Beiträge von Braaatsch

    ... Wenn es nicht unbedingt DIESES Instrument sein muß (z.B. weil man besonders daran hängt, es dem Großvater gehörte oder sonstwas), würde ich raten, sie eher als Deko zu verwenden. Natürlich wäre sie prinzipiell reparabel (aber die Stellen bleiben schwach..). Die Reparaturkosten würden den Wert des Instrumentes vermutlich übersteigen, und für das Geld bekommt man auch eine gebrauchte gute Schülergeige. Auf Ebay gibts sehr viele alte Instrumente mit antikem Charme, die sehr günstig zu haben sind und als Schulinstrumente taugen (bzw. nur kleine Reparaturen, neue Saiten... benötigen). Allerdings sollte jemand der sich ein bisschen mit Geigen auskennt die anvisierte Anzeige begutachten...

    Die Maße sprechen eher für eine Geige. Miß doch noch mal den Korpus (ohne Halsansatz) aus- Bratschen gehen so bei 38cm Korpuslänge los. Wegen der hohen Zargenhöhe könnte es aber auch eine 1/2 oder 3/4 Bratsche sein.


    Ansonsten: wie ist sie denn gestimmt? Ich glaube, beim Spielen hättest du gemerkt, wenn es plötzlich tiefer klingt... ;)


    Zum Geigenbauer: wenn es sich um das Instrument handelt, welches du im anderen Forum eingestellt hast, halte ich das für eher unwahrscheinlich, aber möchte mich da nicht festlegen.

    Du fragst im anderen Forum nach der "Zargenhöhe", handelt es sich dabei um das gleiche Instrument? (also, vermutlich eine Bratsche...?)...


    Auf den Fotos kann man wenig erkennen, aber ich wage mal eine vorsichtige Einschätzung: meiner Meinung nach aus dem böhmisch/tschechischen Raum. Sie könnte aus den 20ger/30er Jahren stammen, aber ich habe auch schon sehr ähnliche Instrumente gesehen, welche in den 70ger/80ger Jahren gebaut wurden. Rein gefühlsmäßig (man möge mich verbessern) würde ich sie eher in die letztere Kategorie einordnen (70ger...). Schärfere Fotos/Detailaufnahmen (Schnecke, Zargen, Einlagen, Schäden...) wären wichtig, daher betrachte meine Schätzung mal als vorläufig.


    Beim Wert wird es wohl auf den Klang ankommen... Meine Einschätzung: Wert als Geige vielleicht 300 Euro (bei Ebay ca. 100), als Bratsche 400-500 (bei Ebay 150, aber ich habe auch schon ähnliche Bratschen im Bestzustand gesehen, auf die keine 100 Euro geboten wurden...). Meistens waren da "Antonius Stradivarius.. Made in Czechoslovakia"-Zettel drin.

    ..auf Ebay tauchen immer mal wieder welche auf, muß man eben mal eine zeitlang suchen. Evtl. auch mal beim Ebay der Nachbarländer schauen, da wird man schon irgendwann fündig.

    Eine Schätzung in Natura ist sicher besser als eine über Photos- aber auch ihr Restaurateur kann sich geirrt haben. Vielleicht sollten Sei einfach noch mal eine Zweitmeinung bei einem anderen Geigenbauer einholen...? Zum Zettel: Um 1734 kann er entweder mit Bleistift oder mit Tusche beschriftet worden sein. Sollte das "Kopierstift" oder Kugelschreiber oder irgendeine blaue Tinte sein, wäre ich schon sehr skeptisch (die gab es damals meines Wissens nach 1734 noch nicht...zumindest war blau (so es schon verfügbar war) nicht farbecht). Tusche wäre grau/schwarz/braun. Eichengallustinte (die damals preiswerteste Tusche, schwarz/dunkelbraun) hinterläßt nach langen Jahren Fraßspuren am Papier (so ein bisschen Ausfransungen, bzw. Ränderchen an der Schrift), und Sepia (braun) wäre (soweit ich weiß) etwas ausgebleicht (aber das kann bei einer Geige, die ja meist im Dunkeln liegt, anders sein). Genaueres dazu findet man im "Handbuch für Kunstfälscher"...oder jemanden fragen, der sich mit alten Handschriften oder alten Handzeichnungen auskennt (z.B. Kunstmuseum, die sehen auf den ersten Blick ob das Papier und die Schrift schon so alt sind)... Sollte das mit Graphit/Bleistift gechrieben sein, wirds schwierig, die gabs damals schon. ;)

    Die meisten Geigenzettel sind nicht echt. Gerade bei bekannten Namen sollte man vorsichtig sein. Und es wurden auch gerne mal italienische/französische/... Namen erfunden, die Phantasie der "Geigenumbenenner" kannte keine Grenzen. Geigen(zettel) werden genauso "gefälscht" wie Kunstwerke, auf den Zettel braucht man also nix zu geben. Und der Zettel sieht wirklich nicht "alt" aus...die Schrift wirkt sehr "modern" für eine über 200 Jahre alte Handschrift (wenn man sich z.B. alte Handschriften ansieht...)- und das Papier zu hell und irgendwie zu "neu" (glatte Schneidränder...). Was wurde denn restauriert, daß so hohe Reparaturkosten anfielen?

    ...Eben. Es gibt den "Wert", und das, was einem Käufer die Geige "wert" ist. Angenommen, ein hypothetisches Instrument X (Baujahr 1900) wurde vor 30 Jahren für 1000 DM gekauft, und wäre seitdem in gleichem Zustand geblieben. Es hätte somit vielleicht noch ein bisschen an Wert gewonnen, also wäre heute 1000 Euro wert, oder vielleicht 1500. Nun hat sich der Markt aber etwas gewandelt, es stehen jedem sofort tausende Geigen zur Verfügung (via Internet,...), also nicht nur der Geigenbauer bietet Auswahl, sondern jeder kann überall Geigen kaufen und verkaufen wie er möchte. Dort gibt es nun neuere Instrumente, die wesenlich besser sind als unsere hypothetische Geige, aber aufgrund der Marktlage und/oder niedrigerer Produktionskosten billiger angeboten werden, sagen wir für 500 Euro.


    Was ist unsere hypothetische Geige nun wert? Sie kann ja eigentlich nur an Wert gewonnen haben (1000 DM -> 1000/1500 Euro) weil sie ja noch älter ist, und der Zustand gut.... Aber: keiner wird 1500 Euro geben, weil er für 500 Euro ein besseres Instrument als unsere hypothetische Geige bekommt. Ihr realer Wert (also der Gegenwert, den sie augenblicklich in Geld erzielen würde) liegt bei vielleicht 400 Euro.


    Und so kann der Besitzer (und potentielle Verkäufer) der Illusion erliegen, daß sein Instrument viel wert ist (und vielleicht findet er auch einen Käufer dem er das z.B. mit alten Rechnungen weismachen kann), auf dem Markt ist das Instrument aber nicht (mehr) so viel wert.


    Die Meinungen im Forum spiegeln die Erfahrungen mit dem derzeitigen Geigenmarkt wieder, und da sind sich die Beteiligten recht einig. ;)

    Nun machst Du zumindest mich neugierig. Wieviel hast Du denn für die Geige bezahlt? Daß der Händler den Namen des Erbauers nicht nennen will, verstehe ich persönlich nicht. Sollte sie nachweislich von einem guten Geigenbauer stammen, hätte er doch einen höheren Preis (=höhere Gewinnspanne) verlangen können...? Erst recht wenn der Geigenbauer "sonst viel mehr dafür verlangt". Warum also diese Geheimniskrämerei? Hmmmmmm...... für mich paßt das nicht.


    Zum Instrument selber: wenn Dir der Klang gefällt, ist doch alles super! Fakt ist, daß durch die "weltweite" Verfügbarkeit (Internet) von tonnenweise Kleinanzeigen (normale Grebrauchtwarenannoncen, Ebay,...) einfach ein riesengroßes Angebot herrscht. Jeder kann sich überall Geigen en masse besorgen, billige aus China, alte aus Böhmen,... Instrumente in allen Qualitäten. Dieses (Über-)angebot drückt den Preis, zumindest für Schülerinstrumente und Instrumente mittlerer Qualität. Daher sollte es Dich nicht wundern, wenn die Preisangaben im Forum das widerspiegeln, was bei einem Privatverkauf wahrscheinlich zu erzielen wäre.

    ..So einfach ist das mit dem "Wert" nicht. Steht ja schließlich kein Preisschild drauf. Die Geige ist grundsätzlich erstmal nur soviel wert, wie jemand anderes bereit ist dafür zu zahlen. Der ideelle Wert mag aber weitaus höher sein. Woran man eine gute Geige erkennt:
    OHNE ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT....: z.B. am Klang (schrill? sanft? Durchsetzungsfähg? Dünn? Modulierbar? usw.....), an der Holzwahl (Riegelahorn, gute Fichte, Ebenholzgriffbrett usw.....), an der Verarbeitung (z.B. Sauber verarbeitet? Stimmige Mensuren? Guter Lack? usw....Komponenten aufeinander abgestimmt? "Paßt" die Geige zusammen?...). Das reicht aber meist nicht-oftmals spielt eben auch der Name des Erbauers eine Rolle. Für den einen ist der Klang wichtiger, für den anderen die Optik, für den dritten die Authentizität- es gehört viel Erfahrung dazu, den Wert einer Geige zu bestimmen, und einzuschätzen was an Reparaturen zu erwarten ist (z.B. Risse, Einstellung des Instrumentes, Wirbelreparaturen, Ausbuchsen usw....), welche Reparaturen wertmindernd sind und am Instrument schon gemacht wurden usw..., am besten kann das ein Geigenbauer, der das Instrument in den Händen hält und anspielen kann. Wertangaben im Forum basieren auf einer Fotoeinschätzung, und geben eine gute Einschätzung was so eine Geige ungefähr bei Ebay/auf dem freien Markt bringt, und da glaube ich kannst du dich auf die Angaben der Forumsmitglieder schon ganz gut verlassen. =)

    Wenn du erstmal schauen möchtest, ob dir das Geigespielen Spaß macht, würde ich Dir raten, Dir ein Instrument zu leihen- das machen auch viele Geigenbauer. Deren Leihinstrumente sind meistens besser als preiswerte Angebote, gut eingestellt usw. (Zumindest sollten sie es sein...). Wenn Du dann weißt, ob es das Richtige für Dich ist, kannst Du Dich immer noch nach einer eigenen Geige umsehen.