Beiträge von geigerlein

    Lack und Bauart erinnern mich an neuere Mittenwald-Geigen, aber die geteilte Unterzarge ist nicht typisch. Allerdings kann es in einer Geigenbauschule durchaus sein, dass entweder die Zarge gebrochen war oder einfach kürzere Zargenstücke verwendet statt weggeworfen wurden. Ich weiß nicht, wie dogmatisch man dort ist.


    Geht die Kehlung der Schnecke am Maul bis ganz nach hinten zum Wirbelkasten? Das wäre ein weiteres Indiz für Mittenwald.


    Mit einer Kevlar-Hängesaite und einem Feinstimm-Saitenhalter könnte man vielleicht noch ein bißchen Klang rausholen, aber 2000 € würde ich für diese Geige nicht bezahlen, schon gar nicht ohne vorherige Durchsicht durch einen Geigenbauer.

    Wenn die Belege gut halten, würde ich die Hälfte entfernen und den Rest an allen Längsseiten hin abflachen, so dass eine prisma-artige Form entsteht. Dann ein Stimmfutter machen. Der Bassbalken muss ab, dann der Riss ordentlich geleimt und belegt werden. Die Belege musst Du aus dem Bassbalken aussparen, bevor Du ihn wieder einleimst.


    Den Hals musst Du erst mal lösen. Warmes Wasser kann hier helfen. Dann musst Du im Oberklotz an den Wangen evtl. neues Holz anleimen und die Öffnung für den Hals neu stechen, ganz gerade und mit planen Kanten.


    Das ist ordentlich was zu tun...

    Ich habe auch einige Geigen, bei denen die Einlage zu verschwinden scheint, wenn der darüberliegende Lack angekratzt oder sonstwie beschädigt ist. Er bricht dann das Licht anders und wird quasi undurchsichtig, weshalb die Einlage gemalt aussieht, was sie aber nicht ist.

    Das scheint mir bei Deiner Geige auch so zu sein. Sonst wären ja Lack- und Farbschicht, die sich gelöst haben (wie auf dem vierten Bild Deines letzten Posts) zu sehen, schwarz und nicht milchig-braun.

    Hm, ich würde wieder auf die üblichen Verdächtigen tippen: sächsisch/böhmisch um 1850. Gründe: Schneckenform und Kehlung nicht bis zum bitteren Ende, Umriss des Korpus.


    Zum Lack hab ich mal gelesen, dass Öllack manchmal in ganzen Stücken abplatzt, aber wirklich Erfahrung hab ich damit nicht. Allerdings ist auch bei meiner sächsischen Barockgeige der Deckenlack so abgeschilfert, und er ist vermutlich ein Spirituslack:

    RE: Eine neue Patientin - wirklich alt?

    So, ich hab beschlossen, dass ich so mit den Zargen zufrieden bin, auch wenn mir der Farbton der rechten Zargen ein bißchen zu hell vorkommt.


          



    Jetzt muss die Ölfarbe erst mal trocknen, und dann kommt eine abschließende Schicht Transparentlack drüber. Ich muss noch auf Probestückchen testen, ob mein Schellack-Mastix-Lack geht, oder ob ich mir einen richtigen Öllack besorgen muss.


    Griffbrett und Saitenhalter hab ich mit altem, eingedickten Leinöl poliert, was die Vogelaugen sehr schön zur Geltung bringt. Weil das ungefärbte Ahornholz aber so hell ist verglichen mit dem Rest der Geige, lässt sich das sehr schwer fotografieren. Ich versuche mal, beizeiten Bilder bei Tageslicht zu machen. Den Hals will ich mit Pigmenten und Öl behandeln. Da muss ich mir aber noch eine Strategie überlegen.

    Hallo Geigerlein, mir ist bei meiner ersten Geige gleich beim ersten Stimmen der Steg gebrochen. Ein kleiner Deckenriss war die Folge. Der war auch krumm und ich wusste einfach damals nicht, wie gefährlich das ist. ...

    Ich sage ja nicht, dass man mit einem krummen Steg spielen sollte. Das halte ich auch für gefährlich wegen der Bruchgefahr, so wie es Dir passiert ist. Gerade die dünnen Geigenstege brechen leicht. Wenn man aber eine alte Geige mit einem krummen Steg hat und wissen möchte, wie sie klingt, kann man mit Hilfe von heißem Wasser den Steg wieder geradebiegen und testen. Statisch gesehen ist er - weil gerade - dann wieder stabil. Ob die Wasser-Hitze-Behandlung Auswirkungen auf den Klang hat, weiß ich nicht. Aber bei gutem Klang sollte man der Geige ein neues Setup gönnen (und den alten Steg als Ersatz behalten).

    Vermutlich ist ohne die Schraube das Griffbrett locker, und durch das Loch dürfte der Halsfuß instabil sein. So würde ich nicht spielen, sonst bricht das noch... Als schnellen Fix könnte man das Griffbrett lösen und einen Holzstift in den Halsfuß einleimen, dann ebenfalls einen Stift ins Griffbrett und es wieder aufleimen.

    Ich stimmt Student zu, eine eher einfache, typische Manufakturgeige mit durchgesetztem Hals und ohne Eckklötze. Allerdings ist sie sehr gut erhalten, ich sehe nur zwei Risse an den C-Bügeln.

    Wenn die Schraube im Griffbrett beim Spielen nicht stört, könnte man von einem Geigenbauer die Fugen leimen, Steg und Stimme erneuern und Saiten aufziehen lassen und sehen, wie sie klingt. Verkaufen kann man sie aber auch dann nur für einen niedrigen dreistelligen Betrag, je nach Klang. Der Gang zum Geigenbauer würde sich also eher für den Eigengebrauch lohnen.

    Im jetzigen Zustand schätze ich den Wert auf max. 100 €. Wenn man sie richtig herrichten will, muss wegen der Schraube zusätzlich zum Griffbrett auch der Halsansatz instand gesetzt werden. Es würde vermutlich auf einen Anschäfter hinauslaufen, der sehr teuer ist.