Beiträge von geigerlein

    ... Was sollte denn für 700 Euro alles gemacht werden? Ich rechne mal grob(!): 1 Satz Feinstimmwirbel Wittner (100 Euro) plus Anpassen 50 Euro, Steg und Stimme zusammen ca. 100 Euro, Saiten 100 Euro, Saitenhalter und Endknopf vielleicht noch mal 20-30. Ich gehe da jetzt von Standardteilen aus (ausser Saiten, da hab ich jetzt mal hoch geschätzt), "vergolden" kann man immer. Da lande ich bei grob der Hälfte. Vielleicht muss das Griffbrett noch abgezogen werden, da kann dann noch mal was draufkommen...aber 700?


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    Also, lass dir beim Geigenbauer gern mal vorrechnen, was denn alles gemacht werden muss. :) Vernünftige Geigenbauer fragen auch, was Du mit dem Instrument vorhast, und es gibt natürlich einen Unterschied zwischen "ich mache es für einen Hobbyspieler/Schüler spielbar" und "Komplettrestauration" (z.B. im Hinblick auf einen evtl. nicht ganz passenden/zu flachen Halswinkel- das kannst Du als Hobbyspieler getrost ignorieren und Dich einfach drauf einstellen...) und dem Versuch, da eine "perfekte", normgerechte Geige draus zu machen (das ist bei vielen älteren Instrumenten tatsächlich aufwendig).


    Wenn das Griffbrett noch abgezogen werden muss, sind das nochmal 100 € mehr. Das solltest Du auch machen lassen, sonst kann die Spielbarkeit des Instruments darunter leiden. Gereinigt und poliert muss die Geige nicht unbedingt werden, wenn der Geigenbauer auch dafür was berechnen wollte.


    Denk auch an einen brauchbaren Koffer (kriegt man manchmal günstig in der Bucht), und Bogen, Schulterstütze und Kolophonium brauchst Du auch noch.

    French Polish würde Sinn machen und den Erhaltungszustand erklären. Die Franzosen haben in diesem Zeitraum meines Wissens nach viel mit Spirituslack gearbeitet, so dass auch der klangliche Einfluss zusätzlicher Schellackschichten vermutlich eher gering ausfällt. Lässt sich ein solches Polish eigentlich erkennen?


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    Wenn es frisch ist, erkennt man es wohl am Wohlgeruch. Ansonsten vielleicht am Glanz, Schellack glänzt ja recht stark. Außerdem sind diese Schellack-Schichten sehr dünn und dürften überhaupt keinen Einfluss auf den Klang haben.

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    Schöne Geige im Guarneri-Stil. Ich würde auch auf eine Französin tippen. Dass der Lack so schön aussieht, lässt darauf schließen, dass sie immer pfleglich behandelt wurde. Das macht man nur mit Instrumenten, die man schätzt. Einige Geigenbauer verpassen den Instrumenten nach der Reinigung auch ein French Polish. Dadurch sieht der Lack dann fast wie neu aus, von Verfärbungen (z.B. in alten Kratzern) mal abgesehen.

    Ich glaube, es hören mehr Kinder auf, Streichinstrumente zu lernen, weil es ihnen zu anstrengend ist, als wegen der Händigkeit. Man muss Ausdauer an den Tag legen und auch bereit sein, dieselben Stücke immer wieder zu üben, bis sie gut (genug) klingen. Das liegt nicht jedem. Vielen Kindern wird auch nicht vorgelebt, wie man richtig übt, weil die Eltern kein Instrument spielen. Ich merke bei meinen eigenen Kindern, wie sie davon profitieren, dass ich als Kind eine musikalische Bildung hatte und aktiv ein Instrument spiele.


    Ich glaube, die Händigkeit spielt vorwiegend bei den Streichinstrumenten und vielleicht auch bei Zupfinstrumenten eine Rolle. Die übrigen Instrumentenarten behandeln beide Hände gleich.


    Zur Chance für Kinder mit Migrationshintergrund bzw. aus armen Haushalten:
    Viele Musikschulen haben vergünstigte Preise für Familien mit geringem Einkommen. Und meine Geigenlehrerin ist vor einigen Jahren mal mit mehreren Geigen in jede Grundschule unseres Ortes gegangen und hat versucht, die Kinder für das Geigenspiel so zu begeistern, dass sie sich zum Musikschul-Unterricht anmelden. Am Ende gab es gerade mal ein Kind, das gern zum Unterricht gegangen wäre, aber seine Eltern haben es nicht hinbekommen, die Fahrt zur Musikschule und wieder nach Hause zu organisieren.

    Daraus schließe ich, dass das Interesse einfach nicht da ist. Das merke ich auch im Musikschul-Orchester: Es sind einfach zu wenige Leute, die mitspielen, und noch weniger, die regelmäßig zu den Proben kommen.

    Also im Orchester kann ich mir nicht vorstellen, dass Spieler:innen derselben Stimme auf unterschiedlichen Positionen sitzen, also dass die Linkshänder woanders sitzen. Man muss ja aufeinander hören können. Man stelle sich zwei Gruppen von ersten Geigen vor. Die rechtshändig spielenden sitzen normal links, die linkshändig spielenden dann rechts hinter den Celli? Wie soll der/die Dirigent:in hier den Einsatz geben? Das funktioniert m.E. nur, wenn die Stimmen zusammen sitzen. Und auch wenn die linkshändigen ersten Geigen neben (vom Publikum aus gesehen hinter) den rechtshändigen sitzen würden, bräuchte man dafür auf der Bühne mehr Platz, um Zusammenstöße mit den Bögen zu verhindern.


    Man könnte evtl. bei den Geigen die Händigkeit auf die Stimmen aufteilen, so dass z.B. in der 2. Geige die linkshändig spielenden Geiger sind (wenn es so viele gibt). Aber schon bei den Celli und Bässen funktioniert das nicht, oder? Meines Wissens gibt es da nur jeweils eine Stimme.


    Gibt es Orchester, in denen rechts- und linkshändig spielende Musiker zusammen spielen? Und Videos davon? Das würde ich mir gern anschauen.

    Im Orchester ist es eine Sache der Optik und des Platzes, weshalb alle Streicher einer "Gruppe" in dieselbe Richtung streichen sollten. Ich kann das verstehen.


    Ich bin selbst Linkshänderin, musste aber als Kind mit rechts schreiben lernen und mache auch vieles mit rechts, z.B. schneiden und Dinge, die Kraft erfordern. Die linke Hand nutze ich bevorzugt für feine, kleinteilige Arbeiten. Das ist vermutlich alles eine Frage der Gewöhnung. Ich lerne seit knapp 7 Jahren Geige, spiele auf einer Rechtshänder-Geige und habe damit keine Probleme, weil ich es halt gewöhnt bin, auch Dinge mit rechts zu machen, und weil ich so das Geigenspiel erlernt habe. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, die Geige andersherum zu spielen.

    Ist der Lack wirklich so orange wie auf den Bildern? Meines Wissens sind Hopf-Geigen eher gelb bis hellbraun.


    Ich sehe eine gut gebaute, sehr gut erhaltene alte Geige mit der Kastenform, die für Hopf-Geigen als typisch erachtet wird, obwohl viele echte Hopf-Geigen gar nicht so eckig sind. Die nicht zusammen passenden Stempel wundern mich auch. Vielleicht stellst Du noch eine Anfrage im Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen, bevor Du das Geld für die Dendro in die Hand nimmst.

    Der Steg ist zu weit in Richtung Griffbrett gebogen und sollte gerade gerichtet werden. Man könnte auch das Instrument vom Kolophoniumstaub und Dreck reinigen, dann sähe es ansprechender aus.

    Ich kenne mich mit Geigen dieser Marke/dieses Geigenbauers nicht aus, aber sie scheint solide gebaut zu sein. Das Deckenholz ist recht unregelmäßig gejährt, das Bodenholz ist schön. Die Geige erinnert mich an eine gute Markneukirchener Manufakturgeige. Ohne Anspielen würde ich nicht mehr als 500 € für sie zahlen. Im gereinigten Zustand und mit der Möglichkeit, sie anzuspielen, kann man auch mehr für sie bekommen.