Beiträge von geigerlein

    Ich habe die alte 3/4-Geige meiner Oma vor dem Sperrmüll gerettet, eine ganz hübsche Sächsin mit angeschäfteter Schnecke. Leider hat ihre Decke mehrere Risse, u.a. einen Stimmriss, und ein Teil der Zarge fehlt. Der Geigenbauer meinte, die Reparatur der Decke sei zu aufwendig, und ich hätte nachher auch keine Garantie für einen guten Klang. Also hab ich beschlossen, nach dem Vorbild der alten Decke aus einem vorgefrästen Rohling aus der Bucht eine neue Decke zu machen und auch das fehlende Zargenstück zu ergänzen. Wenn meine Tochter dann groß genug ist, kann sie auf der Geige ihrer Urgroßmutter spielen ;)


    Die Rohform der Decke inkl. Wölbung sind fertig, nun will ich die F-Löcher schnitzen. Zur Übung hab ich mir 4mm dickes Pappel-Sperrholz gekauft. Leider komme ich mit dem Schnitzmesser überhaupt nicht komplett durch die Holzschicht, ohne dass an den Rändern etwas absplittert oder ich über die Ränder hinaus schneide. Deshalb habe ich die runden Enden der F-Löcher ausgebohrt, um von dort aus zu schnitzen. Hat jemand hier Erfahrungen damit?


    Und würdet Ihr die Einlage erst beim zusammengebauten Instrument einfügen oder schon jetzt? Ein bißchen Bauchschmerzen bereitet mir auch der Gedanke an das Formen der Zarge, aber das kommt ja erst später...


    Ich werde demnächst mal Bilder von der Geige hier einfügen und den Fortschritt dokumentieren. Leider komme ich wegen zahlreicher anderer Baustellen nur wenig zum Arbeiten an dem guten Stück.


    Vielen Dank für Eure Ratschläge!

    Hallo zusammen,


    ich würde gern Eure Meinung hören zu meinem letzten Neuzugang. Laut Zettel ist es eine Geige von Antonino Cavalazzi. Der Zettel sieht für mich aus wie kopiert (keine farblichen Unterschiede in der Schrift), aber sie hat m.E. viel Ähnlichkeit mit https://tarisio.com/cozio-archive/property/?ID=1462. Mein (recht junger) Geigenbauer meinte allerdings, das sei eine handgearbeitete sächsiche Geige (keine Manufaktur) und nannte als Begründung vor allem die nicht bis ganz nach innen (Richtung Wirbelkasten) geschnitzte Schnecke und das "Sachsenherz", also das herzförmige untere Ende des Wirbelkastens (Rückseite). Habt Ihr davon schön mal gehört? Wenn ich mir auf Tarisio die anderen Cavalazzi-Geigen anschaue, ist bei allen das Wirbelkastenende so geformt.


    Ich finde, sie ist sehr schön ausgearbeitet (gekehlte F-Löcher, filigraner Wirbelkasten), hat schönes Holz und ist sehr obertonreich (um nicht zu sagen: schrill), was wohl z.T. an einer falsch positionierten Stimme liegt. Ach ja, ein Holzwurmloch hat sie auch. Meint Ihr, ich sollte sie gegen Holzwürmer behandeln?


    Vielen Dank für Eure Einschätzung!


    Geigerlein

    Ich war mittlerweile mit der Geige bei meinem Geigenbauer. Seiner Aussage nach ist sie eine etwa 100 Jahre alte sächsische Manufakturgeige nach Vorbild der Klotz-Geigen und auf alt getrimmt, da man keine unterschiedlich farbigen Lackschichten erkennen kann und die Kratzer und oberflächlichen Löcher alle dieselbe Farbe (schwarz) haben. Wären sie echt, hätten sie unterschiedliche Färbungen.


    Nachdem er die Stimme gerade gerichtet hat (sie war schräg), klingt die Geige schon viel besser, in den Tiefen wie eine Bratsche, was mir gut gefällt. Dafür sorgt sicher auch der mehr als 36 cm lange und voluminöse Körper. Wenn man Stimme und Steg aufeinander abgestimmt neu machen würde, würde sie seiner Meinung nach noch besser klingen.
    Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich dafür das Geld ausgeben möchte. 2 der Wirbel müssten auch neu gemacht und das Griffbrett abgerichtet werden, und damit wird das Ganze ziemlich teuer.

    Vielen Dank für Eure Antworten!


    Ursprünglich waren auf der Geige Stahlsaiten aufgezogen. Vielleicht klingt sie damit besser als mit Kunststoffsaiten.


    Hat noch jemand eine Idee zum ungefähren Alter und zur Herkunft der Geige?

    Ich bin neu hier und habe eine Geige, vermutlich die Kopie einer Geige von Sebastian Kloz, zu der ich gern Eure Meinung hören würde. Sie sieht alt aus. Die untere Lackschicht ist blassgold, darüber war scheinbar ein rötlicher Lack, der an einigen Stellen erhalten, auf dem Großteil des Korpus aber abgegriffen scheint. Könnte das ein Fake sein oder echt? An der Schnecke ist der rötliche Lack komplett.Die Geige hat eine sehr hohe Wölbung, ihr Korpus sieht von der Seite fast wie ein Zylinder aus. Ich habe mehrere (angebliche) Klotz-Geigen mit so einer Wölbung gesehen. Die Schnecke ist, verglichen mit dem Korpus, eher klein, aber fein gestochen. Die Geige hat einen Zettel mit der Aufschrift "Sebastian Kloz in Mittenwald 17".


    Was mich sehr wundert, ist der Klang der Geige. Ich hab neue Dominant-Saiten aufgezogen, damit klingt die Geige heiser und rauh, vor allem in den Tiefen. Dagegen klingt meine hundert Jahre alte sächsische Manufakturgeige mit Tonica-Saiten geradezu samtig... Ich hatte mir bei dem Korpus der Kloz-Geige einen satten, vollen Klang erhofft, aber sie erscheint mir nur laut und rauh. Könnte sich das mit regelmäßigem Spielen geben? Sie wurde scheinbar lange nicht gespielt. Oder muss ein Geigenbauer sie klanglich optimieren?


    Kann man von der Bauweise auf einen bestimmten Klang schließen? Oder hängt das eher von der Holzauswahl oder den Saiten ab? Ich hätte z.B. gern eine Geige, deren E-Saite süß und lieblich klingt, weil meine Ohren sehr empfindlich sind, so dass mir die E-Saite oft zu schrill ist. Auf meiner Sächsin hab ich deshalb als E-Saite Dominant aufgezogen (umsponnen und deshalb weicher).