Beiträge von GoldenSun

    "Risse entstehen meist durch problematische Spannungsverhältnisse im Instrument."


    Da würde ich gerne mal kurz einhaken, hoffentlich ohne zu weit vom Thema abzulenken, weil es mich interessiert und ich z.T. widersprüchliche Aussagen gehört habe.


    Aussage 1: Stimmrisse entstehen quasi immer durch einen Unfall, bei dem sich die Kraft des Stoßen dann eben in dieser Region fokussiert wird (man stelle sich vor ein Instrument fällt auf den Instrumentenboden, dann geht die komplette Kraft die am Boden noch einigermaßen verteilt ist genau auf die Stimmregion der Decke).


    Aussage 2: Stimmrisse entstehen auch einfach durch "Altersschwäche" und sind bei Instrumenten vor ca. 1850 schon im Preis inbegriffen.


    Ich hab' zur Zeit ein rissfreies Instrument von 1820 hier zum Testen, daher interessiert mich das mit der potentiellen Altersschwäche besonders :D

    Wie ist denn der Zustand? Hat mal jemand die Qualität des Instruments kommentiert? (Also Qualität des Handwerks für dieses spezielle Instrument, Klang spielt für die Preisfindung so gut wie keine Rolle.) Blot lässt sich ja im Zertifikat dazu nicht aus, finde ich bei Gindin ganz praktisch für einen ersten Anhaltspunkt.


    Frag doch mal ein paar Händler, ob sie die Violine in Kommission nehmen würden und für welchen Betrag sie sie dann anbieten würden. Dann hast du Anhaltspunkte und siehst wie attraktiv sie am Markt ist.


    Privatverkauf macht wahrscheinlich wenig Spaß, bzw. wäre absolute Glückssache.

    Ich glaube, du solltest dich einfach von dem Wiederverkaufswert verabschieden.


    Sagen wir mal, du kaufst was im Auktionshaus, was dann deutlich günstiger ist als beim Geigenbauer oder irgendwo anders. Dann hast du aber 20% Provision + Steuern gezahlt und der Verkäufer auch. Wenn du jetzt mal davon ausgehst ein Instrument gekauft zu haben, bei dem der Wert stabil ist und nur leicht steigt, hast du auch dann sofort 40-50% verloren.


    Bei sehr guten Instrumenten gibt es natürlich noch den Weg der Kommission. Dann verliert man nur 15-20%, braucht aber einen sehr langen Atem, und ein Instrument mit breitem Interessentenkreis. Also sicher keine Geige mit neuer Decke ...


    Meine persönliche Meinung: Unter 20T€ ist es schwer überhaupt bei Instrumenten an eine Wertanlage oder Werterhalt zu denken. Bei 50T€ wird es etwas besser und ab 100T€ wird es interessant. Zustand muss hervorragend sein und wie gesagt müssen viele Interessanten auf dem Markt sein. Der Punkt dabei sind die Fixkosten, da niemand (Auktionshaus, Händler, Geigenbauer, ...) große Klimmzüge machen wird wegen 10% von 5T€. Meine letzten Sachen habe ich so gekauft, dass ich vorher bei wenigen Händlern und Geigenbauern (die in dem Fall eigentlich nur handeln und ein paar Angestellte haben) Bescheid gesagt, was ich ungefähr (!) suche, dass ich aber ausschließlich auf Gelegenheiten warte. Jeweils Monate später kam dann hier und da mal was, was vom Preis-Leistungsverhältnis immer spitze war, und ich konnte nach Klang, Gefallen und Interesse aussuchen.


    Sowohl meine aktuelle Violine als auch mein Bogen sind nun von Leuten, die diese mal als Wertanlage gekauft haben und dann irgendwann schnell verkaufen mussten, so dass keine Kommission in Frage kam. Sie haben dann jeweils in wenigen Tagen etwas mehr bekommen als hätten sie es in die Auktion gegeben (also ich meine wirklich, was der Verkäufer bekommen hätte und nicht, was der Käufer gezahlt hätte) und der Geigenbauer dazwischen hat mit wenig Mühe für die Bewertung des aktuellen Zustands einiges verdient, aber prozentual am Gesamtwert <10%. Die Zertifikate waren jeweils schon dabei.

    "Bisher konnte mir mein Lehrer (der auch vom Klang überzeugt ist für den Preis, ursprünglich lag der Preis bei 6000€, er denkt im normalen Markt würde die Geige für weit mehr angeboten werden) nur diese Geige privat von einem Freund vermitteln."


    ... Honi soit qui mal y pense ...


    5.000€ privat für ein stark (!) restauriertes/repariertes Instrument ohne Gutachten/Provenienz geht aus meiner Sicht nicht, so gut kann sie objektiv betrachtet gar nicht klingen. Der Faktor "privat" kostet wie oben beschrieben schon 50%. Die Reperaturen auch nochmal gut ein Faktor zwei (allein ein Stimmriss wird mit ~30% bewertet, einen Bodenstimmriss mit ~50%). Heißt also eine namenlose wahrscheinlich böhmische Geigenbauer in ordentlichem Zustand beim Geigenbauer kostet 20.000€?


    Nach was suchst du primär? Ein bestimmter Klang? Etwas Altes? Beides?


    Zu den Auktionshäusern: Ich finde Ingles und Hayday recht gleichwertig zu Tarisio was Qualität und Vollständigkeit der Informationen angeht, dort kommt man sogar mit Deutsch ziemlich weit falls es jemand muss :D, auch wenn mir Matt Huber von Tarisio recht sympatisch ist. Bei Bromptons war ich nach einem Besuch bedient. Zwar kann es dort für echte Experten sogar interessanter sein, aber die Instrumente waren schlechter spielfertig gemacht. Vielleicht war das aber auch einmalig. Am ehesten ein "Schnäppchen" bekommt man noch in Vichy, weil weniger transparent/besucht.


    Ich war jetzt aber eine ganze Weile nicht mehr bei Auktionen, die richtig guten Sachen gehen in die Private Sales. Die Auktionsware hat entweder einen Haken oder der Verkäufer hat es ultraeilig. Es kann natürlich auch mal jemand dabei sein, der es einfach nicht wusste, dass es auf anderem Wege für gute Instrumente mehr geben kann, das wird aber mit steigenden Preisen unwahrscheinlicher.

    Oder auch unschön, so wohl in Mantua im 20. Jhd. geschehen: Geigenbauer, die (bescheidene) fremde Arbeiten mit den eigenen Zetteln ausstatten und noch gleich Zertifikate mitliefern. Oder die Zettel vom Vater einkleben und das Zertifikat dafür schreiben. Oder gleich noch dessen Lehrmeister Scarampella mit hineinziehen...

    Hallo,


    danke für die Antwort und Informationen. Zu den Fragen:


    - Herkunft: Ich komme aus einer Gegend 80 km südlich von Frankfurt, zwischen Mannheim und Kaiserslautern.


    - Was ich suche: Ich würde keine Violine in Auftrag geben wollen, weil mir das Ergebnis zu unsicher wäre. In erster Linie würde ich ja schon wieder ein Instrument nach Klang aussuchen wollen. Aber ich finde das Erscheinungsbild einer brandneuen Geige einfach nicht so ansprechend. Und wenn man schon künstlich altert, warum dann nicht gleich richtig?


    Ich muss jetzt auch nicht unbedingt etwas kaufen, ich bin gut versorgt ;) Aber wenn mir etwas optisch und klanglich Interessantes in die Hände fallen würde, bin ich immer bereit die Sammlung etwas zu erweitern, und im Moment finde ich eben originalgetreue Kopien spannend.


    Das mit dem rechtlichen Rahmen einer Kopie ist klar, ich würde auch keinem vormachen wollen das Original zu besitzen, von daher kann gerne der richtige Zettel drin sein.


    Ich finde z.B. sowas hier interessant (Kopie der Hämmerle Strad von Stephan von Baehr): http://www.stephanvonbaehr.com…/instr/vl_2013_254/06.jpg


    Bei etwas mehr Recherche habe ich dann auch gefunden, dass ein Schüler von Baehr (Paul Belin) hier in der Nähe arbeitet. Da will ich mal hin. Aber sowas ist ja trotz Internet immer noch mehr ein Zufallsfund, weil die meisten Geigenbauer beschränkt Wert auf die Internetpräsenz legen, bringt ihnen wahrscheinlich auch nicht so viel.

    Hallo,


    kennt jemand einen Geigenbauer in der Richtung Südwest-Deutschland, oder vielleicht auch im Ruhrgebiet, der sich im Bereich Bench Copies betätigt?


    Eine richtig gut gemachte Kopie einer historischen Violine wäre nämlich noch etwas, das mich mal reizen könnte, wenn auch noch der Klang vernünftig ist.


    Vom Stil her finde ich sowas interessant:


    https://www.florianleonhard.com/new-making/


    Das will ich mir auch mal im März anschauen, wegen der Location und dem bekannten Hausherren ist da aber natürlich mächtig Premium drauf


    Grüße,

    Michael

    Hallo,


    für diesen Zweck habe ich mir dieses Set zugelegt: https://trinitycase.com/trinity_violin.html
    Ist auch ansonsten wirklich toll. Damit passt die Violine selbst sogar offiziell in das Handgepäckformat.


    Ansonsten kommt es auf die Airline an. Billigflieger: Keine Chance. Alle großen Airlines haben *eigentlich* ein Agreement unterschrieben, Violinen mitzunehmen, das weiß aber das Personal nicht unbedingt immer. Sicherheitsaspekte hätten trotzdem Vorrang. Man kann also bei vollbesetzten Flügen ein Problem bekommen, wenn davon auszugehen ist, dass die Gepäckfächer über den Sitzen komplett voll sind.


    Im Notfall entscheidet dann eventuell der Charme gegenüber dem Bodenpersonal. Das Wissen um die Hintergründe hilft, aber auf Druck reagiert am Flughafen niemand gut :D


    Also lieber jammern wie wichtig dir das Instrument ist ;)


    Bisher hatte ich aber noch nie wirklich Probleme und abgesehen von den im Internet verbreiteten Fällen hatte jeder, den ich privat kenne, auch noch keine.


    Mein Geigenbauer gibt auch teilweise Instrumente für Interkontinentalflüge auf, da würde ich aber lieber den Flug verpassen als das zu machen (obwohl er es wahrscheinlich besser weiß als ich).

    Wozu sollte Mann oder Frau sowas behaupten? Irgendwelche Bilder würden die Glaubhaftigkeit auch wenig untermauern, weil ich die sonst woher haben könnte. Blind kaufen würde sowieso niemand den Bogen, also müsste man sich sowieso treffen.


    Jeder, der solch einen Kauf halbwegs in Erwägung zieht, kann natürlich sehr gerne von mir einen Scan vom Raffin-Zertifikat per Mail bekommen, da sind dann auch die Bilder dabei. Damit kann man dann wiederum bei Raffin die Echtheit des Zertifkats abfragen. Wertgutachten und Verischeerungspolice gibt's natürlich auch. Hochladen wollte ich das hier jedoch nicht so gerne.


    Wie gesagt hielt ich es ja erstmal für eher sehr unwahrscheinlich, dass sich auf so kurzem Weg ein Interessent für einen Bogen >20.000€ findet. Ich dachte mir nur, bevor ich ihn demnächst in Kommission gebe, why not.