Beiträge von Braaatsch

    Schönes Instrument um 1890 -1920, Herkunft wahrscheinlich Böhmen. Der Zettel ist mit viel gutem Willen eine Modellangabe, weder stammt die Geige aus dem 18. Jahrhundert, noch hat sie was mit dem angegebenen Erbauer zutun.


    Trotzdem kann das gutes/brauchbares Instrument sein, sie sieht gut verarbeitet aus, das Deckenholz ist fein, und auch der Boden ist aus schönen Holz.

    Bitte halte uns auf dem Laufenden…!


    Oft steht auf solchen Zetteln sowas wie „Geigen- und Lautenmacher in Mittenwalde“ oder ähnliches, natürlich steht das auch auf gefälschten Zetteln…


    In Mittenwald gibt es ein Geigenbaumuseum, die sollten zu diesem Instrument was sagen können bzw. jemanden benennen können, der da für diese Geige kompetent ist. Wie bei Kunstgutachtern auch, spezialisieren sich manche auf bestimme Regionen und Zeiträume.

    Ja, du kannst die Stellen spezifisch behandeln. Nimm Backpulver, misch es mit Wasser zu einem Brei, und trage das auf die betreffenden Stellen auf. Bisschen warten, dann auswaschen oder trocknen lassen und rausbürsten. Bei empfindlichen Stoffen solltest Du es erst einmal an einer Ecke probieren...

    Beim Waschen/Reinigen würde die Schrift vermutlich mit rausgehen. Ich würde da gar nix dran machen- wie willst Du denn dem Reinigungsmittel mitteilen, was es rauswaschen soll (Dreck!) und was nicht (Stift)? Eine typische "waschmich, aber mach mich nicht nass"-Situation. ;)


    Wenn Dir das Autogramm wichtig ist: Nimm die Decke raus, versuche ist einer weichen Bürste den Schmutz zu entfernen, und rahme sie ein/räume sie staubdicht weg. Oder Du lebst mit dem Schmutz, im Laufe der Zeit wird eben Alles etwas dreckig, egal wie gut man aufpasst.

    Ja, das ist eher die Otto-Normalverbraucher-Geige. Aber manchmal(!) klingen diese Instrumente nicht schlecht! Oftmals ist es auch so, dass in eine billige Geige nix investiert wird, also billige Saiten, „irgendein“ Steg, Stimme einfach reingestellt, billiger Bogen etc. Und dann sind es eben auch oft weniger gute Spieler…und am Ende hat „die einfache Geige Schuld“. ;)


    Wenn man sich dann mal tatsächlich etwas Mühe mit Allem gibt (was leider oft „nicht wirtschaftlich“ ist), klingt so manche einfache Geige plötzlich deutlich besser…ich hab auch so ein „Mauerblümchen“ daheim, was optisch unter 100 Euro liegt, klanglich seitens eines Geigenbauers vierstellig eingeschätzt wurde…


    Ich möchte damit keinesfalls sagen, dass aus jeder einfachen Geige so viel herauszuholen ist. Nicht jede Schwäche kann ausgeglichen werden. Aber eine Manufakturarbeit/einfache Bauart führt nicht zwingend zu einem (richtig) schlechten Klang, weitere Faktoren wie Ausstattung und fehlende Klangeinstellung tragen dazu bei. Und da kann man (fast) jedes Manufakturinstrument verbessern.

    Nach Sachsen/Böhmen sieht die Geige nicht aus, eher nach Osteuropa 2. Hälfte 20. Jahrhundert oder jünger. Wenn es denn unbedingt eine Italienerin sein muss, dann bringt Ebay nix. Früher gab es da vielleicht mal Schnäppchen, aber inzwischen hat sich bis ins letzte Kuhkaff herumgesprochen, dass Geigen wertvoll sein können und insbesondere italienische Geigen... Da wird gefälscht und getrickst bis zum Geht-nicht-mehr, und falls doch irgendwo ein Instrument auftaucht, was interessant ist, sind auf Ebay und Kleinanzeigen genug Profis unterwegs, die das sofort wittern und nutzen.


    Ich hab bei Ebay mal eine "Italienerin" gekauft, die auch keine solche war- aber eine tolle, auch klanglich gute Geige, deren Erbauer sich eigentlich nicht zu schämen bräuchte. Es ist schade, dass ich den wahren Erbauer nicht herausfinden werde, er hätte es verdient, die Geigen mit seinem eigenen Namen zu verkaufen. Nur ist es eben so, dass eine "geschwindelte italienische Geige" mehr bringt als eine "ehrliche" Geige von Geigenbauer XYZ, eben weil es diesen Mythos um italienische Geigen (oder berühmte Geigenbauer) gibt.

    Ich kenne auch diese Metalldämpfer, und die dämpfen wirklich gut. Der (gute) Ton ist natürlich "weg", also es ist nicht so, dass die Geige "gleich nur leiser klingt".

    Mittenwalder Geige bzw. süddeutscher Raum, 18. Jahrhundert wäre meine vorsichtige(!) Einschätzung. Ja, die Risse hat man mit Pergament stabilisiert, und -für uns heute frevelhaft!- alte handgeschriebene Pergamentbücher dafür zerlegt. In Deinem Fall scheinen das kirchliche Bücher/Klosterhandschriften gewesen zu sein, auf einem der Zettel sind Neumen zu sehen, eine mittelalterliche Notation, die typischerweise für kirchliche Choräle benutzt wurde. Natürlich auch für andere Musik, aber die wurde seltener notiert. Im ersten Drittel des 19.Jahrhunderts wurden sehr viele Klöster säkularisiert, und immens viele Kirchenschätze verschleudert, zerstört und nicht mehr wertgeschätzt. In diese Zeit passt, dass man einfach mittelalterliche Klosterhandschriften zerschnitten hat, um Geigenrisse zu reparieren... Dieser Frevel und "Bildersturm" wurde schon recht bald gestoppt, und spätestens mit dem Historismus so um 1850-1870 beginnend besann man sich, und begann, alte Sachen wieder wertzuschätzen, t.w. das Mittelalter und alte Stilformen nachzubauen und zu romantisieren. Ich glaube nicht, dass in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts noch jemand mittelalterliche Handschriften zersäbelt hätte, um eine Geige zu reparieren.


    Wert: Das ist kein billiges Manufakturinstrument, sondern die ist schon ganz ordentlich alt und gut gebaut, und hat teure Reparaturen hinter sich. Trotzdem spielt natürlich auch der Klang eine Rolle. Am Besten gehst Du mal bei einem Geigenbauer vorbei, am allerbesten machst Du mal Urlaub in Mittenwald und fragst die Experten vor Ort.