Beiträge von Braaatsch

    Irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, wie dort der Bassbalken verlaufen soll (falls diese Geige überhaupt einen hat!). Du musst bei deinen Stegfüssen aufpassen, dass die nicht neben dem Bassbalken stehen und genug Unterstützung der Decke haben, und der Druck nicht voll in die F-Loch-Beeren geht. Bei einer normalen Geigendecke gäbe es dann Rissgefahr, aber vielleicht ist die Geigendecke in deinem Fall ordentlich massiv (sieht zumindest so aus) und hält das alles aus.

    Die F-Löcher sind nicht nur recht kurz, sondern auch viel zu eng auf der Decke. Dein Steg ist im Prinzip eigentlich zu breit, die Stegfussbreite sollte schmaler oder gerade so gleich breit wie der Abstand der oberen F-Loch-Beeren sein. Das geht bei diesem Instrument quasi nicht, weil Du dann mit dem Saitenabstand Probleme bekommst.


    Insofern: Lass es so, solange es irgendwie funktioniert ist alles gut.

    Das scheint mir das Werk eines Nicht-Geigenbauers zu sein. Insofern wirst Du da kaum Vergleichsinstrumente finden. Wer, wann die wo zusammengezimmert hat, wird man wohl nicht mehr herausfinden.


    Zu allen Zeiten haben sich geschickte Leute Instrumente selber gebaut, oder mangels anderer Möglichkeiten beim örtlichen Schreiner in Auftrag gegeben. Das heisst nicht, dass diese Instrumente immer schlecht klingen müssen- oft haben die Erbauer viel Zeit und Mühe reingesteckt und herumprobiert. Je nachdem, wieviel Ahnung (oder Glück beim Probieren) der Erbauer hatte, können die klanglichen Ergebnisse höchst unterschiedlich sein. Offensichtlich hast Du da Glück gehabt.

    Hmmmm. Nur anhand der F-Löcher die Herkunft zu bestimmen finde ich schwierig. Die Form der Schnecke und die durchgehende Unterzarge sprechen für ein süddeutsches/mittenwalder Instrument.


    Damals sind die Geigenbauer auf der Walz überall herumgekommen, sodass es neben „typischen“ Instrumenten auch viele Instrumente gibt, die Merkmale verschiedener Regionen aufweisen. Zumal man sich auch gegenseitig gern kopiert hat. Daher ist ein einzelnes Merkmal selten aussagekräftig.


    Hat die Geige Eckklötze? War der alte Hals genagelt, und wenn ja, mit wievielen Nägeln? Ist der Bassbalken modernisiert, oder noch original? Falls Letzteres: Stehengelassen oder eingesetzt?


    Alter: 1750-1830 kann ich mir gut vorstellen.


    Ansonsten: Nimm die Geige, fahr nach Mittenwald und Markneukirchen, beide Orte haben Museen und Experten, die sich mit alten Instrumenten ihrer Region gut auskennen.

    Wenn Euch die Historie interessiert, ist das Museum in Markneukirchen generell eine gute Adresse. Da geht es um den sächsischen Instrumentenbau und seine Geschichte, die sehr interessant ist.

    Es ist schwer bis unmöglich, von Fotos auf die Echtheit eines Instrumentes zu schliessen. Offensichtliche Fälschungen kann man erkennen…. Das ist ein Bisschen wie: Foto vom Auto -> Frage, ob es durch den TÜV kommt. Bei Fotos von Unfallwägen ist die Antwort so einfach, dass ein Foto reicht…. Aber bei allem Anderen muss sich das jemand in Natura ansehen- und bei dieser Geige ist das auch so.


    Ja, da wurde viel „kopiert“, und gemeinerweise auch schon zu damaligen Zeiten bzw. kurz danach, und die Sachsen haben sich auch gegenseitig kopiert….oder es wurden Zettel von Werkstattnachfolgern weiterverwendet, quasi als „Marke“, obwohl der eigentliche Meister schon nicht mehr lebte… Das ist also manchmal nicht so einfach.


    Gerade wenn Ihr mehrere Instrumente habt, dann packt die alle ein, macht einen Termin im Museum Markneukirchen und fahrt dort hin. Die kennen sich mit sächsischen Geigenbauern richtig gut aus, bzw. können Euch einen Geigenbauer/Experten nennen, der seriös ist und Ahnung hat.

    Auch wenn Erwachsene nicht die primäre Zielgruppe sind, ist von den ca. 6-8 Schulwerken, die ich gesehen oder besessen habe, der „Sassmannshaus“ mit Abstand mein absoluter Favorit. Mit musikalischen Vorkenntnissen sollte man bei Band 3 einsteigen (Band 1 und 2 sind wirklich „kindgerecht“ und eher „vorbereitend“, ab Band 3 geht es „richtig los“).


    Bezogen auf Band 3 und 4: Ich finde die Stückeauswahl sehr schön und erwachsenentauglich, meist (aber nicht nur!) leichte Barocksachen. Viele kurze Stücke mit klaren Lernzielen, nicht langweilig (wenn man Barock/Klassik mag!). Band 1 und 2 enthält viele Kinderlieder, Übungen zum Notenlesen, Rhythmus etc.


    Auch didaktisch ist der Sassmannshaus meiner Meinung nach gut, geht methodisch systematisch vor und erklärt die wichtigsten Aspekte. Ich habe mit dem Sassmannshaus autodidaktisch gelernt, und habe mir nix grob Falsches angewöhnt. Trotzdem, mit Lehrer geht es besser und schneller, daher würde ich unbedingt einen Lehrer empfehlen.


    Es gibt auch eine Website dazu, da kann man erstmal schauen…


    Ansonsten sind sicher die Schulhefte von Suzuki musikalisch ganz nett, da wird aber wenig erklärt. Das macht der Sassmannshaus in meinen Augen gut, zumindest bin ich damit als erwachsener Umsteiger sehr gut klargekommen.


    Eine andere bekannte Schule ist von Doflein, aber den fand ich nicht so gut. Viele andere Schulen waren mir von der Stückeauswahl zu „modern“ bzw. zu langweilig/etüdenmässig… mit Vorkenntnissen ist Notenlesen/Notenwerte/einfache Grundlagen nicht das Problem, aber das ist individuell natürlich verschieden. Wenn man mit Barock/Klassik nix anfangen kann, ist der Sassmannshaus nix.


    Am Besten einfach mal ins Notengeschäft gehen, und sich Schulen ansehen. Es ist meiner Meinung nach auch kein Fehler, mehrere Schulen parallel zu verwenden. Die eine erklärt das besser, die andere jenes…und für mich hat die Kombi Sassmannshaus + Suzuki + Ergänzungsliteratur prima funktioniert.

    Schöne alte Geige! Ob Johann Gottlob Gütter wirklich der Erbauer war, kann ich nicht einschätzen, das müsste ein Fachmann beurteilen, der das Instrument in den Händen hält. Alter und Herkunft erscheinen mir aber zumindest glaubwürdig.


    Am Besten fragst Du mal beim Forum des Musikinstrumentenmuseums Markneukirchen nach, die können Dir ganz sicher was zum (möglichen) Erbauer sagen.

    Ja, man kann beliebige Zettel und Stempel auf/in eine Geige kleben. Oft wird das schon beim Bau gemacht, oder eben bei Reparaturen oder eben von ganz geschickten Handwerkern durchs F-Loch.


    Man kann auch einen Mercedesstern an einen Trabbi schrauben.