Beiträge von Braaatsch

    Also, einen Barockbogen für 100-200 Euro zu bekommen wäre schon grosses Glück. Nein, ich will hier niemandem den Mut nehmen, wirklich nicht. Nur ist ein Geigenbogen mehr als ein Flitzebogen ;) Da steckt richtig Arbeit drin, und gute Dinge haben nun mal ihren Preis. Sorry. Die Dinger gibt's nicht in Massenanfertigung, und der Kundenkreis (und der Gebrauchtmarkt) sind recht klein. Soweit ich weiss, gab es zu damaligen Zeiten gar keine "Normen" für Bögen- weder in der Länge, noch in der Krümmung, noch sonstwie. Jeder hat sich das nach seiner Physiognomie ausgewählt. Theoretisch koennte man sich aus einem geeigneten Holzstab, an dessen Enden jeweils die Haare befestigt werden, welche man mit einem selbstgeschnitzten Schiebefrosch spannt, einen "Barockbogen" bauen- was meines Erachtens sogar historisch recht korrekt sein dürfte, denn die vielen armen Spielleute haben sich auch irgendwie beholfen... ;) Das wäre zumindest eine tolle Bastelerfahrung, aber es wird spieltechnisch sicher abenteuerlich :)


    Alternativ muss man in einen solchen Bogen leider einiges investieren, bekommt dann aber Qualität nach modernen Standards- die damals oft (sicher nicht immer!!!) wirklich anders gewesen sein dürfte!


    Zur Erfahrung der barocken Spielweise dürfte es aber auch ein normaler moderner Bogen oder ein "Barockbogen", der modern gebogen ist, tun. Meines Erachtens nach -und da lasse ich mich gerne korrigieren- ist eine Herausforderung der barocken Spielweise das Spielen ohne Schulterstütze und Kinnstütze, also die linke Hand muss beim Lagenwechsel ganz anders vorgehen, weil sie das Instrument stärker stützen muss. Das Instrument wurde oft gegen den Oberarm, das Schlüsselbein oder die Brust abgestützt.
    Insofern koenntest Du ja erstmal damit anfangen ;) und solange sparen, bis es für einen gebrauchten Gambenbogen oder Barockbogen reicht ;)

    Also, einen Bogen selber gut zu bespannen ist nicht ganz so einfach. Bevor Sie sich jetzt auf den Weg zur nächsten Pferdekoppel machen ;) ...: Die Haare gibt es fertig zu kaufen (also schon gewaschen und qualitativ vorsortiert. Trotzdem müssen Sie die geeignete Menge (zumindest ungefaehr) abzählen, sonst verschätzt man sich leicht. Dabei müssen zu kurze, zu dünne, brüchige und sonstwie fehlerhafte Haare nochmal aussortiert werden. Wie man die dann in den Bogen bekommt, lassen Sie sich am Besten von einem Geigenbauer mal zeigen, das kann man schlecht beschreiben. Dazu müssen der Bogen und die Fixierkeile vernünftig vorbereitet werden (bzw. im Fall der Keile ggf. neu angefertigt). Das wird ja alles nur "geklemmt", und nicht geklebt, daher muss das alles ganz genau passen. Die Haare werden angefeuchtet (weil sie sich dann etwas dehnen), und mit den Keilen am Kopf und im Frosch fixiert. Dabei muss man darauf achten, dass die Haare möglichst alle die gleiche Spannung haben, und dass die Länge des Bezuges zum Bogen passt, so dass nach dem Trocknen der Haare der Bogen auch gespannt werden kann und sich der Bezug entsprechend spannt, also nicht duchhaengt (dann wird's mit dem Spielen nichts) oder zu fest ist (dann steht die Bogenstange unter Dauerspannung, und nimmt Schaden).


    Es hat schon seinen Grund, dass Bogenbauer und Geigenbauer ein mehrjähriger Lehrberuf ist ;)

    Ja, das mit um 1880 wird stimmen. Solche Instrumente wurden Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 20er/30ger Jahre gebaut. Ich bin aufgrund des guten Erhaltungszustandes eher von einem jüngeren Instrument ausgegangen, zumal diese Form der Lackierung vor allem später (aber offensichtlich nicht ausschliesslich später) verwendet wurde. So richtig in Mode kam dieses "Sunburst" um 1900-1920, und findet sich bei Gitarren und tschechischen Geigen bis in die 80er Jahre.

    ...Plagiat ;) Da müsen Sie wohl noch mal Lotto spielen...


    Ich halte die Geige für eine böhmische Kopie zwischen 1900 und 1930. Sie ist sehr gut erhalten, und hat einen einteiligen Boden, das sind die Pluspunkte. Eine gerissene Saite läßt sich ohne weiteres ersetzen, das ist nicht schlimm.


    Wert: bei Ebay sind die Preise im Keller, der ideelle Wert ist vermutlich wesentlich höher als die 200-300 Euro, die Sie bekommen wenn es gut läuft. Nichtsdestotrotz klingen solche Instrumente manchmal ganz ordentlich-nur drückt das Überangebot an Instrumenten für den Schul-und Hobbybereich und auch den semiprofessionellen Bereich die Preise unglaublich. Daher: halten Sie das Instrument in Ehren, und geben Sie es an Kinder, Neffen,...irgendwem in der Familie zum Lernen weiter. ;)

    Ja, ich schliesse mich meinem Vorredner an: ein sehr schönes Instrument, welches auf jeden Fall prima zum Lernen geeignet ist! Sofern keine Risse da sind, werden sich die Reparaturkosten in Grenzen halten. Lackpflege wäre natürlich gut, muss aber auch nicht sofort sein ;) Aber das kann ein Geigenbauer vor Ort sicher besser beurteilen. Viel Spaß beim Lernen!

    Das sind, soweit man das auf den Bildern erkennen kann, alles Manufakturgeigen aus Sachsen/Böhmen, vermutlich zwischen 1910-1940. Das erste Instrument hat ein eingefärbtes Griffbrett (also nicht aus Ebenholz), was für ein sehr einfaches Instrument spricht. Wert der Instrumente: auf Ebay je 100-200 Euro, wenn es gut läuft. Sollte es einen aussagekräftigen Zettel geben, wäre da mehr drin (z.B. sind Schuster-Geigen noch recht gefragt).


    Nichtsdestotrotz können dies Geigen recht gut klingen, und sind für einen Anfänger oder Hobbyspieler eine gute Alternative zu den neuen "Chinasets".


    Der Bogen ist wahrscheinlich auch nicht "echt", sondern eine "Kopie" auch aus dem sächsisch-böhmischen Raum.

    Die Gefahr, den Zettel zu zerstören ist sehr groß... abgesehen von der Gefahr, dass das Instrument Schaden erleidet! Heisse Föhnluft auf den empfindlichen Lack, Wasser (Feuchtigkeit) ins Instrument bringen...nenene, die Gefahr, dass da das Holz aufquillt, der Wasserfleck bis auf den Bodenlack durchschlägt, der Deckenlack zu heiss wird (weil man ja irgendwie da ranföhnen muss), die Decke austrocknet und reisst...-das wäre es mir mit Sicherheit nicht wert!


    Um Zettel anzubringen oder zu entfernen, wird das Instrument am besten geöffnet, dann kann man da auch mit vorsichtigem Anfeuchten oder Wärme ran.


    Zum Zettel anbringen: des geht vielleicht, ohne das Instrument zu öffnen. Den eingeleimten Papierstreifen durchs F-Loch fummeln, und irgendwie unten festdrücken (z.B. mit einem Wattestaebchen), und wenn der dabei ein bisschen einreisst, wirkt das umso "authentischer"...

    Holzruss wurde ja schon seit Ewigkeiten als Pigment in der Malerei verwendet- es ist lichtecht, billig und chemisch "unkompliziert" (=reagiert nicht mit anderen Farben, wie es z.B. bestimmte Weisspigmente tun, die dann fleckig werden). Insofern kann man "Russschwarz" als einen der ganz grossen Klassiker ansehen, zusammen mit Roetel und Kreide.


    Ich weiss nicht, woraus Druckerschwärze damals gemacht wurde, aber zumindest in der Frühzeit des Drucks (16-17. Jahrhundert) kam da sicher auch einfach "Kohle" (=Russschwarz) zur Anwendung.

    ...Ich nehme an beides. Das Etikett sollte ja auch "glaubwürdig" sein. Aasendem konnte man mit einer hübsch schattierten dunklen Farbe nicht nur "Alter" vortäuschen, sondern, einfacher ausgedrueckt, eine offensichtlich neue Geige (und weniger tolles Holz) darunter verstecken ;) Desweiteren war die Farbe wahrscheinlich genauso "in", wie auch alte Möbel aus dieser Zeit gerne mal sehr dunkel gehalten waren...