Dann gebe ich auch einmal kurz zum Besten, warum ich glaube, dass wir aus China keine absolute Spitzenleistung erwarten können. Ich denke, für einen herausragenden Geigenbauer braucht es viele Umstände, die zusammenkommen müssen.
1) Handwerkliches Können, eine gute Ausbildung, Zugang zu Wissen, die Intelligenz zum gezielten Ausprobieren und Optimieren, und den inneren Drang besser werden zu wollen.
=> Hier sind chinesische Geigenbauer in China nicht benachteiligt.
2) Das wirtschaftliche Umfeld und Erfolg, das ihm Kompromisslosigkeit bei der Wahl der Materialien erlaubt, Zeit bei der Ausarbeitung und auch zum Experimentieren gibt.
=> Jetzt wird es schon schwieriger. Wenn das ganze Umfeld auf Kosteneffizienz getrimmt wurde, und man keine hohen Preise verlangen kann, ist es schwierig sich aus dem Umfeld zu "erheben".
3) Permanenter Kontakt zu Spitzenmusikern, Spitzeninstrumenten und Austausch mit anderen Geigenbauern auf seinem Niveau.
=> Erstere Punkte könnte auch in China klappen, am schwierigsten wird wohl der Austausch mit anderen hochqualitativen Geigenbauern, weil sich dafür erst die Community bilden muss
4) Einen Kundenkreis, der hohe Qualität (Klang und Handwerk) beurteilen kann und verlangt, damit er äußeren Druck verspürt diese Merkmale zu verbessern. In der Evolution also der Selektionsaspekt.
=> Schwierig, wenn die Landsleute auch lieber im Ausland kaufen.
Klar kann man etwas kompensieren, wenn man dafür von anderen Punkten mehr hat. Spannend finde ich diese Punkte z.B. an Stradivari zu spiegeln, der in der Amati Nachfolge (wo hatte man besser lernen können?) hinterher die europäischen Höfe beliefert hat, und die haben wahrscheinlich nicht auf jeden Cent geachtet