Beiträge von buschreiter

    Meine erste Geige habe ich unter vielen anderen Anfang der 80iger bei Nordermalm (?) in Bonn bekommen. Es ist eine im Berlin der 1920ger gebaute Geige. Nichts für die große Bühne, aber ziemlich ausgeglichen im Klang. Vor ca. 1 Jahr dann eine Französin von Collin Mezin Fils für gutes Geld von Martin Swan nach längerem Testen von vielen Geigen im Preisbereich 5-10 T€ gekauft. Was ein Knaller...Ansprache großartig, aber an schlechten Tagen (von mir) würde ich mir ein etwas weniger empfindsames Instrument wünschen! Tja und nun wohl coronabedingt ein Ebaykauf. Recht feinjährige Decke, aber völlig falscher Steg, uralte Saiten, Stimmstock muss neu und etliche andere Dinge auch. Aber...sowohl Geigenbauerin als auch ich sind felsenfest davon überzeugt, dass es sich um eine sehr gute Geige handelt, die auf jeden Fall gut klingen wird. Wir sind beide sehr gespannt, ob sie klanglich hält, was sie verspricht. Noch ist sie nicht fertig, müsste es aber ganz bald sein :thumbup:

    Dann will ich doch mal zur Aufklärung beitragen. Die Geige ist laut Geigenbauerin handwerklich sehr gut gebaut und in einem ordentlichen Zustand. Auch wenn sie noch nie eine Geige von Joseph Hofmann in der Hand hatte, ist sie sich absolut sicher, dass es eine Geige eines guten Geigenbauers ist und die Historie wohl passen kann. Es spricht nichts für eine Manufakturgeige. Eckklötzchen sind vorhanden, das ganze Innenleben wohl gut gearbeitet. Der Steg ist wie vermutet völlig unpassend und muss ersetzt werden, die Stimme ebenso. Das Knöpfchen passt nicht richtig und wird ersetzt, die Wirbel müssen eingepasst werden und die Decke teilweise geleimt werden. Das Griffbrett wird auch abgezogen. Der ganze Spaß wird mich wohl so um die 350-400€ kosten, die sich aber aus ihrer und meiner Sicht absolut lohnen werden.

    Juxigerweise hat die Geige etwas vom Standard abweichende Maße und ist um ca. 4-6 mm größer. Mal sehen wie ich damit parat komme, aber ich denke, dass kommt meinen Patschehänden entgegen.

    Nach vielen Versuchen mit anderen Saiten (diverse Larsen, Thomastik usw) habe ich nun meine beiden Geigen, die sehr unterschiedlich klingen, mit Pirazzi Gold besaitet. Mir ist es wichtig, dass die Saiten trotz recht „harten“, vielleicht könnte man auch sagen „druckvollen“ Anstreichens, musikalisch klingen. So zum Beispiel bei Triplets oder anderen Betonungen/Verzierungen im Bereich der Irish Fiddle. Das klappt auf beiden Geigen mit den Saiten sehr sehr gut. Außerdem spielen sich die Saiten, finde ich, sehr bequem und einfach.

    Um von der Diskussion über Holzarten (und ja, vieles ist verboten, zumindest ohne Zertifikat!) wegzukommen. Die Stimme soll mWn nicht UNTER dem Steg stehen, weil dann ein Schwingen der Decke und somit die ganze Projektion über die komplette Decke nicht funktionieren kann. Ich vermute, dass mir der Ton deswegen sehr eingeschränkt und überhaupt nicht artikuliert vorkommt.

    Gerade eben habe ich bei der Geigenbauerin einen Termin für Mittwoch vereinbart. Ich bin wirklich gespannt, was dabei herauskommt. Die Stimme steht übrigens direkt unter dem richtig platzierten Steg. Auch nicht korrekt. Ich denke, wenn die Stimme korrekt steht, kann man schon mehr sagen.