Was könnt ihr mir über diese Geige sagen?

  • Hallo!
    Diese Geige habe ich vor etwas mehr als einem Jahr gekauft. Der Geigenbauer konnte mir nicht viel über die Geige sagen, da ein "Schild" o.ä. fehlt.
    Was könnte ihr mir über diese Geige sagen? Dazu vier Bilder und ein zusätzliches mit einer eingeritzten Inschrift. Ich hoffe die Bilder sind gut genug.
    Danke im Voraus! Capo

  • ich würde auf gute deutsche Manufaktur -sächsisch frühes 20.Jh. schliessen.
    Gut erhalten, nette aber nicht herausragende Holzwahl, schöner Lack. Durchaus 500-700?.
    Die'Inschrift, wie schon gesagt, dürfte eine persönliche Notiz eines Besitzers nicht aber Meisters sein.
    Es gibt eine Sippschaft aus Mittenwald mit Namen "Sailer" oder "Seiler", die hätten sich aber schwungvoller verewigt und niemals an der Zarge.

  • diese Geige ist wirklich ungewöhnlich.
    1. die Schnecke ist im Kontrast zu der ansonsten guten Arbeit auffallend einfach
    2. mir ist kein einziger Geigenmacher oder Manufaktur bekannt, die die Klötze offensichtlich mit Eisenkrampen an Decke und Boden fixierten.
    3. die eigenartige, aber durchaus gelungene Verzierung deutet auf die Zeit Jugendstil- Gründerzeit hin -also Wende 19.- 20. Jh.
    Dieses Blumenmotiv war auch zu Zeiten der Wandervogelbewegung sehr populär.
    Mit Verzierungen dieser Art spielten schon einige alte Cremoneser, auch Vuillaume, aber aus deren Zeit stammt sie sicherlich nicht.


    Sicherlich wurde sie mal sehr gut restauriert.


    Also ich muss da echt passen.
    Es gibt keinen Zettel?

  • am ehesten fiele mir noch Gasparo da Salo ein.
    Vermutlich, das ist aber meine Hypothese, ist diese Violine eine Anspielung auf ihn.
    Die verspielten Einlagen, der eher "Stainer artige" Korpus (um Missverständnisse vorzubeugen: Stainer lernte in Italien und exportierte die Korpusform ins damalige Deutschland, während in Cremona eine neue Form geboren wurde), die relativ schlampige Schnecke (in diesem Fall positiv gemeint), auch das Fixieren der Klötze (da Salo nahm aber Ebenholzstifte bzw. wurden erst durch spätere Restaurationen eingesetzt) passen noch am ehsten zu ihm.
    V.a. in Böhmen wurde zu besagter Zeit (also Wende 19.-20.Jh) auch er tausendfach kopiert, aber nicht in dieser offensichtlich guten Qualität.

  • ich hatte selber mal zufällig eine ähnliche Geige in etwa derselben Qualität. Diese wurde mir als sächs. Manufaktur diagnostiziert.
    Der Boden ist zwar welliges Ahorn, hat aber nicht die schöne Streifung und v.a. was m. Erachtens wertmindernd ist, ist die zu auffällige Körnung.
    Für die Zargen gilt gleiches ebenfalls.
    Hals und Wirbelkasten relativ einfaches Ahorn und die Schnecke ist etwas simpel gemacht.
    Decke ist herkömmliche Fichte und soweit OK!


    Über den Preis kann man diskutieren. Höhere Preise können bei gutem Klang, gutes Handling, 1a Zustand etc. gerechtfertigt sein, aber das ist aus Fotos nicht ersichtlich