Hallo drummer,
Noch ein paar Ideen für deine Tochter aus rein subjektiver Erfahrung als erwachsener Anfänger:
Sie soll mal sagen, was sie an der Leihgeige gut und schlecht findet.
Dann würde ich längere Zeit täglich bei YouTube reinhören und mir Unterschiede zwischen Geigen bewusst machen, z. B. bei atonalhits (die stellt teure, berühmte Geigen vor, da kann Manager sehr gut Unterschiede hören und erkennen, was man mag und was nicht) und einfach mal nach violin demo tc. suchen und da auf Unterschiede achten. Ruhig auch mal Geigensoli berühmter Geiger anhören, die natürlich ihren eigenen Stil und unterschiedliche Instrumente haben, durch die man aber auch Unterschiede hören kann.
Dann kann man zu verschiedenen Geigenbauern gehen und mehrere Geigen in eurer Preisklasse probespielen, auch mehrere Geigen des gleichen Sets, um evtl. Unterschiede zu hören. Das würde ich dann mit Erlaubnis des Geigenbauers filmen, dazu immer das Modell sagen. Dann nach Hause gehen, die Schnipsel ansehen, sich bewusst machen, wie sich die Geigen anfühlten, was man mochte, was nicht. Das bei jedem Geigenbauer der Gegend machen, eine Vorauswahl treffen, dann zurück kommen, noch mal mehrer Instrumente der favorisierten Serie Anspielen und dann davon die beste Geige kaufen.
Macht euch auch bewusst, dass das, was deine Tochterbevorzugt nicht das sein muss, das andere als sehr gut bezeichnen.
Ich würde mir aber bei jeder Geige einmal alle Lage vorspielen lassen, weil es da manchmal in den höheren Lagen Schwächen gibt.
Ich habe selbst drei Geigen im Wert von 800€ (Sachsengeige, Hauptinstrument), 1500€ („besseres“ Instrument, das anders, aber mMn nicht unbedingt besser als die Sachsengeige ist, die nach gut 17 Jahren immer noch meine Lieblingsgeige ist) und eine mal aus Spaß bei eBay gekaufte asiatische Geige für 400€. Selbst diese finde ich gut, obwohl sie kleine Schwächen auf den hohen Lagen der D-Saite hat. Das war aber das erste Instrument, auf dem ich Obertöne hörte!
Von daher denke ich, dass man als Laie auch im unteren Preissegment Instrumente finden kann, die durchaus für einen selbst das Lieblingsinstrument werden können. Meine 800€-Geige finde ich so gut und einzigartig, dass ich bereit war, eine 1000€ teure Reparatur dafür zu zahlen.
Ich würde dringend vermeiden, in Foren nach Geigenwert zu suchen, besonders im Maestronet, weil einem sonst alles unter 4000€ oder mehr als Schrott präsentiert wird!
Wir hatten damals in der Musikschule eine evtl. Hochbegabte Schülerin, die sehr ruhig und zurückhaltend war. Die hat sich mit 12 als erste Geige eine ausgesucht, auch Sachsengeige, die viel Stirnrunzeln von der Lehrerin bekam, aber total zu der Schülerin passte - auch eher leise, etwas matt, zurückhaltend zwar. Damit war aber die Schülerin die nächsten Jahre zufrieden, sie wollte die Geige noch mal jemandem zum Ausprobieren in die Hand geben.
Ich habe dann wie diese Schüler mir auch von der Lehrerin so eine Sachsengeige gekauft und die drei, die ich hörte/ anspielte, hatten alle eine ganz eigene Charakteristik.
Bedenke auch, dass eine Geige am Ohr anders klingt als aus der Ferne. Also deine Tochter hört einen leicht unterschiedlichen Klang als du.
Ich würde von jedem in Frage kommenden Instrument eine kleine Pro und Kontraliste als Entscheidungshilfe anlegen. Darin sollten Punkte wie Klang einzelner Saiten, Ansprache (wie leicht zu spielen), Lautstärke, Charakter (raumgreifend, zurückhaltend, spiele ich eher forsch oder vorsichtig darauf), Gefühl auf der Schulter/ beim Spielen und zuletzt ruhig auch Farbe und Aussehen vorkommen. So kann man amEnde besser vergleichen.
LG von
Charlotte