Beiträge von Braaatsch

    Ja, viele -nicht alle!- Musiker kennen ihre eigenen Instrumente und deren Geschichte. Aber meine Familie weiss auch nicht, was meine Instrumente gekostet haben, erst recht nicht, wenn das 20/30/noch mehr…Jahre her ist. Der Markt hat sich gewandelt, und ich finde es eher ein Zeichen von seriösem Interesse, wenn Rat gesucht wird und man sich nicht auf „Familiengeschichten“ verlässt. Wir kennen doch hier auch genug solche unter anderen Vorzeichen- garantiert echte Stradivari, weil Opa „Berufsmusiker“ (Kneipencombo…) war.


    Soweit ich das verstanden habe, geht es hier aber eher um eine Werteinschätzung, die auch vom Finanzamt akzeptiert wird und um Erbstreitigkeiten. So interessant diese Geige vielleicht auch für‘s Forum ist, für solche „offiziellen“ Sachen ist ein Geigenbauer/Gutachter die bessere Adresse.

    Dann rede mal mit deiner Familie. Es ist doch viel, viel besser, wenn die Geige in der Familie bleibt. Den emotionalen Wert kann Dir keiner bezahlen, und wenn die Geige erstmal verkauft ist, bekommst Du sie nicht wieder... Ich würde Dir Folgendes vorschlagen: Geh mal zu einem Geigenbauer, erkläre ihm unbedingt die Situation, und bitte ihn um eine Einschätzung zu diesem Instrument, möglichst schriftlich den Verkaufspreis im Privatverkauf (also ohne Mehrwertsteuer, Gewinn etc.).


    Es ist bei solchen Erbstreitigkeiten am Ende des Tages immer besser, etwas „Schriftliches“ -auch wenn es nicht formvollendet ist- zu haben. Nicht dass einem geldgierigen Verwandten hinterher noch Nachforderungen einfallen oder sich jemand übervorteilt fühlt.


    Und nein, du stiehlst nicht unsere Zeit- wir sind ja hier im Forum gerne unterwegs. Nur sind eben solche Infos wie Du sie jetzt gegeben hast wichtig, um einzuschätzen, was du brauchst. Und ja, den Geigenbauer googeln ist ja keine grosse Mühe. Preisunterschiede: Es kommt eben nicht nur auf den Zettel und seine Authentizität an, sondern auch auf die Qualität und den Klang der Geige.Viele Geigenbauer haben unterschiedliche Qualitäten gebaut, um ein breiteres Kundensegment anzusprechen, und auch „mittlere Qualitätskategorie“ ist sehr dehnbar. Keiner weiss, wie die Geige klingt, welche Arbeiten nötig sind (neue Saiten, Wirbel überarbeiten etc., da können schnell ein paar hundert Euro zusammenkommen…) etc. Daher sind solche Werteinschätzungen als Ferndiagnosen sehr schwierig (und nützen einem bei missgünstigen Verwandten nix). Und ja, bei Auktionen muss man Glück haben, dass mindestens 2 interessierte Käufer dabei sind. Wenn es aber 10 gute Geigen und nur 9 Interessenten gibt, ist die Situation völlig anders als wenn es 20 Interessenten gibt.

    ...einfach mal bei Google den Geigenbauernamen eingeben, und sich durch die Bilder klicken. So ein kleines bisschen Respekt vor meiner Freizeit und mehr Eigeninitiative wäre ganz schön.... ;)


    Wozu willst Du den Wert wissen? Reine Neugierde? Oder brauchst du den für die Versicherung? Falls Letzteres: Geh zum Geigenbauer, lass ein Versicherungsgutachten machen (kostet leider Geld). Aber so ein bisschen Forumsdiskussion ist für eine Versicherung nicht ausreichend.


    Für mich passt die Geige nicht nach Sachsen (Schneckenform, Holzauswahl..), aber vom Foto ist das wirklich schwierig, und wie Chiocciola ganz richtig sagt, oftmals sind es Details.

    Bei Tarisio ist eine Geige zu finden, wo der Zettel sehr ähnlich aussieht.


    Du wirst um ein Gutachten nicht herumkommen, wenn Du die Geige als „Meistergeige“/ echt verkaufen willst. Denn wenn Du sie als „echt“ verkaufst und sie ist es nicht, hat der Käufer Entschädigungsansprüche. Verkaufst Du sie als „keine Garantie, dass echt“, musst Du im Preis deutlich runtergehen.

    Auch hier hat der Zettel nix mit der Geige zutun. Sächsisches/böhmisches Manufakturinstrumen, aber schon der besseren Sorte. Der einteilige, genagelte Boden spricht schon früheren bessere Qualitätsstufe. Aber auch hier ist der Klang ausschlaggebend für den Wert, das kann alles zwischen 200 und 2000 Euro sein.

    Sächsisch-böhmische Manufakturgeige, eine sogenannte Schnurrandgeige (wegen dem Muster am Rand). Solche Instrumente wurden damals auch als „Zigeunergeigen“ verkauft. Der Zettel ist nicht echt, eher nur als Modellbezeichnung anzusehen. Alter: So um 1900 herum. Wert: Je nach Klang. Viele klassische Spieler mögen dieses Schnurrandmuster nicht, dafür interessieren sich manche Folkfans/Mittelalterleute dafür. In diesen Kreisen bekommt man vielleicht einen Aufschlag für die Optik.

    Ja, mein Eindruck erhärtet sich. Manufakturinstrument aus Sachsen, 1. Hälfte 20. Jahrhundert, aber in einer für Manufakturinstrumente hohen Qualität. Das Deckenholz ist recht fein, das Bodenholz gut gewählt, die Verarbeitung gut. Es müssten natürlich ein paar Sachen gemacht werden (z.B. neue Saiten etc.), aber bei entsprechendem Klag kann ich mir auch einen vierstelligen Wert vorstellen. Am Besten gehst Du mal bei einem Geigenbauer vorbei.

    Wichtig wären Fotos bei Tageslicht, und "mehr Geige, weniger Parkett". Also, bitte am Besten auf einen neutralen Untergrund (z.B. helles Bettlaken) und bei Tageslicht fotografieren, und die Schnecke im Profil (=von der Seite), so dass man mal ein paar Details sieht. Auch mal die Geigendecke (=Geigenkorpus von vorne) in "Grossaufnahme", dann kann man auch zur Holzqualität was sagen.


    Der Bogen ist ein einfacher Manufakturbogen aus Sachsen, zwischen 1900-1950, insofern ist es wahrscheinlich, dass es sich auch bei der Geige um ein Instrument aus dieser Zeit und aus dieser Region handelt. Ich sehe auf den Bildern auch erstmal nix, was dagegen spricht. Aber wie gesagt, dazu bräuchte man mehr Details.


    Wert: Das ist bei einer "namenlosen" Geige schwierig. So auf den Bildern sieht es erstmal nach einer gut gebauten Geige mit guter Holzauswahl aus, was daran gemacht werden müsste, müsste ein Geigenbauer vor Ort entscheiden. Der entscheidende Faktor für den Wert ist hier der Klang- sprich, wo liegt sie da im Vergleich mit anderen Instrumenten auf dem Markt. Man kann dann einen kleinen(!) Aufschlag für Alter und Optik veranschlagen, aber einen "historischen Sammlerwert" oder einen Wert als "Kunstwerk eines Geigenbaumeisters" hat sie nicht. Das ist ein "gescheites Gebrauchsinstrument".