Beiträge von geigerlein

    ja, da ist von unten gesehen ein kleiner Spalt, oben verläuft er minimal versetzt aber auch besser als vorher - ich habe die beiden Teile nicht bündig zusammengebracht und dachte, es läge vielleicht am Alter des Risses und der schlechten Verleimung. Hätte das also doch klappen können? Wenn es Sinn macht hab ich kein Problem damit, es nochmal zu machen und mit den Klötzchen zusammenzuzwingen - was ich dachte war, dass, wenn ich es nach dem Säubern auch mit der Hand nicht bündig kriege, es halt einfach nicht besser geht...

    Wenn der Riss nicht bündig zugeht, ist vermutlich doch irgendwo noch Leim drin. Wichtig ist, ihn mit Wasser auszubürsten. Das kann auch mal ne halbe Stunde dauern bei alten Rissen. Holzleim bekommt man angelöst, wenn man ihn mit Essigessenz einweicht. Wenn der Riss dann trocken und sauber ist, versuche ihn so gut wie möglich zusammenzudrücken und schau im Gegenlicht, ob er zugeht. Durch die Wölbung geht das manchmal nicht so gut. Aber nur nach diesem Versuch weißt Du, ob Du ihn bündig zukriegst, was eigentlich immer der Fall sein sollte, weil das Holz ja ursprünglich auch in einem Stück war.

    Es kann auch sein, dass er außen bündig zugeht und innen nach einer vorherigen Reparatur ein Holzspan fehlt. Den könnte man ergänzen.


    Deshalb halte ich den geleimten Riss gern mit den Händen, bis er hält. Da hat man einfach am meisten Gefühl und es buchstäblich in der Hand, dass der Riss wirklich bündig wird. Lange Risse leimt man immer in mehreren Schritten. Fugen können an den Enden manchmal nur schlecht halten und immer wieder aufgehen.

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    Wenn die Dauer der Spannung ein Problem ist/wäre, so müssten alte Instrumente schlechter werden, da sie ja länger unter Spannung gestanden haben. Und gespielte Instrumente erst recht, weil sie ja beim Spielen ständig kleine Spannungsänderungen mitmachen….


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    Ich hab auch schon einige Male gelesen, dass die alten Stradivaris, Guarneris & Co., die intensiv gespielt werden, nun langsam ihren Zenit überschritten haben und Profis sich deshalb nach jüngeren Instrumenten, z.B. von Vuillaume umsehen. Ob das stimmt bzw. inwieweit das Marketing ist, weiß ich nicht, aber ich denke, dass Holz wie jeder Werkstoff irgendwann "müde" ist. Zumal die Geigen aus dem 17. und 18. Jhd. ursprünglich nicht für die heutigen Saitenspannungen ausgelegt waren.

    Ich hab jetzt nicht alle Beiträge gelesen also entschuldigt, falls ich ein Kommentar dopple...
    Aber was ich mal wo gelesen habe, ich weiß leider nicht mehr wo, ist, dass es vor allem auf die Zug- und Spannungsverhältnisse ankäme
    d.h., dass eine Geige (in dem Fall ging es aber glaube ich um Gitarren) auch dann den Klang behielte wenn sie zwar nicht bespielt, aber regelmäßig gestimmt würde, so hätte man es in einem kleinem Experiment beobachten können.
    Und dass das Problem bei ungespielten Instrumenten vordergründig jenes sei, dass dann acuh die Saitenspannung nachließe und somit die Spannungsverhältnisse des Instrumentes insgesamt sich verändern würden.

    ...jedenfalls ein nicht ganz unplausibler Aspekt... vielleicht finde ich acuh den Artiel dazu, dann setze ich einen Link.

    Mein Gitarrenlehrer sagte es mir damals genau umgekehrt: Wenn ich die Gitarre längere Zeit nicht spiele, soll ich die Saiten entspannen, damit das Instrument geringeren Zugkräften ausgesetzt ist und so "länger hält". Und ich soll sie aus demselben Grund immer mit den Saiten in Richtung Wand anlehnen.

    Ob das so stimmt, weiß ich nicht, und meine Gitarre steht seit Jahren gestimmt in ihrer Tasche in der Ecke, ohne dass an ihr etwas kaputt gegangen ist.


    Ich kann mir aber vorstellen, dass Ermüdungserscheinungen eher auftreten, wenn ein Instrument immer unter Spannung steht.

    Ehrlich gesagt sieht der Bassbalkenriss nicht so aus, als ob er richtig zu wäre. Dazu hättest Du wirklich den Bassbalken komplett abmachen müssen (Hast Du nicht gemacht, oder?), um die Decke am Riss richtig zusammenfügen zu können.

    Da der Riss wohl wegen des Griffbretts später nicht so prominent sein wird, könnte man versuchen, innen zwischen dem Ende des Bassbalkens und dem Beleg noch einen Span in den Riss zu leimen, um ihn zu verstärken. Aber Du hast keine Garantie, dass das hält.


    Normalerweise macht man den Bassbalken ab, entfernt (mit einem Pinsel mit abgeschnittenen, kurzen Borsten und warmem Wasser) von innen (um den Lack nicht zu beschädigen) alle Leimreste aus dem Riss und leimt ihn dann mit Hilfe der Klötzchen (oder indem man ihn mit den Händen eine halbe Stunde zusammenhält - das mache ich meistens so) bündig und ohne Fuge zusammen (Gegenlichtprobe). Wichtig ist hier, dass die Risshälften auf der Außenseite bündig schließen, damit man ihn später möglichst wenig sieht.

    Könnte es auch ohne Belege klappen? Der Riss geht fast mittig durch und nur so weit wie sich der Bassbalken gehoben hat...

    Ich hatte gar nicht gesehen, dass der Bassbalken auch gerissen ist. Um das ordentlich leimen zu können, würde ich den Bassbalken abnehmen. Dann siehst Du auch, wie weit der Riss geht. Vielleicht kommst Du ja mit einem Beleg direkt am Bassbalken aus. Wichtig ist nur, dass der Riss bündig wieder zugeht. Das erreichst Du am besten, indem Du Dir kleine Fichtenklötze schneidest und sie rechts und links vom Riss in ungefähr 1mm Entfernung mit Heißleim aufleimst. An diesen Klötzen zwingst Du den Riss dann beim Leimen zusammen (Zu dem Verfahren gibt es auch Videos auf YT). Wenn das dann getrocknet ist, stichst Du die Klötze vorsichtig mit einem Stechbeitel ab und leimst die Belege drauf.


    Die Idee von Chiocciola, die Geige erst mal beiseite zu legen, wenn Dir das zu viel auf einmal oder noch zu schwer ist, finde ich super. Mach ich genau so.

    Ach ja, am Zäpfchen würde ich evtl. schauen, dass dort eine Verstärkung hinkommt. Für ein Futter ist der Riss vermutlich zu weit außen am Rand, also könnte man das Zäpfchen von oben aufdoublieren, d.h. ein 1 - 2 mm starkes Holz-"Pflaster" aufleimen. Es kann aber auch sein, dass es ausreicht, wenn der Halsfuß gut sitzt, da ein Großteil der Fläche des Zäpfchens intakt ist. Der Halsfuß ist ja hoch genug, dass man getrost den Neigungswinkel seiner Grundfläche ändern kann, um den Halswinkel zu erhöhen.