wert" posten da ich gerne wissen möchte, ob es zu diesem Instrument etwas in Erfahrung zu bringen gibt.

    Einstweilen liebe Grüße!

    Student Den Test hab ich noch nicht gemacht - bin erst gestern abend wieder heim gekommen, bei mir geht alles sehr langsam ;)
    Heut nachmittag richte ich mir ein sauberes Bastel-Eckerl ein, sortiere mein vorhandes Werkzeug (da ich zum einen immer schon an Instrumenten rumgebastelt hab, aber halt nur ganz einfache Sachen, und zum anderen immer schon schwierigeres angehen wollt, ist erstaunlich viel da, hab das ganz vergessen!)

    Imzuge dessen werd ich auch gleich die Böhmerin und die Ungarin genauer anschaun und mich auf das Öffen der Decke zweiterer Geige vorbereiten.

    Bei der Böhmerin ist mir übrigens erst jetzt aufgefallen, dass der Korpus mit 37cm auch ungewöhnlich lange ist, die Mensur stimmt aber.

    Kannst Du das näher erklären, was z.B. den "Wiener Klang" ausmacht und welche Instrumente es dafür braucht?

    genauer weiß ich es nicht,ich kann für mich nur sagen, dass ich diesen Klang als hohl und "gar lieblich" oder einfach nur gefällig empfinde. Er wird als speziell obertonreich beschrieben. Es gibt da zum Beispiel die Wiener Oboe, die mit einer ganz eigenen Birnenform konstruiert ist und deren Erhalt vereinsmäßig organisiert ist, es gibt das Wiener Horn (hier kann ich das mit den Obertönen eher nachvollziehen) wobei dieses eher über die technische Funktionsweise der Ventile definiert ist und es gibt Spieltechniken, die dieser Klangvorstellung eher entsprehen als andere.

    Ich weiß überhaupt nicht, was das alles für die Geige bedeutet aber ich vermute, dass auch hier Spieltechnik als auch Bau des Instrumentes von Bedeutung sind.

    Aber ehlrich, ich weiß es nicht.

    Für mich sind Geigen Gebrauchsgegenstände, müssen also gespielt werden, um zu "leben". Wenn sie in einem Museum herumhängen, haben sie vielleicht noch Anschauungs- und Bildungswert und sind ein Stück Geschichte. Aber das sollte ausgedienten Instrumenten vorbehalten bleiben, die nicht mehr gespielt werden können.

    ...seufz... ja, persönlich und emotional sehe ich das auch so und es gibt Museen, die auf Spielbarkeit und nicht auf Erhaltung der Instrumente hin restaurieren, aber auch das unterliegt leider Modeerscheinungen und wird heftig diskutiert und mit neuen Generationen von Restaurator*Innen neu verhandelt.


    Was Hörgewohnheiten und Klangvorlieben angeht brauchen wir nur verschiedene Aufnahmen des letzen Jahrhunderts vergleichen: 20er-, 60er und 90er-Jahre um irgendwelche Jahreszahlen genannt zu haben.
    Oder wir hören in Aufnahmen der Wiener Symphoniker oder Philharmoniker rein und vergleichen. Beide Orchestren sind auf vergleichbarem Niveau, es ist vor allem die Klangvorstellung, die den Unterschied macht - die Vorliebe für den Wiener Klang der Philharmoniker braucht auch entsprechende Instrumente und wird von vielen Menschen als wertiger empfunden (hat aber auch politische Gründe...)

    Welche Geigen erhalten bleiben, entscheiden letztlich die Geigenspieler dadurch, was sie kaufen und wieviel Geld sie ausgeben wollen.

    zum einen - aber ich denke doch, dass es vor allem die Sammler*innen und der von ihnen bediente Markt sind, der die Preise hochtreibt.

    Aber wie gesagt, das ist alles so vor mich dahingedacht und ich finde es sehr spannend darüber zu diskutieren weil mich genau diese Zweischneidigkeit des Marktes interessiert.

    Unabhängig von meinen persönlichen Vorlieben, die ich ja auch mitbringe:
    Ich bediene mich (wohl mangels Spieltechnik) des gesamten Klangspektrums (Barock bis neu) da ich das Gefühl habe, dass unterschiedliche Musikrichtungen unterschiedliche Geigen brauchen. Ich mag es auch sehr, dasselbe Stück mit unterschiedlichen Geigen zu spielen und zu horchen, was es ausmacht etc. Hinzu kommt, dass ich mehrere Geigen habe und wie Du sagst, geigerlein , Geigen sollen vor allem gespielt werden.

    Ich kann mich daran erinnern, dass für mich der Umstieg auf die nächstgrößere Geige immer eine Freude war, da ich damit jeweils immer auch auf ein besseres Instrument umgestiegen war. Somit war die Unannehmlichkeit der Umstellung auch mit einem Motivationsschub verbunden.
    Wenn euer Herz dafür schlägt und der Preis nicht unverschämt ist - und für euch gut leistbar, denn vermutlich steht ja in ein paar Jahren wieder die Anschaffung einer neuen Geige ins Haus - und wenn vor allem das Instrument in richtig gutem Zustand verkauft wird, was euch der Geigenbauer sagen kann, dann bin ich auch ganz bei geigerlein und vielen anderen hier.
    ... ich glaube, da hab ich schon weitaus unvernünftigere Käufe getätigt... ;)

    ...da fällt mir noch ein: wie oft haben sich schon Klanggewohnheiten undoder Vorlieben geändert..?


    Bei alten Instrumenten: Wie oft wurden sie deshalb auch umgebaut? Und wer genau entscheidet, was wie und für welchen Zweck weiterhin erhalten wird?

    Es ist doch ähnlich der Kunst, wo auch Sammler_Innen und entsprechender Markt die Preise bilden - aber ists nicht eine Frage der Zeit, dass die Absurdität dieser Entwicklung infrage gestellt wird und andere Werte in den Vordergrund rücken?

    Und Musealer Wert, der dann wohl bestehen bleiben kann, ist nicht gleich monetärer Wert.

    Was bei der Geige der Fall ist, so spontan dahingedacht, ist, dass sie in Preisspanne und Wertschätzung so herrlich zwischen Kunst und Handwerk gehandelt wird... das finde ich sehr interessant und scheint mir auch einige absurde Abgrenzungsmechanismen zu erklären....

    Ich kann auch die Gambe sehr empfehlen!

    Sie ist eine Vorgängerin vom Cello und hat Bünde und Stimmung ähnlich der Gitarre. Auch die kleinen Soprangamben spielt man auf dem Schoß ähnlich dem Cello...


    Ich kann jede*n ermutigen, auch spät ein Instrument zu lernen - ein Freund hat erst mit 54 begonnen, Klarinette zu lernen. Er hatte massive Probleme mit dem Rhythmus, die er mittlerweile aber überwunden hat. Ich denke, gute Lehrer*innen - und das vor allem am Anfang - sind wichtig: sie machen auf ungesunde Körperhaltung aufmerksam und helfen einem dabei Fehler zu vermeiden, die ab einem gewissen Punkt ein großes Hindernis werden können.

    Wenn der Unterricht zu teuer kommt empfiehlt sich auch das Teilen einer Stunde mit einem anderen Schüler - im Zuhören und Zusehen lerne ich zumindest sehr viel ohne dass mich das Instrument irritiert ;)

    Viel Vergnügen dir!