Meine Geigen 1

  • Hallo liebe Leute,


    endlich schaffe ich es auch hierhin ins Forum und möchte gerne meine Geigen von euch Begutachten lassen und euch um Eure Meinung bitten, da ich mich leider nicht gut genug auskenne. Gefallen tun sie mir alle. Leider sind manche mehr, manche weniger reparaturbedürftig. Ich dachte mir, eine ungefähre Werteinschätzung wäre nicht so schlecht um die Reparaturarbeiten priorisieren zu können :)


    Zur ersten Geige:
    Sie ist relativ spielfertig, das Griffbrett und ein neuer Steg gehören gemacht. Dennoch klingt sie auch mit den alten Saiten zauberhaft, viel besser als meine aktuelle Geige auf der ich spiele. Ich denke bei der Geige wurde mal etwas am Lack gearbeitet, bzw bekam mal eine Rundumwartung. Sieht so aus als wären auch Risse bereits repariert worden bzw die Geige öfter aufgemacht und wieder zusammengesetzt worden.


    Außerdem finde ich den Steg sehr schön. Kann mir jemand sagen was das für ein Modell ist?


    Genug geredet, macht euch einfach ein Bild:




  • ich will Ihnen zeigen,wie schwierig es ists über Bilder ohne Zusatzinfos etwas zu sagen, wenn die Geige einen ansonsten ordentlichen Eindruck macht.
    Diese Geige habe ich zufällig heute am Trödel für 40€ gekauft. Sie hat hervorragende Materialien, gutes geflammtes Ahorn an Boden, Zargen, Hals mit Wirbelkasten, engjährige Fichte als Decke. Schöner Lack, der aber erst unter der Staubschicht wachgeküsst werden muss. Sehr gut gemachte Schnecke (wegen der Staubschicht nicht gut sichtbar zwar). Dennoch nur eine nette Sachsen-Strad. Momentaner Wert: Ar*** drunter

  • Ja, ich halte die "Geige 1" auch für eine gute ca. 125 Jahre alte vogtländische Arbeit. Bei gutem Klang und spielfertigem Zustand würde ein Geigenbauer vermutlich einen vierstelligen Euro-Betrag ansetzen.
    Aufgrund des aktuellen Überangebotes wäre bei einem Privatverkauf wahrscheinlich aber nur ein mittlerer dreistelliger Eurobetrag zu erzielen, bei einer Internet-Auktion sogar nur etwa die Hälfte davon.


    MfG
    Rainer

  • Hallo yxyxyx, hallo Rainer,


    danke für die raschen Antworten!
    Diese Geige hat einen Zettel auf dem handgeschrieben steht:
    Johann Baptiste Schweitzer
    (irgendwas lateinisches)... 1817


    Habe ich vergessen dazuzuschreiben.


    Sonst weiß ich noch, dass die Geige von jemandem stammt, der selbst wohl auch Sammler war.
    War mit dieser Geige auch schon bei zwei Geigenbauern die sie beide als gutes Instrument empfunden haben. Genaue Preisauskünfte gabs natürlich nur gegen Entgelt ;)


    Was interessant ist ist, dass diese Geige deutlich schmäler gebaut ist im Vergleich zu den anderen. Viel zierlicher und die Decke ist an den F-Löchern nur knapp über 1mm hoch.


    Bedeutet denn "vogtländische Arbeit": Manufakturgeige aus dem Vogtland?
    Oh und weiß jemand um was für eine Art Steg es sich hier handelt? Der gefällt mir wirklich gut! Auch der Saitenhalter ist spannend, da bei dem ein Stück Holz eingesetzt ist auf dem dann die Saiten aufliegen.


    Jedenfalls: schön ist sie, alt ist sie und klingen tut sie (aktuell) sehr schön. Werde ich wohl in die Reparatur investieren. Ich hoffe es zahlt sich aus (für mich, da ich ja darauf spielen möchte). Schon schrecklich teuer sowas :)


    Danke für eure Zeit und LG!

  • dann ist es sehr leicht: "Jean Baptiste Schweitzer fecit in Pesti 1813" ist einer der am meist gefälschten Geigenzettel überhaupt. Dies macht die Identifizierung sogar sehr leicht als vogtländisch.
    Irgendeine sächs. Geigenmanufaktur hat irrtümlich einen Zettel von ihm anno 1831 mit anno 1813 gefälscht (damals war er noch Lehrbub vom Geisenhof in Wien, erst so um 1830 zog er nach Budapest und wurde dort zum Superstar). Dieser wurde tausendmal weitergefälscht, und somit sind diese Geigen sogar sehr leicht als -sagen wir's diplomatisch- von seinem Werk inspiriert in Sachsen und Böhmen hergestellt, erkennbar.
    Also nochmal die Bitte: unbedingt IMMER alles, was an Siganturen da ist, auch wenn die so falsch sind, dass soger Pinocchio dagegen der reinste Waisenknabe ist, angeben. Das hilft und v.a bei J.B. Schweitzer sehr vel weiter!


    Ich hatte sogar eine von mir mal hier, mit demselben Zettel auf alt gemacht, gepostet:
    http://i361.photobucket.com/albums/oo53/konnyturtle/s.jpg
    Was ist das für eine Geige? Werteinschätzung & Herkunft?

  • ganz einfach: der lebte damals egal ob 1813 oder 1817 nicht in Budapest, sondern in Wien. Irgednwann hing sogar dem gewissenlosesten sächs. Fälscher das 1813 aus dem Hals und daher begannen die, schadensminimierend, ab 1813 raufzuzählen

  • Hi,


    sorry für die späte Rückmeldung.


    Geige ist jetzt aus der Reparatur zurück und klingt mit neuem Steg einfach herrlich. Hat zwar bisschen gedauert, aber mittlerweile klingt die Geige einfach herrlich. Warm, klar und fast keine Nebengeräusche. Am anfang etwas dunkel, aber der Klang wird immer besser. Scheint wohl, als ob sich da erst irgendwas neu einstellen muss :)


    Geigenbauer meinte auch, es handle sich um eine sehr gute deutsche Arbeit und würde ebenfalls im etwas höheren 4stelligen Bereich ansetzen.


    Also wart ihr wirklich gut dran!


    Danke und LG