Beiträge von geigerlein

    Hab den nächsten Lackier-Versuch mit eingedicktem und eingefärbtem Retuschierlack von H*** in einer pre-finalen Phase. Der Farbton passt grundsätzlich, und die Schnecke ist schon antikisiert. Ich finde sie ganz ok so. Hier Bilder bei Kunstlicht:


          


          


          

    Fedele In die Saune würde ich nicht mit der Geige gehen. Durch die feuchte Wärme könnten sich die Verleimungen lösen und das Holz aufquellen. Bei einer meiner Geigen habe ich die Wurmlöcher und Umgebung von innen geföhnt, bis das Holz richtig warm war. Achtung, das kann den Lack beschädigen. Bei einer anderen Geige, die nur ein Wurmloch hatte, habe ich mit einer Einwegspritze Isopropanol ins Wurmloch gespritzt.

    Den wurm-durchlöcherten Unterklotz würde ich als erstes entfernen. Wenn Decke und/oder Zarge darunter auch Wurmlöcher haben, würde ich die Geige erst mal vorsichtig mit Hitze (Fön) oder Kälte (Gefriertruhe) behandeln, um die potentiell noch vorhandenen Wurmeier abzutöten. Es gäbe auch noch die Variante, die Geige in einer Tüte, in die Du oft hineingeatmet hast, um den Sauerstoffgehalt zu minimieren, eine Weile zu lagern. Das ist aber, glaub ich, nicht so sicher.


    Als nächstes würde ich die offenen Risse leimen und die stabilen Risse mit feuchtem Papier oder einem feuchten Lappen abreiben, um den überschüssigen Leim auf der Decken-Innenseite zu entfernen. Das kann man auch vorsichtig mit einem Stechbeitel oder der Ziehklinge machen, allerdings müsste man vorher die wirklich sehr großen und zahlreichen Belege abstechen. Du könntest versuchen, die vielen Holzbelege durch weniger Pergamentbelege zu ersetzen. Belege brauchst Du an den Stellen, die stark schwingen, also vor allem an den F-Löchern sowie am Riss-Ende. Wenn es einen Riss gibt, der vom Untersattel in Richtung Stimmbereich geht, sichert man ihn mit einem Beleg am oberen Ende, so dass er hoffentlich nicht zum Stimmriss wird.


    Deine Geige hat einen Stimmriss, und es sieht nicht so aus, als wäre er ordentlich gefüttert. Diesen großen Beleg musst Du also auf jeden Fall entfernen, um den Stimmriss füttern zu können.


    Ansonsten kannst Du auch schon mit warmem Wasser die Splitter, die noch von der Deckeninnenseite an den Zargen kleben, ablösen und wieder auf die Decke leimen. Einen neuen Unterklotz kannst Du theoretisch auch schon machen.

    Hab die Geige heute fertig eingerichtet. Mit dem Einpassen der Wirbel hab ich immer noch Probleme. Der Konus ist bei dieser Geige 1:30, wodurch die Wirbel beim Abdrehen schneller splittern. Weil die Wirbellöcher schon recht groß sind, hab ich mir leider den E-Wirbel schnell versemmelt und musste auf einen alten, optisch nicht ganz passenden Wirbel zurückgreifen. Wenn die bestellten, passenden Wirbel da sind, werde ich den der D- und der E-Saite wohl neu machen. Der Untersattel hatte sich durch die Saitenspannung direkt gelöst, wurde aber durch den Saitendruck an Ort und Stelle gehalten.

    Hier, wie versprochen, Bilder bei Tageslicht:


          


          



    Ihr Klang ist super, nachhallend, leise am Ohr, aber laut in der Ferne und eher dunkel. Ich werde den bestehenden noch durch einen Feinstimm-Saitenhalter ersetzen und die Geige dann vielleicht als Spielgeige nehmen, weil mir ihr Klang wirklich gut gefällt.


    Leider hat die Naht zwischen Boden und Unterzarge dem Saitenzug nicht standgehalten und ist aufgegangen, was ich zum Glück rechtzeitig gemerkt habe, so dass kein Schaden entstanden ist. Jetzt hab ich grad frischen Leim angesetzt, damit die Leimung dann wirklich hält und sich auch der Untersattel nicht wieder löst.

    Fedele Kannst Du sehen, ob die Kratzer unter oder im Lack sind? Im letzteren Fall könnte man sie vorsichtig reinigen und dann den Lack ausbessern. Sind sie unter dem Lack, könnten das entweder Werkzeugspuren vom Ausstechen der Schnecke sein oder wirklich Schleifspuren, die dann aber sehr tief wären. Das sind ja richtige Kratzer. Hast Du den Eindruck, dass die Geige nicht mehr den Originallack hat, sondern neu lackiert wurde?

    Lackieren bzw. den Lack ausbessern würde ich erst ganz zum Schluss, nachdem alle Risse gesichert sind und die Geige wieder zusammengeleimt ist. Wenn Du den Lack komplett entfernen willst, kannst Du das auch jetzt schon machen. Du musst dann nur ein bißchen aufpassen, wenn Du Risse leimst, dass nicht das umliegende Holz vom Leim durchtränkt wird, sonst könnte das später beim Lackieren zu einem abweichenden Farbton an diesen Stellen führen.


    Allerdings finde ich den Lack bei allen drei Geigen, die Du hier vorgestellt hast, in Ordnung. Eine Neulackierung stellt immer eine deutliche Wertminderung dar. Hast Du ein Bild der Schleifspuren bei der Ungarin? Man kann den Lack meistens ganz gut wieder aufpolieren.

    Bei Geigen, die ein Dilettant abgeschliffen und mit Acryllack oder ähnlichem überlackiert hat, habe ich diesen Oberlack immer vor dem Öffnen der Geige entfernt, weil sie in diesem Zustand am stabilsten ist. Nur bei solchen Geigen hat eine Neulackierung des ungeschützten Holzes Sinn, ansonsten erhalte ich den Originallack und bessere ihn ggf. aus.


    Du kannst die Geige jetzt schon aufmachen und die Decke dann mit Zwingen wieder auf dem Korpus fixieren, damit sich nichts verzieht. Allerdings brauchst Du dann ein geeignetes Plätzchen, um die Geige sicher zu verstauen. Wenn die Decke ab ist, kannst Du nebenbei in Ruhe schon mal ein paar der Risse leimen und belegen. Das braucht etwas Zeit, weil man nie alle Risse auf einmal macht. Der Knochen- oder Hautleim hält sich im Kühlschrank einige Zeit. Ich mische immer nur soviel an, wie ich unbedingt brauche.


    Ansonsten ist jetzt eine gute Zeit, sich für jede Geige einen Plan zu machen, in welcher Reihenfolge Du die Reparaturen am besten angehst.