Beiträge von Colding

    Danke für die Dokumentation! Klötze sind nicht unbedingt notwendig.


    Der Schwede Sören Ekebjörns schreibt in seinem Buch "Folkets Fioler" 1985 S. 46 f (meine Übersetzung):


    "Sehr oft fehlen sie (die oberen Eckklötze, Red.), und das kann meistens als eine Art Pfuscharbeit verstanden werden. Oben sieht man nur schwer, wie die Geige gebaut wurde, also unterlässt man die Zeiterfordernden Klötze dort. Aber unten kann jeder kontrollieren, und da gibt es Klötze, oder man verwendet nur eine Blende; dann sieht es so aus, als hätte die Geige prächtige Klötze.


    Solche Pfuschgeigen haben keinen hohen Handelswert, klingen aber "leider" oftmals unverschämt gut, wenn sie ordentlich justiert werden.


    Geiger, die Instrumente ohne Klötze besitzen, sollen jedoch nicht verzweifeln. Insbesondere sächsische und einige französische Geigenbauer arbeiteten in dieser Weise. Ein Geigenbauer hat mir mal erzählt: "Ich bin dazu ausgebildet, ohne Klötze zu bauen, und das gelingt sehr gut. Aber ich verwende jedoch eine Art Klötze, um meine Instrumente verkaufen zu können".

    Otto Möckel: "Geigenbaukunst" S. 258: "Für die Lostrennung der Decke von den Zargen eignet sich ein flaches, dünnes Tischmesser, dessen Klinge man auf dem Schleifstein an allen Ecken und Kanten gut verrundet hat.Die Schneide soll weder zu scharf noch zu stumpf sein. Man halte ferner bereit: ein Stückchen Leinwand, etwas Alkohol, um das Messer mit der mit Spiritus getränkten Leinwand von Zeit zu Zeit zu benetzen..
    Man setze das Messer zuerst an die beiden Stellen, die den Hals durch die Deckenränder einschliessen, und führe es mit starkem Druck links und rechts zwischen Hals und Rand, damit später beim Abheben der Decke an dieser Stelle keine Randverletzungen oder gar Brüche entstehen; ebenso verfahre man mit den Rändern links und rechts vom Untersattel.
    Ist dieser vorsichtig an beiden Seiten freigelegt, so führe man mit einem kleinen Hammer einige kurze, bestimmte Schläge gegen den Sattel (in der Richtung nach dem Knopf zu), um ihn von den Zargen zu lösen?.Man sucht eine Stelle, an der die Zargen nicht allzu fest mit der Decke verbunden sind... Man befeuchtet das Trennungsmesser mit Alkohol und drängt es vorsichtig in die Öffnung ein und erweitert sie durch leichten Druck auf den Messerrücken".."


    Viel Spass!

    Wie schon Rainer erwähnte, würden bei dieser Geige die Reparaturkosten beim Geigenbauer den Wert übersteigen. Die Teile (Rohsteg, Stimmstock, Saiten) kosten aber nicht viel, und so schlimm ist es auch nicht, die Teile anzupassen. Es kann durchaus Freude bereiten, disse Reparaturen selber zu erledigen. Und wenn es schief verlaufen sollte, hat man ja sowieso bei dieser Geige nicht viel verloren

    Eine Freundin von mir spielt die Realist RV-4. Die Geige ist ordentlich und sauber gebaut und lässt sich sehr gut spielen, auch ohne Verstärkung. Mit Verstärkung erzeugt die Geige einen Klang, der sehr "akustisch" vorkommt. Meiner Meinung nach ist die Realist bei weitem den herkömmlichen E-Geigen vorzuziehen.