Beiträge von geigerlein

    Der Halsfuß selbst misst von der Zarge aus knapp 10 mm. Wenn ich also den neuen Klotz auf eine Dicke von knapp 3 mm bringe, wäre ich bei den von Dir genannten 12 mm. Mir geht es vor allem um eine Vergrößerung der Auflagefläche in die Breite.


    Bisher waren alle Oberklötze, die ich gesehen habe, unterschiedlich in Dicke und Form. Der einer offenen 4/4-Geige, die ich hier habe, ist 13 mm dick. Der der alten 3/4-Geige meiner Oma ist 15 mm dick. Es kommt bestimmt auch darauf an, wie eng die Jahresringe im Holz sind. Oder?


    Also werde ich mich mal ans Abstechen machen :) Vielen Dank auf alle Fälle für den Rat, Fiddler!

    @Fiddler, aber andere Geigen haben doch auch Oberklötze, und ich habe den für diese Geige extra nicht größer als einen normalen Oberklotz gemacht. Oder meinst Du das, weil der Klotz so weit in die Geige hinein ragt?


    Ich möchte gern vermeiden, dass sich der wirklich schmale Halsfuß durch den Saitenzug vom Boden löst. Dann müsste ich die Geige zum Leimen vielleicht sogar wieder öffnen. Wohl werde ich aber die Teile vom Klotz, die über das Plateau in der Decke (also die Fläche der Decke, an die der Oberklotz angeleimt wird) hinausragen, noch wegnehmen. Statisch haben sie keinen Effekt, klanglich vielleicht schon...

    Ich bin auch immer wieder begeistert, wie schön viele Geigen gearbeitet sind. Ich versuche mich ja erst vergleichsweise kurz an der Restauration von Geigen, hab aber schon deutlich gemerkt, wie viel Arbeit in diesem Handwerk steckt, wie genau man arbeiten muss, und wie lange es eigentlich dauert, bis man fertig ist. Sicherlich haben die Geigenbauer früher von morgens bis abends in ihrer Werkstatt gesessen... Aber ich arbeite lieber mit den Händen als mit Maschinen, auch wenn das länger dauert. Und als ein Hobby muss das alles zum Glück auch nicht schnell gehen :D


    Ich hab die groben Riefen auf der Geigendecke quasi eingeebnet. Etwas huckelig ist sie aber noch. Beim Anklopfen klingt die Decke klar und nachhallend, vor allem an den Backen. Dort hat sie einen tieferen Ton als in der Mitte. Ich bin gespannt, wie die Geige klingen wird.
    Damit wären wir beim Thema: Ich hab mal die Decke neben die einer neueren Geige gelegt. Da kann man sehen, dass der Bassbalken doch kürzer ist als ein moderner und auf alle Fälle nicht so hoch. Saiten mit wenig Spannung sind also ein Muss.


    Um den Klotz oder "Schuh" an den Halsfuß anpassen zu können, musste ich am Halsfuß Holzstreifen ergänzen, damit er eine regelmäßige Form bekommt. Die Aussparung im Oberklotz hab ich dann mittels Feilen (Mir fehlt ein gutes Ausstecheisen.) hergestellt. Den Klotz habe ich nicht bis zu den Zargen geführt, weil die Form dort wegen der Reifchen so unregelmäßig ist, dass ich das niemals hingekriegt hätte. Da das Plateau für den Halsfuß am Boden zu klein war, musste ich dort noch unterfüttern.


    Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich den neuen Oberklotz aus Gewichtsgründen noch etwas kleiner mache, da er in seiner jetzigen Form nicht komplett an der Decke anliegt, sondern übersteht. Also das Plateau für den Klotz an der Decke ist kleiner als der Klotz. Was meint Ihr? Füttern möchte ich die Decke an der Stelle eigentlich nicht.

    Beim Stöbern im Forum des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen fand ich eine Aussage des Geigenbaumeisters Kretzschmann, in der er von einem sog. "durchgesetzten Hals" schrieb. Ich habe ihn kontaktiert und ihn gefragt, ob meine Geige so einen durchgesetzten Hals haben könnte. Er bestätigte das und meinte, das sei nicht nur im deutschen Raum, sondern in ganz Europa früher gängige Praxis gewesen.


    Allerdings sei der Halsfuß im Inneren der Geige sehr klein, was zur Folge haben könne, dass er dem Saitenzug nicht standhält und sich vom Boden löst. Also habe ich dort einen Klotz angesetzt. Die Decke sei laut Herrn Kretzschmann wirklich sehr schlampig ausgearbeitet, weshalb ich auch sie stärker als ursprünglich geplant nachgearbeitet habe. Bilder füge ich morgen an. Nun ist die Geige fertig für's Zuleimen :)

    Vielleicht hatte er schon einen potentiellen Käufer in der Hinterhand und wollte nur seinen Gewinn maximieren. Schon komisch, dass er sie nicht angespielt hat. Eine reine Wertanlage ist sie wohl kaum...

    Ich habe bei der Geige ein bißchen das Gefühl, als hätte sie plötzlich schnell fertig werden müssen. Der Boden ist auch innen sorgfältig ausgearbeitet, die Decke hingegen nur außen. Vielleicht gab es auch zufällig ein langes Stück Ahorn, das als Hals ohne Oberklotz eingebaut werden konnte. Ich glaube, die Leute waren damals pragmatisch und haben auch unkonventionelle Wege eingeschlagen. Oder einfach irgendwas ausprobiert. Der Hals ist am Zäpfchen ja auch auffallend schmal. Ich hoffe, das wird dauerhaft halten.


    Oder jemand hat die Geige eines geigenbauenden Verwandten fertig gebaut und war mit der Decke einfach nicht so sorgfältig. Hauptsache, sie sieht von außen gut aus.


    Da kann man sich wilde Geschichten überlegen, das ist auch das Schöne an solchen alten Instrumenten. Ich hab eine kleine Bratsche, bei der jemand im Nachhinein die Decke neu gemacht und alles dunkelbraun überlackiert hat. Ich hab den Lack entfernt und die Decke passend zum Rest lackiert. Sie ist zwar nicht so hübsch gekehlt wie der Boden, aber aus Haselfichte. Und die Bratsche klingt wunderbar...

    Danke für Eure Antworten!


    Ich habe jetzt eine Weile nach einer alten Geige gesucht, die ich als Barockgeige spielen kann. Die meisten sind entweder verbastelt, haben keinen Originalhals mehr oder sind für mich unerschwinglich.
    Um Weihnachten herum habe ich angefangen, aus einzelnen Teilen, die mir mit der Zeit "zugeflogen" sind, eine Barockgeige zu bauen. Momentan bin ich dabei, die Klötze für die Zargen auszustechen oder vielmehr zu sägen und zu feilen. Decke, Boden und Hals sind schon fertig. Wenn es Euch interessiert, kann ich dazu einen Thread eröffnen. Aber ich komme nur langsam voran.


    Nun bin ich gespannt, wie im Vergleich dazu eine originale alte Geige klingen wird. Das alte Holz sollte schon einen Unterschied machen. Wegen der vielen Schäden hat sie nicht viel gekostet. Die Reparatur der Risse, auch an der Zarge, ging erstaunlich gut. Damit der Hals an Zäpfchen und Boden hält, hab ich einen kleinen Keil zwischen Boden und innerem Halsklotz eingeleimt, weil dazwischen ein Spalt war. Das Holz für das fehlende Stück am oberen Deckenriss will ich aus dem Bassbalken nehmen. Bei dem fällt es nicht auf, wenn ein Span fehlt ;)
    Würdet Ihr eigentlich auch den Bassbalken nacharbeiten, oder ihn so lassen, wie er ist? Welche Auswirkungen kann das auf den Klang haben? Beim Anklopfen der Decke ist jedenfalls ein Unterschied zu hören, nachdem die Wölbung jetzt halbwegs eben ist. Ich bilde mir ein, sie klingt jetzt lauter und klarer.


    Und ich finde es gut, dass die Geige eine moderne Mensur haben wird. Dann muss ich mich von meiner Übungsgeige nicht umgewöhnen. Mit dem langen Bassbalken und dem Halswinkel scheint sie aber schon auf Klang bzw. Lautstärke hin gebaut worden zu sein.


    Über die Wirbel wird letztendlich der Preis entscheiden. Ich würde gern mal Feinstimmwirbel ausprobieren. Mal sehn, was Herr Müller mir da anbieten kann. @abalon, vielen Dank übrigens für Deine Hinweise auf diesen Geigenbauer! Er hat mir schon einige Geigen repariert und gut eingerichtet.

    Ach ja, das Griffbrett ist aus Fichte mit einer Hartholzschicht oben und an den Seiten. Leider ist diese zerbrochen. Meint Ihr, ich kann das kleben und wiederverwenden?


    Ansonsten hab ich erst mal die Deckenrisse geklebt und mit Pergament hinterlegt, mit der Ziehklinge die Decke nachgearbeitet und, wie schon erwähnt, den Hals wieder eingeleimt. An die Wirbelkastenrisse traue ich mich nicht wirklich ran, weil mir zum Ausbuchsen das Werkzeug fehlt. Vielleicht lasse ich das Geigenbauer Müller machen.


    Ich möchte die Geige später gern mit Darmsaiten als Barockgeige einrichten.

    Hallo zusammen,


    ich würde gern Eure Meinung zu meiner neuesten Patientin hören. Sie ist aus sehr schönem Holz gebaut, wie ich finde. Aber vermutlich ist sie mal auf die Unterzarge gefallen und hat dabei einige RIsse davongetragen, der Hals hat sich gelöst, und die handgeschnitzten Wirbel hat jemand so brutal festgedreht, dass der Wirbelkasten 4 Risse davongetragen hat.
    Wegen des flachen Halswinkels und weil der Hals scheinbar nicht in den Oberklotz eingelassen ist, vermutete ich eine echte alte Geige. Als ich sie dann aber geöffent hatte, stellte ich erstaunt fest, dass sie gar keinen Oberklotz hat, sondern dass der Halsfuß weiter in den Korpus hineingeht und mit zwei Holzstreifen hinter der Zarge "verklemmt" wurde.
    Habt Ihr so eine Konstruktion schon mal gesehen? Könnte das die Arbeit eines Amateurs sein, oder haben auch Geigenbauer so Hälse eingebaut?


    Die Geige ist ansonsten nicht sehr fein ausgearbeitet (gerade die Decke), sie hat keine Eckklötze und der Bassbalken wurde aus der Decke herausgeschnitzt. Nach Festleimen des Halsklotzes am Zäpfchen hat sie einen fast normalen Halswinkel, und auch die Länge des Halses scheint modern. Vom Korpus aus gemessen ist er mit Schnecke fast 24 cm lang. Der Korpus hat 36 cm. Der Lack ist ein helles Lehmbraun.


    Es spricht eigentlich alles für eine Sächsin, oder? Wie alt könnte sie sein?


    Danke für Eure Meinungen,
    Geigerlein