Beiträge von Braaatsch

    Ich würde die Geige nicht bei Ebay verkaufen, es sei denn, Sie brauchen wirklich dringend Geld, und nehmen dafür einen "Kampfpreis" hin. Gehen Sie zu einem Geigenbauer oder Musikalienhändler, und lassen Sie das Instrument in Kommission nehmen. Potentielle Kunden können die Geige dort probespielen. Wer nach einer "ersthaften" Geige sucht (und nicht nur was zu "Herumfiedeln" braucht), wendet sich eher an ein Fachgeschäft als an Ebay. Alternativ können Sie auch einen Aushang an der Musikschule machen, oder auch das Instrument bei Ebay Kleinanzeigen zum Festpreis anbieten. Beim "Ebaysteigern" ist das Risiko groß, das Instrument zu einem Schleuderpreis verschenken zu müssen (ich würde da von 500-600 Euro ausgehen). Ich denke schon, dass man beim Geigenbauer/Musikalienhändler durchaus noch 1200- 1500 Euro bekommen kann, je nach Klang.


    "Moderne" Geigenbauer sind -meines Erachtens nach völlig zu Unrecht- nicht so "gefragt". Leider hält sich der Mythos der "wertvollen alten Geige" beharrlich. Das ist für Verkäufer schwer, für Käufer günstig.

    Der Musikwinkel erstreckte sich in der Gegend um Markneukirchen/Klingenthal in Sachsen ueber die (heutige) Grenze nach Schönbach, Graslitz undsoweiter... Damals wechselte das mit den Grenzen etwas, und auch die Bevölkerung war auf böhmischer Seite "mischsprachig" (wie im Riesengebirge auch, da gab es Regionen mit 90% deutscher Bevölkerung, "Sudetendeutsche"). Daher ist es nicht verwunderlich, dass extrem enge Handelsbeziehungen im Musikwinkel bestanden, und wirtschaftlich gesehen das Ganze als "ein" Gebiet betrachtet werden kann-zumal einige Firmen mehrere "Produktionsstätten" hatten, welche tw. in Sachsen und tw. in Böhmen lagen. Daher kann man gerade bei Manufakturinstrumenten nur schwer sagen, ob sie nun diesseits oder jenseits der Grenze gebaut wurden, oder gar vielleicht der Hals aus Böhmen stammt, und der Korpus drei Meter weiter in Sachsen gefertigt wurde.... ;)


    Bleistiftskizzen sehe ich auf den Bildern nicht, allerdings wurden die F-Loecher oft innen geschwärzt (zur Deko!), insofern ist da vielleicht etwas Farbe auf die Decke gekommen?

    Ja, es kann sein dass die Geige aus 1886 stammt. Ich hätte sie aber auch jünger eingeschätzt, weil solche Geigen wurden in Massen produziert wurden, und bis in die 20er Jahre (und teilweise noch spaeter) hinein so ausgesehen haben ;) Die meisten Geigen, die der Ihrigen gleichen, stammen also wirklich vom Beginn des 20ten Jahrhunderts, und auch "Kindersärge" (Geigenkasten) wurden durchaus noch später so hergestellt. So ganz auf das Jahr genau lässt sich so ein Instrument nicht schätzen, aber die Rechnung-sollte sie dazugehören- gibt ja Auskunft.


    Klanglich können solche einfachen Instrumente übrigens eine positive Überraschung sein!

    Also, die Mona Lisa der Geigen ist es nicht. ;) Für eine verlässliche Wertschätzung sollten Sie einen (oder auch mehrere) Geigenbauer aufsuchen. Die können Ihnen auch was zu den Bögen sagen... Je nach Klang würde ich grob 1000-1500 Euro ansetzen, wenn sich ein Liebhaber für das schöne Holz findet. Aber per Internet, ohne das Instrument gesehen zu haben und ohne den Klang zu hören ist das nur eine persönliche, unsichere Meinung. Bei Ebay gibt's wesentlich weniger, da wären so geschätzt 300-400 Euro drin, wenn's gut läuft.

    Wieso ist der falsch montiert? Ich finde den ganz korrekt so, oder irre ich mich?


    Manche Musiker liessen sich damals Kinnhalter nach Gipsabdruck fertigen (kann man auch heute noch machen)... Das lohnt(e) meines Erachtens nach aber nur, wenn man die Geige zumindest semiprofessionell spielt(e) (z.B. in einem Tanzorchester, als Kaffeehausmusiker,...). Oder der Vorbesitzer hatte viel Geld übrig ;)

    Es geht das Gerücht, dass Vogelaugenahorn klanglich weniger gut sei. Ich persönlich mag dieses Holz sehr. Aber ich hatte mal eine Geige aus diesem Holz, die hat einen Bodenstimmriss gehabt. Aufgrund der unregelmäßig verlaufendenden Holzfasern war das kaum reparabel...


    Vogelaugenahorn ist sehr teuer, und die meisten Geigen, die ich gesehen habe und die aus Vogelaugenahorn waren, hatten einteilige Böden. Das mag mit den unregelmäßig verlaufenden Holzfasern zusammenhängen, evtl. bekommt man da mit zweiteiligen Böden keinen vernünftigen Klang hin.


    Geigen aus Vogelaugenahorn mögen selten "Konzertinstrumente" sein, haben aber viele Liebhaber, die diese wegen des besonders dekorativen Holzes sehr schätzen!

    "Bemerken"...??? Die wollen nur möglichst teuer verkaufen. ;) Im Kunst- und Antiquitätenhandel sind Ehrlichkeit selten. Leider sind eher etwas "geschönte" G'schäftle an der Tagesordnung- so viele Antiquitäten in augenscheinlich perfekt "restauriertem" Zustand, wie nachgefragt (und verhökert) werden, gibt es gar nicht. Ähnliches bei Meistergeigen: die, die es gibt, sind teuer- aber es gibt massenweise finanzschwächere Kundschaft, die auf Schnäppchen und "garantiert echte Meistergeigen" aus ist. Das schreit geradezu nach jemandem, der auch diesen Markt bedient, um es mal vorsichtig auszudrücken.


    Bei Bildern gibts bei manchen Auktionshäusern sogar einen Code:
    "XY zugeschrieben" = wir wissen dass es nicht von ihm stammt, aber irgendeiner hat das mal behauptet
    "im Stile von" = garantiert unecht
    "aus der Werkstatt" = vielleicht irgendein Schüler, vielleicht auch nicht
    "von F. Marc" = könnte sein, aber Herkunft ungesichert
    "von Franz Marc" = wahrscheinlich Original
    ..da macht es schon den Unterschied, ob der Vorname ausgeschrieben wurde oder nicht ;)


    Bei der Geige hat man den "versteckten Hinweis" vermutlich über das zu erwartende Höchstgebot gegeben.


    Ich hoffe ich erinnere mich bezüglich der Bilder richtig, ansonsten dürft ihr die Details gerne im "Kunstfälschers Handbuch" (Eric Hebborn) nachlesen! Trotzdem sah die Geige auf den Bildern gar nicht so schlecht aus... ;)

    Huuuuuuiiiiii....das war ja mal ne Schachtel!!! Also, so grob hab ich Decken noch nie gesehen... Aber Du hast das ja echt ganz gut hinbekommen...!
    Vielleicht solltest Du aber wirklich versuchen, mal einen Bassbalken einzupassen-alleine aus Übungszwecken?


    Soweit ich weiss, sind Eckklötze vor allem dazu da, die Auflagefläche der Decke auf den Zargen zu erhöhen (und damit das Instrument etwas stabiler zu machen). Dies funktioniert mit den "Blendern" rein physikalisch auch (eingeschränkt, zumindest "stützen" sie die Ecken ab). Dass Klötzchen nicht zwingend notwendig sind, zeigen die vielen Gusetto-Geigen, und auch die vielen noch nicht "zusammengekrachten" Billiggeigen ohne Eckklötze. Die Schwachstellen liegen meist doch woanders... Es wird noch ein bisschen diskutiert, ob Eckklötzchen den Klang beeinflussen (sie formen ja die Innenform des Geigenkörpers), aber wenn, würden auch "Blender" ausreichen, um die sanfte 8-Form entstehen zu lassen.


    Ich würde Dir noch raten, den Sitz des Untersattes zu überprüfen, oft sind diese bei sächsisch/böhmischen Geigen zu straff eingepasst (dann neigt das Instrument zu Rissen neben dem Saitenhalter oder die Mittelfuge der Decke geht auf). Also einfach schauen ob er zu fest sitzt, und im Zweifelsfalle lieber ein klitzekleines bisschen "Luft" lassen... Das Deckenholz "arbeitet" auch anders als das sehr feste Ebenholz. Und ab jetzt möglichst Knochenleim nehmen, sonst kriegt man die Geige nie wieder auseinander...

    Nachdem ich dank des Links noch mal ein "Vergleichsinstrument" begutachten konnte, rate ich doch eher zur großen Vorsicht. Ich bin inzwischen skeptisch, ob sie aus seiner Werkstatt stammt... Es wurde kein Zettel fotografiert, und vor allem: sie traegt auch keinen Brandstempel.


    Das muss kein schlechtes Instrument sein, aber das "Zertifikat" alleine finde ich nicht glaubwürdig. Der Verkäufer offensichtlich auch nicht, sonst wäre sie höher angesetzt.

    Ich finde es eigenartig, dass es kein Bild vom Zettel gibt. Und dass in dem Zertifikat nicht die Violine abgebildet/fotographiert ist. Für mich stellt sich daher die Frage, ob das Zertifikat und das Instrument wirklich zusammengehören....


    Nichtsdestotrotz halte ich die Geige für ein sehr gutes Instrument, was durchaus von dem Erbauer stammen könnte.