Beiträge von Braaatsch

    Uiiiiii....die sieht alt aus. Meiner Meinung nach eine "umgebaute" Barockgeige. Die Decke finde ich bemerkenswert- grobjähriges Holz, und sogar ein riesiges Astloch! Wirkt etwas grob "gezimmert" ;) Alter: ich mag mich nicht festlegen, aber ich würde schätzen Ende 18.Jahrhundert???????????????

    ...Fragen kostet nix. Vielleicht antworten sie, vielleicht nicht...die beißen schon nicht. ;) Sie können ja ein paar Bilder hinschicken und sagen daß Sie das Instrument als "aus Bubenreuth stammend" gekauft haben, und ob die evtl. wissen wer der Erbauer sein könnte. Normalerweise kennen die Kollegen sich untereinander, und da die Geige ja noch nicht so alt ist, erkennt vielleicht einer der Geigenbauer den Stil wieder...? Eine Werteinschätzung sollten Sie aber lieber nicht erwarten und höflicherweise auch nicht anfragen ;) Und wenn Sie es wirklich ganz genau wissen wollen: Geige einpacken und hinfahren, und dann einfach mal freundlich fragen. Ein sehr erfahrener Geigenbauer kann dann schon am Holz (Maserung...) und am Lack sehen, wo das Instrument herkommt (und z.B. China als Quelle ausschließen...mein Geigenbauer meinte z.B., daß sich chinesischer/fernöstlicher Riegelahorn beim Lackieren anders verhält, weil anderes Klima und andere Baumsorte...ob das stimmt weiß ich nicht).


    Wie gesagt: egal wo sie herkommt- sie kann eine prima Geige sein. Und irgendjemand MUSS sie ja gebaut haben, aber ob das jemand aus Bubenreuth war...?

    ... H. Gill sieht mir aber nicht so aus, als sei er auf "Geheimniskrämerei" bezüglich seines Namens bei Zwischenhändlern angewiesen. (Wir erinnern uns an den Anfang des Threads...) Er hat sich ja sogar seinen Namen patentrechtlich schützen lassen, soweit ich das auf seiner Website sehen konnte.


    Ich kenne das Instrument nicht, aber die ganze Geschichte klingt -für mich- immer noch sehr komisch. Ich will Ihr Instrument keineswegs schlechtreden, es ist sicher eine gute Geige. Aber ich werde -sorry- das Gefühl nicht los, daß das Instrument eine zweifelhafte Herkunft hat, und daß da jemand eine "schöne" Geschichte mit anonymen Geigenbauern erfand um einen höheren Preis zu bekommen. Das Instrument kann überall herkommen- und wenn es ein bisschen aussieht wie aus Bubenreuth dann sagt man einfach daß es dort gebaut wurde, und keiner kann das Gegenteil beweisen, da sie ja keinen Zettel hat. Vielleicht ist es irgendein Gesellenstück, eine Werkstattgeige von sonstwoher, vielleicht auch einfach eine unbekannte namenlose Geige, und in welchem Erdteil sie gebaut wurde...? Wer weiß... Ein guter Freund von mir hat eine Instrumentenwerkstatt und verkauft gelegentlich Instrumente. Da werden ab und zu "farbenfrohe" Geschichten zu manchen Instrumenten erzählt, vor allem von "Händlern" die ihm Instrumente teuer zu verkaufen wollen. Das sind alles "nahezu Stradivaris" und berühmte Geigen- und ihre Geschichte kommt mir bekannt vor. Komischerweise wollen solche "Händler" die "berühmten Geigen" nicht auf Kommission verkaufen, sondern gleich Bares sehen. Wie gesagt, Ihre Geige ist vielleicht ein ganz tolles Instrument, was auch seinen Preis wert war, nur die Geschichte drumherum finde ich merkwürdig.


    Aber fragen Sie Gill einfach, schicken Sie ein Photo, und vielleicht antwortet er... und vielleicht ist sie wirklich von ihm?

    Am Besten Sie gehen mit dem guten Stück zu einem Geigenbauer, und lassen sie in natura schätzen, bzw. vielleicht auch zu zwei/drei Geigenbauern, da bekommen Sie dann ein bisschen ein Gefühl für den (Handels-)Wert der Geige. Die Mühe sollten Sie sich machen, es handelt sich nicht um ein Billiginstrument. Da sollte die Preisgestaltung für beide Seiten fair bleiben ;) Verständlicherweise kann keiner im Forum Ihnen den wahren Wert sagen- das ist über Photos schwierig, weil man das Instrument nicht in den Händen hält und nicht anspielen kann, und außerdem haben ja andere Forumsmitglieder schon Interesse angemeldet, und da will natürlich keiner derjenige sein, der "einen Preis festlegt" ;)

    chrisp


    Klar, genaugenommen ist es natürlich eine Kurrentschrift, und kein wirkliches Sütterlin. Vermutlich älter als Sütterlin. Sütterlin ist ja auch eine "Kurrentschrift". Haste recht ;)


    Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Kurrentschrift heißt eigentlich nur "Schreibschrift" (=fließende Schrift im Gegensatz zur Druckschrift, von Lat. Currere=laufen). Hat sich aber dann als (Über-)Begriff für alle Schriftformen (hauptsächlich des 18/19.Jahrhunderts) eingebürgert, welche in Kirchenbüchern, Verträgen, Briefen,...als "Schönschrift" verwendet wurde, und später von Sütterlin (ein Graphiker) vereinheitlicht wurde, ich glaube das war um sie in der Schule einheitlich unterrichten zu können (nach der Gründung des Deutschen Reiches). Soweit erinnere ich das hoffentlich richtig, werde gerne eines Besseren belehrt. ;)


    Für die C-A Kombination ist da aber ein Bogen zuviel am Anfang... daher meine Folgerung auf EM


    Aber so richtig klar ist der Zettel dennoch nicht, am ehesten eben die oben genannten Kombinationen.


    Außerdem muß es kein Geigenbauer gewesen sein, es könnte sich auch ein Besitzer drin verewigt haben, samt seinem Familienwappen/Adelswappen/....Sammlerzeichen. Bei Kunstsammlungen war es üblich, eigene Sammlerzeichen anzubringen (die heute durchaus die Echtheit/das Alter/die "Wandergeschichte" eines Bildes bezeugen und damit den Wert steigern), vielleicht hat mancher das auch bei Instrumenten gemacht?

    Das zweite Wort ist -wahrscheinlich- Salzer. Evtl könnte es auch Sulzer sein, allerdings müßte über dem u dann noch ein Bogen sein, den hat man in der Sütterlinschrift gemacht, um das u vom n zu unterscheiden. Vielleicht hat der Schreiber den ja vergessen? Ansonsten ziehmlich sicher "Salzer".


    Das erste Wort ist definitiv nicht Carl. Der Erste Buchstabe ist ein E, der zweite ein m, der dritte -so wie es da steht- ein e, und der letzte ein L. Ich würde daher auf Emil tippen, obwohl da eigentlich Emel steht.

    Hmmm. Sie sieht aus, als sei sie irgendwann mal schwarz angepinselt worden, und die Stelle wo früher der Kinnhalter war zeigt noch die "Originalfarbe"? Ich halte sie für eine sächsisch/böhmische Geige, Jahrhundertwende/bis 30ger. Keinesfalls eine "echte" Stradivari, leider durch die schwarze Farbe "verschandelt". Dadurch kann man wenig sehen (Holzauswahl.....), ich halte sie zwar auf den ersten Blick für ein Manufakturinstrument, aber was sich unter der Farbe verbirgt...? Vielleicht hat man sie angemalt, um ein tatsächlich wertvolles Instrument zu "tarnen", oder aber um ein billiges Instrument, um das es sowieso nicht schade ist "regentauglich" zu machen...???? Das ist -für mich- von Bildern her nicht einzuschätzen, aber vielleicht haben andere noch eine Idee? Im augenblicklichen Zustand ist sie (vermutlich) kaum was wert...


    Der Steg (also das helle Teil wo die Saiten drübergespannt sind) steht falsch, solange die Saiten locker sind passiert da wenig. Sie sollten aber keinesfalls versuchen, die Saiten zu spannen ohne einen Geigenbauer zu konsultieren und das richten zu lassen- ansonsten riskieren sie Risse (und Zerstörung des Instrumentes)!

    ...na ja, so ganz "wertlos" ist sie ja nun auch nicht. Zumindest wenn man bedenkt, wieviele "Stradivaris" auf den Dachböden gefunden werden, die sich dann im 100-300 Euro-Bereich bewegen. Da finde ich 1000-2000 Euro doch schon eine feine Sache! Und das Instrument ist gut gemacht, gut erhalten, und entstammt vermutlich keiner Massenproduktion. Zumindest ich finde sie sehr schön, und sie ist auf jeden Fall etwas Besonderes- ich würde sie definitiv nicht verkaufen, wenn es meine wäre!

    ...und die "historische Einordnung": höchstwahrscheinlich sächsisch/böhmisches Manufakturinstrument, ca. 1910-1930. Zumindest wäre das mal so meine Einschätzung. Was meinen die Anderen?


    Die sächsisch/böhmischen Instrumente gab es von "Schrott" bis hin zu "(nahezu) Meistergeige ohne Zettel", also damals schon in verschiedenen Preis- und Qualitätslagen. Sie wurden zu Tausenden und Abertausenden hergestellt, und sind daher heute für Sammler/historisch wertlos. Unter ihnen gibts aber auch einige Instrumente, die überraschend gut klingen (gute Mittelklasse), die meisten sind robuste brauchbare Schulinstrumente. Preislich sind sie oft unterbewertet, einfach weil sie einer Massenproduktion entstammen. Ich hab selber eine wirklich furchtbar häßlich lackierte, unsachgemäß reparierte (verbastelte) "Sachsenfiedel", die vom Geigenbauer auf 150 Euro geschätzt wurde, nach einem Anspielen klanglich aber auf 1800 Euro.